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Württemberg | Rebschutzhinweis 6

Anlagen in vitalem Zustand

Im aktuellen Rebschutzhinweis finden Sie Informationen zu den folgenden Themen: allgemeine Situation, Pflanzenschutz, chlorotische Aufhellungen der Blätter, Asiatischen Hornisse sowie Sonstiges.

von Redaktion Quelle LRA HN erschienen am 28.05.2025
Mit der Rebblüte ist in Abhängigkeit von Lage und Sorte Anfang Juni/um die Pfingstfeiertage zu rechnen. © Natalie Krampfl
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Allgemeine Situation

Das Wetter im Beratungsgebiet war in den letzten Tagen durch wechselhafte Bedingungen geprägt – mit einem Mix aus Sonne, Wolken und sehr unterschiedlich verteilten Niederschlagsmengen. Seit Mitte letzter Woche fielen meist 5 bis 15 l/m², punktuell – etwa bei lokalen Gewittern – auch bis zu 30 l/m². Dominierender Wind sorgte dafür, dass die Böden rasch wieder abtrockneten.

Für den weiteren Verlauf dieser Woche ist mit einer allmählichen Wetterbesserung zu rechnen. Nach einem eher unbeständigen Start mit vereinzelten Schauern und kühleren Temperaturen wird zur Wochenmitte zunehmend sonnigeres und wärmeres Wetter erwartet. Zum Wochenende hin sind sommerliche Bedingungen mit Höchstwerten über 25 °C möglich.

Allerdings bleibt die Wetterlage dynamisch, lokale Unterschiede und einzelne Gewitter insbesondere ab Sonntag sind weiterhin möglich. Die Rebanlagen präsentieren sich derzeit, abgesehen von vereinzelten chlorosebedingten Aufhellungen und bekannten Virussymptomen, in einem vitalen Zustand. Mit der zu erwartenden Erwärmung dürfte sich die Entwicklung in den nächsten Tagen deutlich beschleunigen, mit entsprechendem Zuwachs. In Abhängigkeit von Lage und Sorte ist Anfang Juni beziehungsweise um die Pfingstfeiertage mit dem Beginn der Rebblüte zu rechnen.

Die bislang eher verhaltene Entwicklung hat eine gute Koordination der Stockarbeiten ermöglicht. Neben den letzten Ausbrecharbeiten wurde aufgrund des Längenwachstums bei windbruchgefährdeten Sorten sowie bei Flachbögen bereits mit den ersten Heftarbeiten begonnen oder diese stehen in der kommenden Woche an. Achten Sie dabei auf eine gleichmäßige Verteilung der Triebe, um sowohl die Belüftung der Laubwand als auch die Wirksamkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen zu optimieren.

Angesichts der meist überdurchschnittlichen Gescheinsansätze und günstiger Wachstumsbedingungen kann bei kompakten Rebsorten und Klonen über auflockernde Maßnahmen mit Bioregulatoren nachgedacht werden. Beobachten Sie Ihre Rebanlagen aufmerksam, um den Handlungsbedarf unter Berücksichtigung Ihres Produktionsziels zu beurteilen. Weitere Hinweise zum gezielten Mitteleinsatz folgen im nächsten Rundschreiben.

Aus aktuellem Anlass hier nochmal der Hinweis aus der Vorwoche: Während der Fahrt durch den Landkreis nimmt man vermehrt Weinberge wahr, die vermutlich zur Rodung vorgesehen sind. Diese wurden auf den Kopf zurückgeschnitten oder die Stämme abgesägt. Teilweise wurde bereits die Drahtanlage entfernt, sodass vermutlich in diesen Flächen zukünftig keine Bewirtschaftung mehr stattfinden wird. Mittlerweile sind die Rebstöcke jedoch vielfach wieder stark ausgetrieben. Bitte denken Sie daran, in diesen Bereichen alle Wasserschosse zu entfernen, damit sie nicht zu "Sporenschleudern" werden. Sprechen Sie auch benachbarte Grundstückseigentümer bzw. Bewirtschafter auf mögliche Auswirkungen für die ordnungsgemäß bewirtschafteten Weinberge in der unmittelbaren Umgebung an!

