Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Interessengruppen positionieren sich: Hochrangige Gruppe „Wein“ tagt erstmals wegen EU-Pflanzrechten

Deutschland, Frankreich und zahlreiche andere EU-Mitgliedstaaten haben ihre Unterstützung für die Fortführung des Pflanzrechtesystems im Weinbau bekräftigt. Anlässlich des ersten Treffens der hochrangigen Gruppe „Wein“ am 19. April in Brüssel unterstrich die deutsche Delegation, dass aus ihrer Sicht ein Ende des Anbaustopps mehr Nach- als Vorteile bringen würde.
Befürchtet wird insbesondere das Entstehen einer Überproduktion, verbunden mit einem massiven Preisdruck am Fassweinmarkt. Zusammen mit einem allgemeinen Qualitätsrückgang werden Einkommensverluste für Erzeuger, ein schnellerer Strukturwandel insbesondere in Steillagengebieten sowie Auswirkungen auf die Kulturlandschaft und den Tourismus erwartet. Bestärkt wurden die kritischen Mitgliedstaaten von den EUAusschüssen der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA), die ebenfalls auf eine Fortführung der Pflanzrechteregelung über 2015 hinaus pochten. Der Dachverband französischer, italienischer, spanischer, portugiesischer und ungarischer Qualitätsweinerzeuger (EFOW) rief die Europäische Kommission auf, der Forderung von 15 Mitgliedstaaten und dem Europaparlament zu entsprechen und den Anbaustopp aufrechtzuerhalten. Die EU habe während der vergangenen drei Jahre mehr als eine Milliarde Euro für die Rodung von mehr als 150.000 Hektar Rebfläche ausgegeben. Die Pflanzrechte jetzt voll zu liberalisieren, sei Wahnsinn. Gleichzeitig sprach sich der EFOW aber auch gegen die Fortführung eines kompletten Anbaustopps aus. Völlig anders wird die Situation vomEU-Dachverband der Weinwirtschaft (CEEV) gesehen. Der CEEV hält es für inakzeptabel, die Freigabe der Pflanzrechte infrage zu stellen – losgelöst von anderen Elementen der Weinmarktreform von 2007/08. Der Verband, in dem von deutscher Seite der Weinhandel und die Sektkellereien organisiert sind, plädiert vielmehr dafür, Branchenorganisationen mehr Verantwortung in Fragen der Produktionssteuerung zu geben, auch bezüglich der Anbaurechte. EU-Agrarkommissar Dr. Dacian Ciolos¸ betonte noch einmal, er habe die hochrangige Gruppe nicht einberufen,umausschließlich über die Zukunft der Pflanzrechte zu sprechen. Man werde die Rentabilität des Weinsektors nicht gewährleisten mit Methoden der Siebzigerjahre, deren Grenzen deutlich geworden seien. Gleichzeitig stellte Ciolos¸ jedoch klar, sich Anpassungen nicht verschließen zu wollen, „wenn ich starke Argumente sowie innovative, nachhaltige Lösungsvorschläge sehe“. Aus Kommissionskreisen wurde auf die Dynamik der Weinerzeugung in Drittstaaten verwiesen. Ländern wie den USA, Chile oder Australien gereicht das EUPflanzrechtesystem demnach zum Vorteil. Die nächste Sitzung des Gremiums wurde auf den 26. Juni angesetzt. Bis zum Jahresende soll eine Liste mit Empfehlungen erarbeitet werden.
AgE