Rebschutzhinweis Nr. 8 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Mit dem Wetterumschwung in dieser Woche hat sich auch die Rebenentwicklung verlangsamt. Am Montag sind mit der durchziehenden Gewitterfront Niederschläge von bis zu 60 L/m² gemessen worden, teilweise sind auch Erosionsschäden in den Anlagen aufgetreten.
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Die Temperaturen zwischen 15 und 20°C in dieser Woche verschaffen Luft, um die anstehenden Ausbrech- und Heftarbeiten optimal durchzuführen. Die Entwicklung zeigt derzeit ein sehr unterschiedliches Bild - frühe Lagen stehen kurz vor der Blüte, späte Lagen/Sorten sind in der Entwicklung deutlich zurück. Bisher wurden nur in extrem frühen Lagen und Sorten erste blühende Gescheine beobachtet, mit dem allgemeinen Blütebeginn ist frühestens am Pfingstwochenende zu rechnen. Je nach Spritzabstand und weiterem Witterungsverlauf könnten daher teilweise noch zwei weitere Vorblütebehandlungen bzw. eine Behandlung in die Blüte notwendig werden. Der Spritzabstand liegt im Moment bei 10 – 12 Tagen.
Aufgrund der gefallenen Niederschläge kann vielfach erst am Wochenende bzw. zu Beginn der nächsten Woche eine Pflanzenschutzbehandlung durchgeführt werden. Achten Sie unbedingt auf die ausreichende Befahrbarkeit der Anlagen um Strukturschäden bzw. Chloroseprobleme zu vermeiden!
Peronospora
Erste Meldungen von Ölflecken an bodennahen Stocktrieben wurden inzwischen eingegangen. Dies zeigt, dass inzwischen Infektionen durch Peronospora möglich waren, die jedoch in der Regel durch die letzten Behandlungen abgefangen waren. Sofern vor Niederschlägen behandelt wird, können weiterhin organische Kontaktfungizide, wie z. B. Delan WG, Folpan 80WDG, Dithane NeoTec, Polyram WG oder Profiler eingesetzt werden. Besonders bei witterungsbedingt größeren Spritzabständen und für einen verbesserten Schutz des Neuzuwaches beim Einsatz von Kontaktfungiziden wird der Zusatz Veriphos (Phosphorige Säure)empfohlen. Beim Mittel Profiler kann auf den Zusatz von Veriphos verzichtet werden. Wer nach Niederschlägen erst behandelt, kann durch die Verwendung eines tiefenwirksamen Peromittels, wie z. B. Forum Gold/Star, Melody combi, Pergado oder Fantic F innerhalb von 48 Stunden eine erfolgte Infektion stoppen.
Oidium
Durch die gefallenen Niederschläge ist der Infektionsdruck zumindest vorübergehend gesunken, allerdings kommen weit entwickelte Bestände nun in die für Oidium kritische Phase. Denken Sie daher an ein konsequentes Resistenzmanagement und verkürzen Sie vor allem bei empfindlichen Sorten und Lagen die Spritzabstände. In der empfindlichen Entwicklungsphase bringen potente organische Mittel bessere Wirkungssicherheit. Mittel wie z.B. Talendo, Vivando oder Dynali sind momentan zu bevorzugen. Bei kurzen Spritzabständen in "sauberen" Anlagen kann auch Vento Power eingesetzt werden.
Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der 2 (bis 2,5)-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 800 (- 1000) Liter Brühe je ha. Die Mittelmenge orientiert sich am Entwicklungsstadium der am weitesten entwickelten Anlagen, entsprechend erfolgt auch die Abschaltung bzw. Ausrichtung der Düsen bei Behandlung von weniger weit entwickelten Beständen.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Fäulnisvermeidung
Eine entscheidende vorbeugende Fäulnisbekämpfung sind lockere Trauben. Um eine gewisse Auflockerung zu erreichen stehen Bioregulatoren wie GIBB 3 oder Regalis zur Verfügung. Bester Einsatztermin ist um das Stadium Vollblüte. Die Behandlung wird separat nur in die Traubenzone durchgeführt. Durch die Wirkung der Biowachstumsregulatoren kann es witterungs- und standortabhängig zu Ertragsminderungen kommen. Die speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, durch "Traubenhalbieren" (spätestens vor Reifebeginn) oder "Abstreifen" der Trauben (bei
Schrotkorngröße) einen guten Lockerungseffekt zu erzielen. Nachteil dieser Handmaßnahmen ist allerdings der hohe Zeitaufwand.
Schwarzholzkrankheit
Die Windenglasflügelzikade ist der Überträger der bakteriellen Erreger der Schwarzholzkrankheit von der großen Brennnessel auf die Rebe. Da in der nächsten Zeit mit dem Flug der Zikade zu rechnen ist, sollte Anfang Juni das Abmähen und Abmulchen von Brennnesselbeständen an Böschungen und Wegrändern unterbleiben.
TERMINHINWEISE:
In den nächsten Wochen finden in folgenden Gemeinden Weinbergsbegehungen statt:
- Heuholz: 03. Juni, 18:30 Uhr, Weinkellerei Hohenlohe (Veranstalter: Weinbauarbeitskreis)
- Königheim: 05. Juni, 18:00 Uhr im Gewann Hemmental, am Steinableseplatz
- Adolzfurt: 10. Juni, 18:30 Uhr, WG Heuholz (Veranstalter: Weinbauarbeitskreis)
- Klepsau: 12. Juni, 18:00 Uhr, Winzerkeller
- Ingelfingen: 17. Juni, 18:00 Uhr, Ingelfinger Fass (Veranstalter: Weinbauarbeitskreis)
- Külsheim: 25. Juni, 18:00 Uhr, Treffpunkt am Bildstock St.Urban
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