Pflanzenschutz

Die Infektionsbedingungen für Oidium und Peronospora sind aktuell und in den kommenden Tagen günstig. Mit dem erwarteten Wachstumsschub ab dem Wochenende sollte der Termin für die nächsten Pflanzenschutzbehandlungen in erster Linie am Neuzuwachs ausgerichtet werden. Spätestens nach dem Austrieb von zwei bis drei neuen Blättern ist eine erneute Behandlung erforderlich. Ein Hilfsmittel zur Einschätzung der regionalen Situation bietet das Wirkungsdauertool im Vitimeteo-System (Oidium beziehungsweise Peronospora – Kombiansicht – Behandlung Wirkungsdauer).

Für anstehende Maßnahmen wird die 2-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Unterschiede in der Entwicklung von Sorten oder Lagen können gezielt über das Zu- oder Abschalten eines zusätzlichen Düsenpaares ausgeglichen werden.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Bei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten sollte zum Resistenzerhalt ein erster Belag ausgebracht werden, sobald die Blüte in Sichtweite ist. In sehr frühen, exponierten Lagen könnte unter Berücksichtigung des Entwicklungsstadiums eine Behandlung infrage kommen.

Oidium

Die derzeit feuchtwarme Witterung mit hoher Luftfeuchtigkeit und Gewitterneigung schafft weiter hin günstige Bedingungen für den Echten Mehltau (Oidium). In weit entwickelten Rebanlagen ist das sogenannte Mehltaufenster bereits geöffnet – ein lückenloser Pflanzenschutz ist daher besonders wichtig. Die kritische Phase reicht von kurz vor der Blüte bis zum Erbsenstadium der Beeren. In diesem Zeitraum sind vor allem die empfindlichen Gescheine stark gefährdet. Aus dem Beratungsgebiet wird weiterhin Blattbefall gemeldet – zunehmend auch an bislang unauffälligen Flächen.

Bitte melden Sie Beobachtungen zum Auftreten von Oidium an die Weinbauberatung, um eine gezielte Überwachung zu ermöglichen und beachten Sie die nachfolgende differenzierte Pflanzenschutzstrategie! Zur Unterstützung bei der Diagnose stellt die Hochschule Geisenheim unter dem Stichwort „Schadbilder im Weinbau“ anschauliches Bildmaterial auf ihrer Website zur Verfügung.

Strategie für Befallsanlagen:

Zur Schonung der organischen Fungizide wird bei festgestelltem Befall zunächst der Einsatz eines Bicarbonatproduktes in Kombination mit Netzschwefel (3,5 kg/ha) empfohlen. Beachten Sie zudem folgende Hinweise:

  • Nicht auf feuchte Laubwände behandeln.
  • Grundsätzlich besteht bei zu hoher Konzentration und insbesondere bei mehrfachem Einsatz Verbrennungsgefahr!
  • Bei Vitisan und Natrisan ist der Zusatz eines Netzmittels erforderlich (wie zum Beispiel Wetcit oder Zentero).
  • Die Konzentration in der Spritzbrühe darf bei Vitisan und Natrisan 1,0 (bis maximal 1,5) kg pro 100 l Spritzbrühe, bei Kumar 0,625 kg pro 100 l Spritzbrühe nicht überschreiten.
  • Die Regenfestigkeit von Carbonatbelägen ist gering. Bei Abwaschung oder weiterhin aktivem Belag ist die Behandlung eventuell nach fünf bis sieben Tagen zu wiederholen. Erst im Anschluss sollten dann wieder organische Fungizide eingesetzt werden.
  • Für eine optimale Applikation wird in diesen Anlagen über das komplette Mehltaufenster eine zwingende Behandlung jeder Rebzeile empfohlen!
  • Eine regelmäßige Kontrolle des weiteren Befallsgeschehens in den Beständen ist unabdingbar.

