Rebschutzhinweis Nr. 11 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Die heiße und trockene Witterung über das Pfingstwochenende und in der Woche danach hat das Wachstum der Reben weiter gefördert. In sehr frühen Lagen und Sorten ist teilweise bereits das Stadium Schrotkorngröße erreicht, während in einzelnen Fällen bei späten Sorten die Blüte gerade zu Ende gegangen ist.
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Bei einigen Sorten (v.a. Regent, Burgunder, Muskateller) wird ein Festkleben der Blütenkäppchen beobachtet. In diesen Fällen, aber auch in anderen Rebsorten wie Dornfelder und Lemberger sind teilweise stärkere Verrieselungen zu beobachten. Vor allem in kompakten Rebsorten und Klonen ist die natürliche Verrieselung im Hinblick auf eine lockere Traubenstruktur aber auf jeden Fall als positiv zu betrachten.
Sofern die derzeitige Wetterlage anhält, orientiert sich der Spritzabstand weiterhin am Oidium und kann in befallsfreien Anlagen bei Einsatz der potentesten Mittel im Bereich von etwa 12-14 Tagen liegen. In empfindlichen Sorten oder bei Vorjahresbefall soll der Abstand 10-12 Tage nicht überschreiten.
Die Bräunung der Grasnarbe zeigt die zunehmende Austrocknung der Oberböden an. In einigen Gemarkungen hat es seit Mitte Mai nicht mehr durchdringend geregnet und die Hitzewelle an Pfingsten forderte einen zusätzlichen Tribut. Auf flachgründigen Standorten und in Junganlagen ist das Wasser begrenzender Faktor für das Längenwachstum. Solange sich die jungen Beeren in der Zellteilungsphase befinden wird aber in gut verwurzelten Ertragsanlagen von Zusatzwassergaben noch abgeraten, um die Beerengröße nicht unnötig zu fördern. Achten Sie bei ihrer Bodenpflege auf eine bestmögliche Wasserschonung. Begrünungen sollten gemulcht bzw. gewalzt werden, wenn eine Bodenbearbeitung zur Kapillarbrechung notwendig sein sollte muss diese unbedingt flach erfolgen.
Botrytis
Bei der Botrytisbekämpfung haben die weinbaulichen Maßnahmen den gleichen Stellenwert wie der Einsatz von Spezialbotrytiziden. Der Effekt einer chemischen Bekämpfung wird durch die moderate Entblätterung der Traubenzone, ob von Hand oder mit der Maschine, vor der Behandlung deutlich verbessert. Die Entblätterung zwischen den Stadien "Abgehende Blüte" bis spätestens "Traubenschluss", hat sich in den vergangenen Jahren als qualitätsfördernd etabliert. Die Erfolge hinsichtlich Gesunderhaltung der Trauben sind nicht zu unterschätzen. Die frühe Entblätterung verringert außerdem die Gefahr von Sonnenbrand an den Trauben.
Bei kompakten Rebsorten ist in frühen Lagen ab der nächsten Woche mit dem Traubenschluss zu rechnen. Bei gutem Blühverlauf und für dichtbeerige Rebsorten wird empfohlen, kurz vor Traubenschluss eines der Spezialbotrytizide Switch, Luna Privilege, Teldor, Cantus, Pyrus oder Scala einzusetzen. Grundsätzlich genügt es, mit Spezialbotrytismitteln, nur die Traubenzone zu behandeln. Dabei kann ausgehend von der reduzierten Düsenzahl die Mittelmenge angepasst werden.
Peronospora
Infektionsbedingungen durch Rebenperonospora waren in den letzten Wochen aufgrund der ausbleibenden Niederschläge nicht gegeben. Die Infektionsgefahr ist auch aktuell wegen der momentanen Hochdruckwetterlage sehr gering. Ganz vereinzelt wurden Ölflecke gemeldet. Erst bei den nächsten ergiebigen Niederschlägen muss mit Infektionen gerechnet werden. Bei Befallsfreiheit oder kurzen Spritzabständen reicht auch weiterhin der Einsatz von raubmilbenschonenden Kontaktfungiziden, wie z.B. Folpan 80 WDG, Delan WG oder Profiler aus. Bei Behandlung nach Infektionsbedingungen durch mögliche Niederschläge kann bis zu max. 48 Stunden nach dem Regenereignis ein kurativ wirkendes Präparat eingesetzt werden.
Oidium
Die Bedingungen für Oidiuminfektionen sind weiterhin günstig und die Reben befinden sich nach wie vor in ihrer anfälligsten Phase. Inwiefern Infektionen im kritischen Blütezeitraum an den ungeschützten jungen Beeren möglich waren, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Deshalb wird weiter ein organisches Oidiumfungizid der neueren Generation empfohlen, wie z.B. Vivando, Talendo, Dynali, Luna Experience oder Collis. Zur Resistenzvorbeugung ist unbedingt auf einen Wirkstoffgruppenwechsel zu achten. Daher sollte ein Mittel aus derselben Wirkstoffgruppe nicht zweimal hintereinander verwendet werden. Systhane und Topas werden erst in den beiden letzten Behandlungen empfohlen.
Traubenwickler
Außerhalb von Verwirrgebieten wird teilweise stärkerer Heuwurmbefall festgestellt. Der Mottenflug der zweiten Generation wird in diesen Tagen einsetzen. Die Fallen sind weiterhin regelmäßig zu kontrollieren.
Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist im Allgemeinen der 3,5-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1400 Liter Brühe je ha. In den späten Lagen und in wuchsschwächeren Anlagen kann durchaus auch mit dem 3-fachen Basisaufwand behandelt werden. Die tatsächliche Wassermenge sollte durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass möglichst wenig Abtropfverluste entstehen.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Chlorose
Auf schweren und verdichteten Böden hat sich die Chlorose in den letzten beiden Wochen verstärkt und hält sich auch hartnäckig. Das Dilemma auf diesen Standorten mit relativ flach streichendem Wurzelsystem der Reben ist inzwischen die zunehmende Austrocknung der Oberböden. Dadurch kann nicht mehr genügend Eisen aus dem Boden aufgenommen werden. Der Zusatz von Eisenpräparaten zur Spritzbrühe kann zwar die Wiederbegrünung unterstützen, aber keine durchgreifende Abhilfe schaffen. Hierzu wäre ein Regen von 20-30 mm das beste Mittel! Leichte chlorotische Erscheinungen verlieren sich nach dem Gipfeln von selbst wieder im Verlauf der nächsten 2-3 Wochen.
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