Rebschutzhinweis Nr. 13 - Weinbauberatung Bad Mergentheim
Das vergangene Wochenende brachte die lange ersehnten Niederschläge.
Jedoch hat die Niederschlagsmenge zwischen 10 und 30 L/m² eher zu
einer Erfrischung der Reben als zu einer Auffüllung der
Bodenwasservorräte geführt. Es bleibt zu hoffen, dass die
prognostizierten Niederschläge ab Ende der Woche zu einer Entspannung
der Wassersituation vor allem in jüngeren Anlagen beitragen können.
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Durch die konsequente Pflanzenschutzstrategie in den vergangenen
Wochen zeigen sich die Bestände weiterhin sehr gesund, nur ganz
vereinzelt sind überhaupt Ölflecken in den Anlagen zu finden.
Allerdings sind inzwischen auch erste Meldungen von Oidiumbefall an
den Trauben eingegangen.
Nach dem Regen geht das Beerenwachstum zügig
voran, so dass allgemein erbsengroße Beeren zu finden sind und in früh
entwickelten Beständen das Stadium "Traubenschluss" erreicht ist,
wobei teilweise innerhalb einzelner Anlagen auch deutlich später
entwickelte Trauben zu finden sind.
Terminierung der Abschlussbehandlung
Der weit vorangeschrittene Entwicklungsstandin den Rebanlagen lässt
zum jetzigen Zeitpunkt den Schluss zu, dass die Abschlussspritzung
überwiegend nach dem ersten Augustwochenende, spätestens aber zum 9.
August, eingeplant werden kann. Für sehr früh reifende Sorten, wie
zum Beispiel Acolon oder Regent sollten die genannten Spritztermine
tendenziell noch weiter nach vorne verlegt werden. Ausgehend von
diesem Abschlusstermin sollte nach wie vor auf einen konsequenten
Pflanzenschutz geachtet werden. Die Spritzabstände betragen jetzt
10 bis 14 Tage, abhängig von der Rebenentwicklung und der Witterung vor
und nach der Behandlung.
Die Vorgaben der Absatzorganisationen, hinsichtlich Mittelwahl und
Terminierung, sind zwingend zu beachten!
Peronospora
Ab Erbsengröße sind die Trauben deutlich weniger empfindlich gegen
Peronosporainfektionen. Für die anstehenden Behandlungen genügen
weiterhin Kontaktfungizide. Sofern die Witterung ab dem Wochenende
wieder wechselhafter wird, gilt es vor allem auch den Laubzuwachs zu
schützen. Behandlungen im Abstand von maximal 48 Stunden nach kräftigem
Regen erfolgen zur Sicherheit mit kurativen Peronosporamitteln.
Dadurch erhofft man sich, dass eingedrungene Sporen sich nicht weiter
entwickeln können.
Oidium
Infektionen, die aufgrund von Belagslücken eventuell im Blütezeitraum
geglückt sind werden sich in den nächsten Tagen mit einem weißen
Pilzrasen zeigen. Konrollieren Sie daher ihre Anlagen sehr genau auf
Blatt- und Traubenbefall!
Bedingt durch die Niederschläge und die fortschreitende
Traubenentwicklung ist der Oidiumdruck inzwischen zwar leicht
abgesunken, allerdings sind in vielen Anlagen oftmals später
entwickelte Trauben vorhanden, die sich immernoch in der empfindlichen
Phase befinden.
In befallsfreien, weit entwickelten oder eher unanfälligen Sorten und
Lagen kann bei der kommenden Behandlung bereits Vegas (R), Vento Power
(J/G), Topas (G) oder Systhane (G) eingesetzt werden. Es ist
allerdings zu beachten, dass azolhaltige Produkte (Wirkstoffgruppe =
G) nur maximal viermal pro Saison eingesetzt werden sollen! Beachten
Sie unbedingt das Resistenzmanagement!
In Anlagen, die vom Entwicklungsstand noch zurück sind oder erste
Befallsstellen (auch in der näheren Umgebung) gefunden wurden wird
weiter ein organisches Oidiumfungizid der neueren Generation
empfohlen, zum Beispiel Collis (L/A), Dynali (R/G), Luna experience (L/G),
Talendo (J), Vivando (K).
Botrytis
Wo der Traubenschluss noch bevorsteht und noch nicht behandelt wurde,
sollte baldmöglichstein Spezialbotrytizid zum Einsatz kommen. Bei
einer reinen Traubenzonenbehandlung kann die Aufwandmenge um bis zu
50 Prozent reduziert werden. Eine optimale Niederhaltung der Botrytis ohne
die indirekten, weinbaulichen Maßnahmen ist nicht möglich, diese
müssen daher konsequent weitergeführt werden. Bei
Entblätterungsmaßnahmen muss ab dem Stadium "Erbsengröße" die
steigende Gefahr von Sonnenbrandschäden beachtet werden, eine
Entblätterung von der Sonnenseite sollte daher nur sehr moderat
durchgeführt werden.
Traubenwickler
Es wurde ein erster Flughöhepunkt der zweiten Generation außerhalb von
Verwirrflächen im Laufe der letzten Juniwoche registriert. Ebenso
wurden erste Eiablagen festgestellt. Wo außerhalb der
Pheromonverfahren eine Sauerwurmbekämpfung ins Auge gefasst wird, wäre
etwa acht Tage nach den örtlichen Flughöhepunkten eine Behandlung
einzuplanen. Beim Einsatz länger wirkender Präparate wie zum Beispiel
Runner/Gladiator, Steward oder Coragen ist je nach weiterem
Flugverlauf eventuell eine einmalige Behandlung ausreichend.
Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der vierfache
Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von
1600 Liter Brühe je Hektar. Die tatsächliche Wassermenge sollte durch
geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden,
dass möglichst wenig Abtropfverluste entstehen.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der
Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu
beachten. Beachten Sie auch die jeweilige Indikationszulassung der
einzelnen Mittel beim Einsatz in Ess- und Tafeltrauben.
Ertragsregulierung
In Junganlagen, die ein schwaches Wuchsbild zeigen und stark unter der
Trockenheit leiden, ist zur Entlastung der Rebstöcke eine sofortige
Regulierung zu empfehlen. Mit den Ertragsregulierungen in wüchsigen
Beständen kann bis zum Reifebeginn, etwa Mitte August, gewartet werden.
Zu frühes Ausdünnen führt zu Kompensationserscheinungen bezüglich des
Traubengewichts und damit auch zu kompakteren Trauben.
Umstrukturierung
Tropfschlauch- oder Pfropfrebenrechnungen müssen am 15. Juli beim
zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein. Bei verspätetem
Eingang muss der Förderantrag abgelehnt werden.
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