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Rebschutzhinweis Nr. 9 – Weinbauberatung Bad Mergentheim

Die Rebanlagen präsentieren sich zurzeit frohwüchsig und ohne nennenswerten Krankheitsbefall. Während in frühen Lagen und Sorten teilweise zum Monatswechsel schon erste blühende Gescheine gefunden wurden, kann mit einem allgemeinen Blühbeginn aber erst zum kommenden Pfingstwochenende gerechnet werden.

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Ab Freitag sind sommerliche Temperaturen vorhergesagt und somit steht aus heutiger Sicht einer Bilderbuchblüte nichts mehr im Wege. Einziger Wehrmutstropfen bleibt die kühle Nacht zum Freitag, in der Temperaturen im Bereich von 5°C vorhergesagt sind. Hier besteht die Gefahr, dass die zu diesem Zeitpunkt blühenden Gescheine verrieseln könnten. Gute Blühbedingungen führen im Allgemeinen zu guten Befruchtungsraten und damit tendenziell auch zu kompakten Trauben. Somit besteht die Gefahr, dass sich in der Reifephase die Beeren gegenseitig abquetschen oder verletzen. Eine Auflockerung kompakter Trauben durch verschiedenste Maßnahmen wie Traubenteilen (spätestens vor Reifebeginn) oder Abstreifen der Trauben (bis Schrotkorngröße) oder auch der Einsatz von Biowachstumsregulatoren kann hierbei Abhilfe schaffen.


Rebschutz
Die Rebe befindet sich zurzeit in einer hochempfindlichen Phase, sowohl hinsichtlich Peronospora wie auch Oidium. Solange es trocken bleibt geht die größte Infektionsgefahr vom Oidium aus, da hier auch kleinste, kaum sichtbare Infektionen später zu einer explosionsartigen Ausbreitung führen können, die nahezu nicht mehr regulierbar sind. Die Spritzabstände orientieren sich somit vorwiegend am Echten Mehltau und sollten je nach Mittelwahl und Gefährdungslage zwischen 8 und 12 Tagen liegen. Teilweise machen die Spritzabstände es auch erforderlich, eine Behandlung in die beginnende Blüte zu legen. Dies ist problemlos möglich, die Blüte wird dadurch nicht negativ beeinflusst.


Peronospora
Die Bedingungen für Peronosporainfektionen und damit auch für die Ausbreitung waren seither eher schlecht. Jedoch ist es möglich, dass ab Ende dieser Woche neue Ölflecken auftreten. Kontrollieren Sie ihre Anlagen genau und melden Sie die Befälle an die Weinbauberatung!
Ansonsten müssen wir im Zuge der Hitzewelle ab Pfingstmontag auch mit örtlich heftigen Wärmegewittern rechnen, die Risikopotential mit sich bringen. Bei einem niederen Befallsdruck können weiterhin organische Kontaktfungizide eingesetzt werden, wenn die Behandlung vor Regen erfolgt. Erfolgt die Behandlung nach Regen, sollten Mittel mit kurativer Wirkung eingesetzt werden. Sinn machen diese Mittel aber nur, wenn sie innerhalb von max. 2 Tagen nach erfolgter Infektion eingesetzt werden.
Tiefenwirksame Mittel haben nach dem Fall der Blütenkäppchen eine verbesserte Wirkung. Nachdem die Blüte nun beginnt und der Gipfeltermin in vielen Anlagen noch entsprechend geschoben werden kann, ist der Zusatz von Veriphos zu Kontaktmitteln bzw. der Einsatz des Mittels Profiler weiterhin vorteilhaft um den Neuzuwachs entsprechend zu schützen.


Oidium
Der witterungsbedingte Infektionsdruck ist zurzeit sehr hoch und darf keinesfalls unterschätzt werden. Daher ist eine gut wirksame Oidiumabdeckung über den Blütezeitraum sicherzustellen und es wird ein organisches Oidiumfungizid der neueren Generation empfohlen. Achten Sie dabei unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenzmanagement. Momentan werden in erster Linie die Mittel Vivando, Talendo oder Dynali empfohlen. Die Mittel Vegas und Vento Power machen einen kürzeren Spritzabstand erforderlich. Die Präparate Luna Experience und Collis werden bevorzugt zur abgehenden Blüte bzw. der darauffolgenden Spritzung empfohlen. Topas und Systhane sollten erst zu einem späteren Zeitpunkt ab Mitte Juli eingesetzt werden. Die strobilurinhaltigen Präparate Flint, Universalis, Cabrio Top und Discus sind aufgrund von Resistenzen in vielen Gebieten nicht mehr ausreichend wirksam.


Traubenwickler
Um auf den anstehenden Flug der 2. Generation vorbereitet zu sein, sollten jetzt in allen Fallen die Köder gewechselt werden.


Tafeltrauben
Wer Tafeltrauben erzeugt oder aus Keltertraubenanlagen Esstrauben schneidet und vermarktet, muss unbedingt an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel für diesen Zweck denken.


Fäulnisvermeidung durch Bioregulatoren
Durch den Einsatz von Biowachstumsregulatoren wie Gibb3 oder Regalis wird die Verrieselungsneigung und/oder Jungfernfrüchtigkeit gefördert. Die Mittel sind im Bereich Vollblüte, das heißt 30 bis 50% abgeworfener Käppchen (BBCH 63 – 65) einzusetzen. Mit den Präparaten darf nur eine Soloanwendung in die Traubenzone erfolgen, zur allseitigen Benetzung der Gescheine muss jede Reihe befahren werden. Bei den vorhergesagten sommerlichen Temperaturen sollte in den Abend bzw. in den Morgenstunden behandelt werden. Als ideal gilt eine Antrocknungszeit von ca. 4 Stunden. Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen. Die Aufwandmenge gegenüber der Normalempfehlung ist eher etwas zu reduzieren. Grundsätzlich wird darauf hingewiesen, dass Wachstumsregulatoren zu einer Ertragsreduktion führen können. Auf der anderen Seite bedingt Fäulnisbefall einen höheren Leseaufwand und zwingt zum Verwerfen der Faulfraktion und führt dadurch ebenfalls zu Ertragsminderung.


Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der 2,5 bis 3-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1000 - 1200 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wasseraufwandmenge je ha sollte max. 600 Liter nicht überschreiten.


Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.

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