Rebschutzhinweis Nr. 17 – Weinbauberatung Heilbronn
Insgesamt sieht es gut aus in den Weinbergen! Dornfelder, Acolon und Co. haben bereits deutlich angefangen zu färben. Selbst erste Trollingerbeerchen werden in den wärmsten Terrassenlagen schon weich. Damit wird deutlich, dass die Rebenentwicklung weit fortgeschritten ist und mit einem frühen Lesebeginn gerechnet werden muss.
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Die Rebanlagen sind überwiegend sehr gesund. Peronsopora hat sich trotz der ab 6. Juli gefallenen größeren Regenmengen von 100 bis 150 Liter je m² überraschend wenig ausgebreitet – zumindest ist dies der Stand bis zum 30. Juli. Oidiumbefall ist nur in den Flächen ein Problem, in denen beim Pflanzenschutz Fehler passiert sind. Sonderbehandlungen mit organischen Mitteln gegen sichtbaren Oidiumbefall sind jetzt nicht mehr ausreichend wirksam und können auch wegen der Gefahr von erhöhten Rückständen jetzt nicht mehr empfohlen werden.
In Ertragsanlagen sollte die Abschlussspritzung spätestens in der ersten Augustwoche erfolgen. Bei Frühsorten bereits Ende Juli, um die vorgeschriebenen Wartezeiten einhalten zu können. Dabei auf Mittel mit möglichst kurzen Wartezeiten achten.
Junganlagen ohne Trauben sind wegen der Gefahr von Blattperonospora bis Anfang September weiter zu behandeln. Wegen des weiter anhaltenden Wuchses sind hier Kontaktmittel in Kombination mit Veriphos eine gute Kombination.
Trotz Höchsttemperaturen um 35° C am 19. Juli sind Sonnenbrandschäden großteils noch im erträglichen Maß. Der Gewöhnungseffekt durch die zuvor bereits sommerlichen Witterungsphasen hat Schlimmeres verhindert.
Entblätterungsmaßnahmen im Bereich der Traubenzone sollten, falls nicht schon ausreichend geschehen, erst wieder ab Weichwerden der Beerchen vorgenommen werden.
Wegen der jetzt üppig vorhandenen Bodenfeuchte sind Bearbeitungen des Bodens zu vermeiden, damit weiteres Rebenwachstum nicht unnötig angeheizt wird. Ab sofort sollte bei Bedarf nur noch gemulcht werden. Natürlich auflaufende Begrünungspflanzen erfüllen denselben Zweck wie Einsaaten. Bei geplantem Einsatz des Traubenvollernters muss ohnehin sicher gestellt sein, dass die Fahrgassen im Herbst gut befahrbar sind.
Ertragskorrekturen sind in vielen Weinbergen noch notwendig. Durch die gute Wasserversorgung hat sich das Traubengewicht nach oben orientiert. Denken Sie dabei besonders an den Trollinger. Feines Trollinger-Aroma ist nur zu erwarten, wenn der Ertrag in vernünftige Bahnen gelenkt wird. Es ist damit zu rechnen, dass durchschnittlich 10 Trauben je Rebstock beim Trollinger einen Ertrag von ca. 160 kg/ar bringen. Deshalb gilt für den Trollinger die Ein-Trauben-Regel im Schnabeltriebbereich. Generell sollten bei Ausdünnmaßnahmen bevorzugt kompakte Trauben abgeschnitten werden, weil diese besonders Fäulnis gefährdet sind.
Die besten Maßnahmen gegen Stiellähme sind vernünftige Erträge und begrünte, nicht zu wüchsige Bestände und ein Kali-
Magnesiumverhältnis von 2,5:1. Blattdünger mit Magnesium sind besonders wirksam, wenn sie zum Beginn der Traubenreife eingesetzt werden.
Zum Ende der Spritzsaison sind die Vorgaben der Absatzorganisationen zwingend zu beachten!
Peronospora
Vorzugsweise werden für die Abschlussbehandlung zugelassene Kupfermittel empfohlen. Alternativ können auch Kontaktfungizide mit möglichst geringer Wartezeit eingesetzt werden, wenn dies von der Absatzorganisation erlaubt ist.
Oidium
Die meisten Anlagen sind befallsfrei. Die wenigen stark befallenen Anlagen sind jetzt nicht mehr zu retten, wenn nicht schon bei erstem sichtbaren Befallsbeginn versucht wurde, die Epidemie zu stoppen. Besonders zum Schutz der Blätter vor Spätbefall kann es bei spät reifenden Sorten wie z.B. Trollinger und Lemberger nochmal Sinn machen, mit einem azolhaltigen Mitteln wie Topas oder Systhane einen Belag aufzubringen. Auch hier gelten in erster Linie aber die Vorgaben der Absatzorganisation.
Botrytis
Weinbauliche Maßnahmen, wie luftige Traubenzone und Verzicht auf Bodenbearbeitung bieten die beste Grundversicherung gegen Botrytis. Mulchen ist bis zum Herbst nötig, wenn die Begrünung zu hoch wird. Ansonsten verschlechtert sich bei zu hoher Begrünung das Kleinklima in der Anlage.
Kirschessigfliege
Der erst seit wenigen Jahren in Europa bekannte Neu-Schädling in Miniformat (Äußeres Erscheinungsbild ist mit den heimischen Essigfliegen zu verwechseln) hat in den zurückliegenden Wochen in heimischen Obstkulturen wie z.B. Sauerkirschen, Himbeeren und jetzt auch in Zwetschgen massive Fäulnisschäden verursacht. Eine Gefahr auch für reifende Trauben, und hier besonders für Rotweinsorten, ist nicht auszuschließen. Mögliche Bekämpfungsmaßnahmen sind einerseits sehr schwierig und anderseits wegen der Nähe zur Lese auch sehr sensibel zu handhaben. Sobald dazu nähere Einschätzungen gegeben werden können, wird informiert. Solange keine nennenswerte Zuckereinlagerung in den Beeren stattgefunden hat, besteht noch keine Gefahr.
Tafeltrauben
Esstrauben dürfen nur vermarktet werden, wenn das Jahr über Mittel mit spezieller Zulassung für Tafeltrauben eingesetzt wurden. Mit Kontrollen und bei Verstoß mit empfindlichen Bußgeldern ist zu rechnen.
Starenschwärme
Gefühlt sind in diesem Jahr bereits zum frühen Zeitpunkt große Starenschwärme unterwegs. Die Weinberghut sollte rechtzeitig, jedoch nicht unnötig früh, geplant werden.
Milben
Eine Behandlung gegen Rote Spinne ist dort sinnvoll, wo Spinnmilben gefunden werden.
Sonstiges
Die Spritztermine in Bezug auf die Wartezeit der Mittel, besonders auch bei der Erzeugung von Neuem Wein, sind zu beachten.
Auch für Herbizidbehandlungen gelten Wartezeiten. Die Gebrauchsanleitungen, Auflagen und Anwendungsvorschriften der Mittel sind einzuhalten. Dies war voraussichtlich die letzte reguläre Rebschutzmitteilung für 2014.
Mitteilungen zur Schadvogelabwehr und zu eventuellen Sonderinformationen zur Kirschessigfliege erfolgen bis spätestens
Mitte August.
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