Ortenau stellt Hagelflieger vor
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Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine Cessna 182 mit entsprechender Hagelabwehrausstattung, sprich Aceton-Generatoren zum Einbringen des Silberjodids in die Gewitterwolken. Im Vorfeld der Präsentation lagen umfangreiche Zulassungsverfahren. Die Unterlagen der Luftfahrtbehörden in Österreich gingen zunächst an die europäischen Luftfahrtbehörden und von dort an die deutschen. Letztlich konnte das Flugzeug aus der Wachau bei Wien nach Deutschland überführt werden. Dauerhafter Standort ist der Airport Karlsruhe/Baden-Baden, da der Flugplatz die besten Öffnungszeiten hat. Auch ist das Flugzeug mit einem modernen Satelliten basierten GPS ausgestattet, damit die Wetterdaten reibungslos und ohne Unterbrechung während des Fluges ins Cockpit an den Piloten übermittelt werden können. Dazu war eine zusätzliche Investition nötig. „Das Ortenauer Schutzgebiet ist sehr groß, das Wetter ändert sich so schnell, so dass der Pilot immer und überall die Wettersituation ablesen können muss“, erläuterte Frank Kasparek vom beauftragten Flugunternehmen.
Nicht nur Winzer mit im Boot
„Auf uns blickt man auch von außerhalb“, berichtete Geschäftsführer Manfred Bannwarth von der Hagelabwehr Ortenau e.V. Denn dem Verein ist es aus eigener Kraft gelungen so viele Mitglieder zu generieren, dass die Finanzen für die Anschaffung dieses Spezialflugzeuges zusammen gekommen sind. „Land- und Forstwirtschaft haben ihren Beitrag geleistet.“ Aber es gibt im Verbreitungsgebiet genügend andere, beispielsweise aus Industrie und Gewerbe, die „in diesem Riesen-Gebiet einen Nutzen vom Einsatz des Hagelfliegers haben“, sendet Bannwarth Signale an weitere potenzielle Mitgliedskandidaten. Der Einsatzbereich zwischen Rastatt und Lahr wird auch auf Dauer nicht mit einem Flugzeug zu bewältigen sein, hieß es. „In kürzester Zeit haben wir von der grünen Seite das Geld beschafft“, sagte der Vorsitzende der Hagelabwehr Ortenau, Franz Benz. Im Vorstand sind Winzer, Obstbauern, Forst, Tabakpflanzer und Handel und alle habe man „unter einem Hut gebracht.“ Dieser hohe Einsatz wurde ausdrücklich vom Leiter des Amts für Landwirtschaft, Dr. Rainer Moritz gewürdigt. Große Hagelereignisse führten bei dem hohen Anteil an Sonderkulturen wie ihn die Ortenau hat, bis zur Existenzgefährdung. Ziel der Hagelabwehr Ortenau e.V. ist es bis nächstes Jahr genügend weitere Mitglieder zu generieren, damit ein zweites Flugzeug eingesetzt werden kann.
Der Wunsch nach dem Hagelabwehrflieger ist zunächst aus der Winzerschaft gekommen, erläuterte der Vorsitzende des Vereins, Franz Benz. „Wir haben uns für Profis entschieden.“ Und so sei es gelungen, das Projekt innerhalb von zweieinhalb Jahren auf die Beine zu stellen. Mit der Ansiedlung der Geschäftsführung beim Maschinenring Ortenau habe man auf bestehende Strukturen zurückgegriffen.
Pilot Frank Kasparek stellte das Ortenauer Flugzeug vor und erläuterte die Ausstattung, darunter auch die Aceton-Generatoren neuester Bauart. Sie sind unter den Tragflächen montiert, mit einem stufenlos verstellbaren Durchsatz bis maximal 22 Liter pro Stunde.
Weiter erklärten die Piloten anhand des Flugzeugs vor Ort am Flugplatz Offenburg, dass der Wetterdienst eine zentrale Rolle spielt. Sobald alle fünf Minuten Warnmails eingehen und die Niederschlagsmenge von 20 Millimeter pro Stunde überschritten wird, macht der Pilot dasOrtenauer Einsatzflugzeug startklar. Geflogen wird es von Philip Strack, der am Baden Airpark stationiert ist und aus der Region stammt.
Wie entsteht Hagel?
Feuchte und warme Luft wird bis in sieben, acht Kilometer Höhe transportiert. Wassertröpfchen gefrieren blitzschnell zu Eiskügelchen. Je stärker der Aufwind, desto länger kann das Eiskorn wachsen.
Wie wirkt Silberjodid?
Die Hagelabwehrflieger bringen das Silberjodid an der Wolkenbasis ein. So entstehen viel mehr, aber dafür kleinere Hagelkörner. Diese schmelzen auf dem Weg zum Boden und treffen dort als schwere Wassertropfen oder weiche, Schneematsch artige Struktur auf.
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