Die Entwicklungsunterschiede zwischen den einzelnen Lagen und Rebsorten sind weiterhin enorm. Mit Sicherheit wird die Frohwüchsigkeit der Triebe in den nächsten Tagen anhalten, erste blühende Gescheine an Hausstöcken wurden bereits beobachtet. Aufgrund der Entwicklungsunterschiede ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um einen allgemeinen Blütebeginn in den Anlagen zu prognostizieren.
Vielfach wurden die guten Witterungsbedingungen in den letzten Tagen bereits zu Bodenbearbeitungsmaßnahmen genutzt. Aufgrund der aktuell hohen Verdunstung ist es sinnvoll, die Begrünungen kurz zu halten oder mit einer flachen Bodenbearbeitung die Kapillarwirkung zu unterbinden. Achten Sie jedoch vor allem in Junganlagen auf einen ausreichenden Erosionsschutz!
Rebschutz
Die Spritzabstände richten sich in erster Linie nach dem Zuwachs, aberauch nach dem aktuellen Infektionsdruck durch Peronospora und Oidium sowie der Wettervorhersage. Als Entscheidungshilfe für eine Terminierung kann hierbei beispielsweise auch das Prognosesystem der Wetterstationen unter www.vitimeteo.de herangezogen werden. Insbesondere wegen des aktuell hohen Befallsrisikos durch Oidium sind derzeit max. 10-12 Tage einzuplanen. Sofern die letzte Behandlung einige Tage zurück liegt und ausschließlich Netzschwefel gegen Oidium eingesetzt wurde, ist der Abstand durch die heiße Witterung entsprechend zu verkürzen.
Peronospora
Ölflecke wurden bisher noch keine gemeldet. Die Bedingungen für Peronosporainfektionen und damit auch für die Ausbreitung waren in der letzten Woche eher ungünstig. Bitte teilen Sie das erste Auftreten von Ölflecken mit! Bei dem aktuell niederen Befallsdruck können weiterhin organische Kontaktfungizide (z.B. Folpan 80 WDG, Delan WG, Dithane Neo Tec oder Polyram WG) eingesetzt werden, sofern die Behandlung vor Regen erfolgt. Für einen besseren Schutz des Neuzuwachses ist die Kombination der Kontaktwirkstoffe mit Veriphos (Phosphorige Säure) zu empfehlen. Alternativ kann auch Profiler eingesetzt werden, in diesem Fall kann auf den Kontaktwirkstoff verzichtet werden.
Oidium
Der witterungsbedingte Infektionsdruck ist in den vergangenen Tagen stark angestiegen, zudem kommen die Reben derzeit in ein extrem anfälliges Stadium. Die Behandlungen können nur vorbeugend durchgeführt werden, da zurzeit keine "Stopp"-Mittel zur Verfügung stehen. Bei hohem Infektionsdruck bringen potente organische Mittel (z.B. Talendo, Vivando, Dynali) bessere Wirkungssicherheit. Bei einem Einsatz von Netzschwefel ist die zuverlässige Wirkung aufgrund der heißen Witterung auf max. 8 Tage begrenzt. Beim Einsatz von organischen Fungiziden ist es grundlegend einen konsequenten Wirkstoffwechsel einzuhalten, um Resistenzentwicklungen vorzubeugen. Beachten Sie unbedingt die Einteilung der Präparate in die entsprechenden Resistenzklassen. Die Mittel Collis oder Luna Experience sollten nach der Strategieempfehlung der LVWO Weinsberg erst zu einem späteren Zeitpunkt ab der Behandlung zur abgehenden Blüte eingesetzt werden. Aus Resistenzgründen sollten jetzt keine strobilurinhaltigen Mittel eingesetzt werden! Topas und Systhanewerden erst ab Mitte Juli empfohlen.
Schildläuse
In einigen Reblagen (v.a. in Königheim) konnte in den letzten Wochen verstärkter Schildlausbefall (bis zu 300 Mutterläuse pro Stock!) aufdem Rebholz beobachtet werden. Zu einer Bekämpfung ist es im Moment noch zu früh. Bitte begutachten Sie Ihre Anlagen genau und teilen behandlungswürdige Fälle im Hinblick auf eine Terminierung einer Bekämpfungsmaßnahme nach der Rebblüte mit.
Chlorose
Bedingt durch das nun einsetzende starke Wachstum sind Blattaufhellungen zu erkennen. Nicht in allen Fällen handelt es sich aber um Eisenmangelchlorose. In bekannten Chloroseweinbergen kann mit einem eisenchelathaltigen Blattdünger (z.B. Fetrilon 13%, Folicin DP, Wuxal Eisen plus, Librel Eisen) rechtzeitig mit dem Auftreten erster Symptome entgegengesteuert werden. Bezüglich der Mischbarkeit grundsätzlich die Anwendungshinweise auf den Packungen beachten.
Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der 1,5 bis 2-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 600 - 800 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wasseraufwandmenge je ha sollte max. 400 Liter nicht überschreiten.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zubeachten.
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