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Rebschutzhinweis Nr. 21 – Weinbauberatung Heilbronn

Die hohen Niederschläge im August (ca. 100 bis 150 Liter/m²), insbesonders zum Ende dieses Monats, haben bei engbeerigen Sorten zum Abdrücken einzelner Beeren von den Beerenstielen geführt. Das Problem ist dabei, dass die Beeren in den Trauben hängen bleiben und beginnen von der entstandenen Wunde aus zu faulen.
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Bei feucht-warmen Verhältnissen bildet sich hier dann durch Mikroorganismentätigkeit auch Essig und Botrytis breitet sich aus. Als typische Sorten mit dieser Problematik sind hier die gesamten kompakten Burgundersorten (z.B. Schwarzriesling, Spätburgunder, Weißburgunder und Ruländer) zu nennen. Aber auch Riesling und gut über die Blüte gekommene Lemberger sind hier zu nennen. Wie so oft in den vergangenen Jahren haben lockere Laubwände und nicht zu üppiger Wuchs im Hinblick auf den Fäulnisaspekt ganz besonders positive Effekte gebracht.

Wunden entstehen auch noch durch Fraßtätigkeit von Wespen, Mäusen oder auch Verletzungen durch Wild und Vögel. Im besten Fall werden die verletzten Beeren durch Ameisen und andere Insekten komplett geleert und es bleibt nur noch die trockene Beerenhaut zurück. Dazu benötigt es aber trockener Witterung mit kühlen Nächten. Alle Wunden mit süßem Traubensaft werden im ungünstigen Fall von Sekundärschäden befallen (Botrytis, Penicillium, Essig).


Kirschessigfliege
Neben den bekannten „Wundenerzeugern“ ist dieses Jahr bekanntermaßen auch noch die Kirschessigfliege dazu gekommen und verstärkt das ohnehin jahrgangsbedingt vorhandene Problem. Bei Acolon, Portugieser und Dornfelder waren die Schäden bisher teilweise deutlich. Informationen zur Kirschessigfliege gab es ja bereits zuhauf. Welche Bekämpfungsstrategien nun die richtigen oder die besten sind, wird sich erst noch im Verlaufe des Herbstes zeigen. Sehr wahrscheinlich ist man aber mit keiner Maßnahme 100%ig zufrieden. Vermutlich wird man sich zukünftig auf die Suche nach dem kleinsten Übel begeben müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt bewegen sich alle Aussagen noch stark im Spekulationsbereich.
Die von hier aus bevorzugt empfohlenen Spintor Solo Behandlungen sollten in frühen und mittelfrühen Gebieten im Verlauf dieser Woche auch bei spätreifenden Sorten wie Lemberger und Trollinger wegen der einzuhaltenden Wartezeit beendet werden. Bei allen anderen Sorten kann wegen einer vermutlich zügig verlaufenden Traubenlese kein Einsatz mehr erfolgen.
Die Hoffnung ist groß, dass bei Riesling der Befall mit Kirschessigfliege deutlich weniger akut wird. Wegen anderweitiger Fäulnis und Botrytisbefall wird es bei dieser Sorte vielfach notwendig werden, Vorlesen durchzuführen. Nicht vergessen werden darf, dass gerade bei Riesling durch möglichst lange Reifezeit ein Qualitätssprung nach oben möglich ist.
Die örtliche Ausgestaltung der Bekämpfungsstrategien, vorzugsweise mit Spintor, haben in Anlehnung an das Rundschreiben des Heilbronner Rebschutzdienstes vom 07. August viele Vermarktungsorganisationen vor Ort besprochen und für ihre Mitglieder veröffentlicht und umgesetzt.
Das Thema „Combi Protect“ und andere Alternativverfahren bewerten wir aus unserer jetzigen Sicht nach wie vor sehr zurückhaltend, bis amtliche nachvollziehbare Ergebnisse der Weinbauanstalten vorliegen.
Interessant werden auch die Ergebnisse einiger Betriebe sein, die mit Hilfe von dicht aneinander hängenden Köderfallen versuchen und versucht haben, möglichst viele Drosophila Suzukii Tiere abzufangen. Auch hier muss es dringend weitere Großversuche geben. Organisatorisch sehe ich die Württemberger Wengerter in Zukunft in der Lage, rechtzeitig vor Beginn eines Fluges Fangfallen in ausreichender Anzahl auszuhängen, um ggf. einen Befallsaufbau zu verlangsamen oder zu verhindern. Ergebnisse z.B. aus der Schweiz dürften dabei gerne übernommen werden. Es sollten alle Erfolg versprechenden Strategien bevorzugt werden, die einen Pflanzenschutz nach Ende der regulären Spritzungen erübrigen. Das muss das Ziel sein! Ganz besonders auch für die Winzer!
Das ganz aktuell mit 1 Tag Wartezeit (IN WORTEN: EIN TAG!) zugelassene Mittel „Piretro Verde“ wird von uns nicht aktiv empfohlen. Maßgebend für die sehr zurückhaltende Empfehlung ist die extrem kurze Wirkungsdauer (1 Tag) des Mittels und die starke Raubmilbenschädigung dieses Produktes. Das Mittel ist genauso wie Spintor bienengefährlich und darf nur unter den bekannten bienenschonenden Bedingungen angewandt werden. Ganz besonders ist auch noch die emotionale Seite in der Bevölkerung zu betrachten, wenn Pflanzenschutz bis unmittelbar in die Lese hinein erfolgt. Mir kommt es vor, als ob bei kurzfristigem Einsatz vor der Lese die Feuerwehr gerufen wenn das Häuschen bereits abgebrannt ist und nur noch in die qualmenden Überreste gespritzt wird. Das Mittel wirkt nur gegen die aktuell getroffenen erwachsenen Tiere. Bereits abgelegte Eier und Larven werden verschont. Deshalb erscheint uns ein Einsatz kurz vor der Lese eher wie eine Bestrafungsaktion, nicht aber wie ein verantwortungsvoller Pflanzenschutz.



Wichtigste Gegenmaßnahme im Gesamtzusammenhang mit der o.g. Gesamtfäulnisproblematik ist das Erkennen und rechtzeitige Ernten kritischer Bestände - und umgekehrt unproblematische Bestände aber ausreifen zu lassen Beachten Sie auch, bei anstehender Vollernter Lese alle Köderflaschen und Behältnisse aus den Anlagen zu entfernen. Eine Flasche vergammelte Essigbrühe kann einen ganzen Zuber mit Weintrauben verderben! Nach der Lese sollten ohnehin die Köderflaschen eingesammelt werden.
Insgesamt wird es aus heutiger Sicht einen kompakten Herbstverlauf geben!

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