Rebschutzdienst Heilbronn - Weinbauberatung
Seit dem Monatswechsel herrscht sehr wechselhaftes Wetter. Es gab lediglich zwei Tage ohne Niederschlag. Phasenweise waren die Rebanlagen nicht befahrbar, um turnusmäßigen Pflanzenschutz zu betreiben. Nur am 4. und 5. Juli lagen die Höchsttemperaturen knapp über 25° C. Wenn sich dennoch die Juli-Durchschnittstemperatur nur leicht unter dem Normalbereich bewegt liegt es daran, dass die Nachttemperaturen alle deutlich über 10° C lagen. Milde Nächte, viel Regen und Wind, da ist es kein Wunder, dass sich mittlerweile auch Peronospora zeigt. Besonders die Regenfälle zwischen dem 6. und 8. Juli haben zu sehr starken Infektionen im Zuwachsbereich geführt, und zwar überall dort, wo kein ausreichender Belag vorhanden war.
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Teils heftiger Oidiumbefall bereitet in den betroffenen Weinbergen große Probleme. Bei leichterem Traubenbefall lässt sich die Ursache meist nicht auf einen einzigen offensichtlichen Fehler zurückführen. Permanenter starker Infektionsdruck um die gesamte Blütezeit herum hat dazu geführt, dass jede auch noch so kleine Spritzlücke vom Pilz genutzt werden konnte. Einmal in die Beere eingedrungen ist es nur sehr schwer möglich, die innere Ausbreitung des Oidiumpilzes zu stoppen.
Infektionen werden dann immer 2-3 Wochen nach Befall sichtbar. Bei sichtbarem und zunehmendem Befall muss intensiv behandelt werden. Stopp-Behandlungen sind Sondermaßnahmen. Je früher reagiert wird, desto besser sind die Aussichten, eine begonnene Epidemie noch stoppen zu können. Deren Wirkung kann leider nie sicher vorhergesagt werden.
Esca-, Schwarzholz- oder Eutypiosestöcke können bei Sichtbarwerden der Befallsymptome sofort 10 cm über dem Boden abgeschnitten werden. Dann bleibt die Hoffnung, dass ein Bodentrieb einen neuen gesunden Stock ergibt. Alternativ zum sofortigen Abschneiden ist das Markieren befallener Stöcke mit dem Ziel, diese beim Rebschnitt zurückzuschneiden. Zeigt der nachgezogene Stock ebenfalls wieder Symptome, hilft nur noch Roden.
Reblausgallen sind normalerweise nur an wild wuchernden amerikanischen Unterlagsreben z.B. an Böschungen oder Wassergräben zu finden. Dieses Jahr sind selbst an Europäerreben vereinzelt Blattgallen zu finden. Der oberirdische Vermehrungskreislauf über Gallen birgt besondere Gefahren einer Populationsausbreitung und muss dringend verhindert werden. Dazu sind am besten ab Herbst die wild wachsenden Amerikanerausschläge in der Nähe von Weinbergen am besten von den angrenzenden Weinbergsnachbarn nachhaltig zu entfernen.
Wegen der zügigen Weiterentwicklung der Rebbestände in der seitherigen Nachblütephase ist es möglich, die Abschlussspritzung für mittel- bzw. spätreifende Sorten auf Beginn bis Mitte der zweiten Augustwoche einzuplanen. Spätester Termin sollte der 11. August sein! Bei früh reifenden Sorten sollte die Abschlussbehandlung auf Ende Juli terminiert werden.
Ab sofort ist bei der Mittelwahl auch auf die Wartezeiten der Mittel zu achten. Mittel mit 56 Tagen Wartezeit sollten ab Mitte Juli nicht mehr eingesetzt werden.
Die Mittelvorgaben der Absatzorganisationen sind für die Mitglieder bindend. Es wird um Beachtung gebeten.
Bei gesunden Beständen können die Spritzabstände jetzt 10-14 Tage betragen.
Mit dem Beginn der Beerenreife, sichtbar an blauem Farbumschlag der ersten Beerchen z.B. bei Acolon, Dornfelder, Samtrot oder Schwarzriesling, ist bereits um den Monatswechsel zu rechnen. Hier ist dann spätestens auch der Zeitpunkt zum Traubenhalbieren, vornehmlich bei Premiumflächen. Ausdünnmaßnahmen, also das Entfernen ganzer Trauben, können auch noch nach dem Beginn der Traubenreife erfolgen.
Peronospora
Mit den 2-3 letzten Behandlungen dieser Saison sollte es auch in Befallsflächen gelingen, zuwachsendes Laub gesund zu halten. Frischer Befall an Trauben droht jetzt entwicklungsbedingt ohnehin nicht mehr. Nach wie vor wichtig ist, zum Ende einer „Spritzsequenz“ möglichst vor Niederschlägen zu behandeln. Dann genügen Kontaktfungizide. Zu den bevorzugten Kontaktfungiziden gehören jetzt Folpan 80 WDG (35 Tage Wartezeit), Delan (49) und Mildicut (21) oder auch Profiler (28), das auch einen gewissen systemischen Zuwachsschutz bietet. und bei der letzten Behandlung Kupfermittel. Kurative Mittel
sollten im späteren Stadium wegen der Gefahr von Resistenzbildung möglichst nicht mehr angewandt werden.
Oidium
Mit Hilfe einer Handlupe sollte in Oidium-Befallslagen intensiv an Beerchen geprüft werden, ob ein “Bartsoppelähnlicher“ Pilzrasen auf der Beerenoberfläche zu finden ist. Dazu ist es vorteilhaft, einige versteckt hängende Trauben herauszuschneiden und genau zu prüfen. Bei den folgenden Behandlungen kommen in sauberen Anlagen Azolpräparate wie Topas oder Systhane zum Einsatz.
Botrytis
Weinbauliche Maßnahmen zur Fäulnisvermeidung stehen im Vordergrund. Keine Bodenbearbeitung bis zur Lese, kein weiterer Stickstoff über Boden und Blatt sowie luftige Traubenzone sind die wichtigsten Voraussetzungen für gesunde Trauben im Herbst.
Sauerwurm
Zur Bekämpfung des Sauerwurms des Einbindigen Traubenwicklers genügt außerhalb von Verwirrgebieten die bereits erfolgte einmalige Behandlung. Die Flugentwicklung des Bekreuzten Wicklers in wärmeren Gebieten kann noch nicht abschließend beurteilt werden.
Beim jetzigen Entwicklungsstand berechnet sich die Mittelmenge mit dem 4-fachen Basisaufwand. Dies entspricht einem Wasseraufwand zur Berechnung der Mittelmenge von 1600 Liter je ha. Die tatsächliche Wassermenge sollte durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass es möglichst wenig tropft. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind zu beachten.
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