Rebschutzhinweis der Weinbauberatung Heilbronn
Im Wesentlichen ist die Rebblüte abgeschlossen. Die Beerchen beginnen zu wachsen. Allerdings gibt es auch jetzt noch Anlagen, in denen das Blütenende vermutlich erst zum Ende der 1. Juliwoche zu erwarten ist. Bei Acolon ist es ein Phänomen, dass diese Sorte zuletzt blüht und dennoch mit als erstes in die Beerenreife geht. Insgesamt ist die Rebblüte mit Ausnahme sehr früher Lagen sehr weit auseinander gezogen. Das hätte man gerne ein bisschen kompakter gehabt. Mit dem erwarteten Azorenhoch wird sich die Traubenentwicklung aber beschleunigen. Bei kompakten Rebsorten muss vielfach bereits bis Mitte Juli mit dem Traubenschluss gerechnet werden. Eine geplante Botrytisbehandlung sollte dabei besser etwas zu früh, als zu spät erfolgen. Für eine Aussage, wie sich die Trauben nach der Blüte putzen werden und ob es zu Verrieslung kommt, ist es noch zu früh. Mit Druckluft-Ausblasgeräten kann das Putzen beschleunigt und verbessert werden. Damit es hier zu keiner Verzögerung der Vegetationsentwicklung kommt, sollte der Druck auf max. 0,5 – 0,6 bar eingestellt werden.
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Wichtig für einen optimalen Pflanzenschutz ist eine lockere Laubwand, besonders im Bereich der Traubenzone. Neben schnellem Abtrocknen der Trauben ist hier auch eine möglichst gleichmäßige „Rundumbenetzung“ der Trauben entscheidend. Deshalb gilt es jetzt schnellstens, die Traubenzone ausreichend zu entblättern. Dabei haben sich die auf dem Markt befindlichen Entblätterungsgeräte, sei es saugend/zupfend oder saugend/häckselnd, bewährt. Generell kann die von der Sonne abgewandte Seite stärker freigestellt werden als die Sonnenseite. Rotweinsorten mehr als Weißweinsorten.
Der Spritzabstand sollte wegen des erwarteten schnellen Beerenwachstums besonders wegen Oidium nicht zu optimistisch ausgedehnt werden. 10 Tage sind besonders in Oidium gefährdeten Anlagen jetzt die Obergrenze. Aus heutiger Sicht sollte die Abschlussspritzung auf Mitte August terminiert werden. Das heißt, je nach Rhythmus stehen noch 4-5 Behandlungen bevor. In der ersten Nachblütephase sind neben den Blättern besonders auch noch die Trauben anfällig. Dies gilt sowohl für Peronospora wie auch Oidium. Längere Spritzabstände bis zu 14 Tagen sind erst wieder ab der zweiten Julihälfte möglich. Zerrissene Triebspitzen und Blätter sind verbreitet zu finden. Dieses Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass bei den vergangenen Hitzgewitter (besonders das Ereignis vom 20. Juni) Sturmböen die Triebe und
Blätter gegen Drähte gepeitscht haben. Das verwächst sich wieder.
Peronospora
Ölflecken, teilweise ausgebrochen, teilweise auch ohne Sporenbelag auf der Rückseite, sind weit verbreitet. Damit besteht grundsätzlich ein hohes Infektionsrisiko, wenn es längere Zeit nass ist. Deshalb sind
Behandlungen vor angekündigten Regenfällen, besonders vor Gewitterniederschlägen, entscheidend für den Bekämpfungserfolg. Generell gilt bei Peronospora, dass der Termin einer Behandlung wichtiger ist als das verwendete Mittel. Neben den Standard-Kontaktfungiziden wie Folpan 80 WDG oder Delan sind jetzt auch Präparate wie Mildicut oder das neue Mittel Enervin bei der Mittelwahl eine Alternative. Wer nach Regen behandelt, sollte auf eines der vielen kurativ wirkenden Mittel zurückgreifen. Bis Schrotkorngröße der Beeren erhöht der Zusatz eines Mittels mit Phosphoriger Säure, wie z.B. Veriphos, die
Wirkungssicherheit der Peronospora-Behandlung.
Oidium
Sichtbarer Befall in behandelten Anlagen wurde bisher noch nicht gemeldet. Das bedeutet aber gar nichts. Üblicherweise stellt sich erst ca. 2-3 Wochen nach der Blüte heraus, ob es bei den zurückliegenden
Oidiumbehandlung Wirkungslücken gegeben hat. Das zu erwartende schnelle Beerenwachstum macht es nötig, jetzt weiterhin die Mittel mit der besten Wirkungsprognose einzusetzen. Dazu gehören Luna Experience, Collis, Dynali, Vegas, Vivando und Talendo. Das Abwechseln der Wirkstoffgruppen zur Verhinderung einer Resistenzbildung ist dabei enorm wichtig. Auf alle Fälle ist die direkt aufeinander folgende Anwendung der gleichen Wirkstoffgruppe zu vermeiden. Topas, Systhane und Vento Power werden erst für die beiden letzten Behandlungen empfohlen, wenn die Beeren und Trauben fast ausgewachsen sind.
Traubenwickler
Für eine Sauerwurmbehandlung ist es noch zu früh. Aufgehängte Pheromonfallen sollten jetzt mit neuen Pheromonködern ausgestattet werden, um den Flugverlauf der zweiten Generation beurteilen zu können.
Pflanzenschutz bei Tafeltrauben
Wer beabsichtigt, im Herbst Esstrauben zu vermarkten, muss unbedingt auf die spezielle Zulassung der eingesetzten Mittel achten.
Mittelmenge
Bei der momentanen Rebenentwicklung ist der 4-fache Basisaufwand zu verwenden. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
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