Weinbauverbände bitten um Hilfsprogramm durch das Land
Die Weinwirtschaft Württembergs wurde in der Nacht vom 20. April auf 21. April 2017 von einer massiven Kaltluftfront heimgesucht, die schwerste Spätfrostschäden in den Weinbergen verursachte. Frostgrade bis zu -8 Grad führten zu einem „Jahrhundertschaden" in den Weinbergen.
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Laut Schätzungen des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden- Württemberg sind landesweit auf 7.000 Hektar Rebfläche schwerste Ausfälle zu beklagen. Auf den meisten anderen Flächen gab es teilweise starke Teilschäden. „Frostabwehrmaßnahmen wie zum Beispiel der erstmals in Württemberg getestete Hubschraubereinsatz zur Kalt- und Warmluftverwirbelung haben leider nur bedingt zum Erfolg geführt. Gleiches gilt für das Heizen mittels Frostkerzen sowie die Frostberegnung", bedauert der württembergische Weinbaupräsident Hermann Hohl.
Genaue Vorhersage über Schaden nicht möglich
Eine genaue Vorhersage der Ertragsausfälle ist derzeit nicht möglich. Laut einer ersten Schadensbilanz durch den Weinbauverband wurde das Württembergische Unterland besonders hart vom Frostereignis betroffen. Einen Totalausfall hat das weiter nördlich liegende Taubertal zu beklagen. Nicht viel besser sieht es aber im Weinsberger Tal sowie in der Region Hohenlohe aus, wo insgesamt Ertragseinbußen zwischen 80 und 100% zu erwarten seien. Im Stadtkreis Heilbronn geht der Weinbauverband von einem Minus in Höhe von 60-70% aus. Aber auch das Remstal wurde mit einem geschätzten Ertragsausfall von rund 60% schwer getroffen, in der Region Zabergäu/Stromberg geht man von ca. -50% aus. In allen Regionen gibt es Rebanlagen mit Totalschäden.
Keine ausreichenden Reserven der Weinbaubetriebe
Nach den ertragsschwachen Jahrgängen 2014 (starker Befall durch Kirschessigfliege), 2015 (Trockenheit) sowie 2016 (Unwetterereignisse sowie Pilzkrankheiten) konnten die Weinbaubetriebe keine ausreichenden Reserven ansparen, um den jetzigen Frostschaden ausgleichen zu können. „Viele Betriebe sind dadurch in ihrer Existenz gefährdet", befürchtet Hohl: „Zahlreiche Betriebsleiter stellen sich aktuell die Frage, inwiefern vor dem Hintergrund des aktuellen Klimawandels sowie der vorhandenen schwierigen Marktgegebenheiten künftig überhaupt noch ein rentabler Weinbau betrieben werden kann!"
Die Weinbauverbände Württemberg und Baden haben sich heute in einem gemeinsamen Schreiben an den Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, sowie an den zuständigen Agrarminister, Peter Hauk, gewandt und ein finanzielles Hilfsprogramm zur Abfederung der verheerenden Spätfrostschäden gefordert. „Würden unsere Betriebe in dieser katastrophalen Situation alleine gelassen, hätten sie den finanziellen Schaden durch die Ertragsausfälle in Folge dieses ‚Jahrhundertspätfrostes‘ alleine zu schultern. Damit wären diese hoffnungslos überfordert: Zahlreiche Betriebe würden mit dem Weinbau ganz aufhören mit entsprechend dramatischen Folgen für unsere Heimat und unsere Kulturlandschaft", schreiben Hermann Hohl, Weinbaupräsident Württemberg und Kilian Schneider, Weinbaupräsident Baden.
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