Befallsfreie Anlagen:

Im aktuellen Entwicklungsstadium bieten sich unter Berücksichtigung des Resistenzmanagementes in erster Linie Produkte wie zum Beispiel Belanty (Wirkstoffgruppe „G“), Dynali („R/G“) oder Talendo („J“) an. Sofern in dieser Saison noch nicht eingesetzt, kann auch Prosper Tec („H“) beziehungsweise Spirox („H“) verwendet werden. In gefährdeten und bisher befallsfreien Anlagen wird bei weit entwickelten Beständen das Befahren jeder Rebgasse empfohlen!

Weitere Hinweise zur Bekämpfungsstrategie sowie zur Abgrenzung zwischen Normal- und Befallslagen finden Sie auf der Homepage der LVWO Weinsberg.

Peronospora

Derzeit liegen keine Meldungen über sporulierende Ölflecken vor. Dennoch können die heutigen Niederschläge – abhängig von Regenmenge und -intensität – das Infektionsrisiko leicht erhöhen.

Die meisten Anlagen verfügen dank vorangegangener Behandlungen bereits über einen mehrfachen Schutz, sodass eine stärkere Ausbreitung aktuell nicht zu erwarten ist. In Regionen mit höheren Niederschlägen in der vergangenen Woche könnte es jedoch zum Monatswechsel, mit dem Ende der Inkubationszeit, zu ersten Ölflecken kommen. Ab diesem Zeitpunkt sind auch stärkere Sekundärinfektionen möglich.

Eine engmaschige Kontrolle der Bestände wird daher empfohlen. Bitte melden Sie verdächtige Symptome umgehend an die Weinbauberatung.

Für eine protektive Behandlung reicht in der Regel der Einsatz eines Kontaktmittels (beispielsweise Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC oder Delan WG) aus. In Regionen mit stärkeren Niederschlägen ist zusätzlich der Einsatz eines phosphonathaltigen Produktes (zum Beispiel Foshield, Phosfik, Rombiphos Extra, Veriphos) als Zuwachsschutz sinnvoll. Alternativ kann Delan Pro verwendet werden.

Sollten sich die Wetterprognosen mit wiederholten Regenereignissen in der kommenden Woche bestätigen, wird aufgrund der zu erwartenden Zuwächse der generelle Einsatz eines phosphonathaltigen Mittels empfohlen.

Chlorotische Aufhellungen der Blätter

Bessern sich die Symptome in betroffenen Weinbergen an den wärmer werdenden Tagen nicht, kann ein eisenhaltiges Präparat noch vor der Blüte eingesetzt werden. Damit reduziert sich die Gefahr, dass Verrieselungen auftreten. Präparate sind zum Beispiel Folicin DP, Fertrilon 13. Beachten Sie unbedingt die Produktbeschreibungen, insbesondere auch in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln!

Bei Virussymptomen (gelbe bzw. grün oder gelb gefleckte Blätter, gestauchter Wuchs, Doppelknotigkeit) helfen keine Blattdüngungsmaßnahmen!

Asiatische Hornisse

Die Asiatische Hornisse ist eine invasive gebietsfremde Art aus Südostasien, die Fraßschäden im Obst- und Weinbau verursacht. Insekten (unter anderem Honigbienen) werden zur Fütterung ihrer Larven benötigt. Sollten Sie eine Asiatische Hornisse oder ihre Nester sichten, so melden Sie diese bitte unter folgendem Link: https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/asiatische-hornisse-melden

Weitere Informationen zur Asiatischen Hornisse sowie dem Aussehen und der Unterscheidung finden Sie auf der Internetseite der LUBW: Asiatische Hornisse - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

Sonstiges

  • Bei anstehenden Behandlungen ist der 2-fache Basisaufwand bei der Ermittlung der Mittelmenge zugrunde zu legen.
  • Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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