Rebschutzdienst Bad Mergentheim - Weinbauberatung
Der Sommer ist zurück und gleich wieder mit Extremtemperaturen bis über 30°C, dadurch steigt auch wieder das Gewitterrisiko stark an. Die Wasserversorgung der Reben dürfte sichergestellt sein. Die Traubenentwicklung geht weiterhin zügig voran und bei frühen Rotweinsorten beginnen sich die ersten Beerchen bereits zu färben.
- Veröffentlicht am
Mit Ausnahme der Oidiumproblematik und weniger Peronosporaweinberge haben sich die Reben prächtig entwickelt. Die Traubenstruktur und der Behang sind sehr uneinheitlich, sodass ertragsregulierende Maßnahmen individuell entschieden werden müssen. Auffallend sind die teilweise sehr kompakten Trauben, bei denen jetzt schon einzelne Beeren abgedrückt werden, diese sind naturgemäß extrem durch Fäulnis gefährdet. Biowachstumsregulatoren haben sich allem Anschein nach auch dieses Jahr wieder positiv auf die Traubenstruktur ausgewirkt.
Abschlussbehandlung
Wegen der seitherigen zügigen Entwicklung der Reben kann für die Abschlussbehandlung, für mittel und spät reifende Sorten, die Mitte der zweiten Augustwoche eingeplant werden, spätestens aber der 11. August. Bei früher reifenden Sorten sollte die Abschlussbehandlung auf Ende Juli terminiert werden. Ab sofort ist bei der Mittelwahl unbedingt auch auf die Wartezeit der Mittel zu achten. Die Vorgaben der Absatzorganisationen, hinsichtlich Mittelwahl und Terminierung, sind zwingend zu beachten!
Peronospora
Mittlerweile zeigt sich auch die Peronospora verstärkt, Auslöser waren die Gewitterniederschläge in der ersten Julihälfte. Die allermeisten Weinberge sind jedoch ausreichend gesund. Mit den letzten Behandlungen gilt es vorwiegend zuwachsendes Laub gesund zu halten. Bis Ende Juli wird vorzugsweise ein Kontaktfungizid mit geringer Wartezeit empfohlen. Dazu gehören z.B. Folpan 80 WDG (35 Tage Wartezeit), oder Mildicut (21 Tage Wartezeit). Bei der Abschlussbehandlung im August wird aus Gründen der Rückstandsminimierung im Wein vorzugsweise eines der zugelassenen Kupfermittel empfohlen.
Oidium
Der Oidiumbefall hat sich deutlich verstärkt und bereitet in den betroffenen Weinbergen große Probleme. Wichtig ist eine intensive Kontrolle der Anlagen, um rechtzeitig und gezielt auf einen Befall reagieren zu können. Ab August müssen Sondermaßnahmen bei Traubenbefall durch Oidium immer mit der Absatzorganisation abgeklärt werden. Zur Minimierung von Pflanzenschutzmittelrückständen sollte ab August nur noch mit intensiven Molke-Traubenwaschungen als Sondermaßnahmen gearbeitet werden. Langsames Befahren jeder Gasse, extrem lockere Traubenzone und vollständiges Waschen aller Trauben ist Grundvoraussetzung. Dies ist unter Umständen mehrmals zu wiederholen.
Bei befallsfreien oder nahezu befallsfreien Weinbergen können die zugelassenen "Azolpräparate" wie "Systhane" oder "Topas" eingesetzt werden. Wegen der in diesem Jahr nicht unerheblichen Oidiuminfektionen und anhaltend sehr starken Infektionsdruckes besonders auch an den Blättern wird bei der Abschlussbehandlung in späten Sorten wie z.B. Lemberger und Trollinger der Zusatz eines Oidiummittels empfohlen. Vorher mit der Absatzorganisation abklären.
Botrytis
Eine optimale Niederhaltung der Botrytis ohne die indirekten, weinbaulichen Maßnahmen ist nicht möglich, diese müssen daher konsequent beachtet werden. Keine Bodenbearbeitung bis zur Lese, kein weiterer Stickstoff über Boden und Blatt sowie eine luftige Traubenzone sind die wichtigsten Voraussetzungen für gesunde Trauben im Herbst. Damit die Bestände gut abtrocknen, sollte die Begrünung nicht zu hoch wachsen. Die Umsetzung des Mulchgutes in Stickstoff ist unbedeutend gegenüber der Stickstofffreisetzung bei einer Bearbeitung des Bodens.
Milben
Der Einsatz eines Akarizides ist abzuwägen und abhängig von den Erfahrungen der letzten Jahre und dem Besatz an Raubmilben. Die Mittel Kiron und Masai haben eine gewisse Nebenwirkung auf Kräusel- und Pockenmilbe sowie auf Rebzikaden, wenn sie im Rahmen einer Rote Spinne Behandlung im Verlauf der zweiten Julihälfte eingesetzt werden. Allerdings ist der Einsatz dieser Mittel wegen der nicht unerheblichen Mittelkosten abzuwägen.
Junganlagen
Junganlagen sind weiterhin wöchentlich, bis Anfang September, mit einem zugelassenen organischen Peronosporafungizid zu behandeln. Die Hemmwirkung von Netzschwefel gegen Schadmilben ausnutzen.
Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der 4-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1600 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wassermenge sollte durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass möglichst wenig Abtropfverluste entstehen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Bei der Erzeugung von Ess- bzw. Tafeltrauben sind die eingeschränkten Mittelzulassungen unbedingt zu beachten.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.