Fröhliches Erwachen
Mit dem Sonnenschein in dieser Woche erwachen die Rebanlagen nun zusehends aus der Froststarre. Durch die momentan sommerlichen Tages- und vor allem auch gestiegenen Nachttemperaturen regen sich die schlafenden Augen im Kopfbereich stark erfrorener Reben. Der Beiaugenaustrieb auf der Fruchtute zeigt sich je nach Rebsorte und Entwicklungstand beim Frostereignis sehr unterschiedlich. Für ein grünes Bild wird es hier vielfach noch etwas
dauern.
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In den gering bzw. nicht frostgeschädigten Anlagen liegen wir aktuell meist zwischen 3 - 6 Blattstadium, hier lässt sich in den letzten Tagen rasches Triebwachstum und starke Blattvergrößerung beobachten.
Die Wetterprognose meldet ab Donnerstagabend aufziehenden Regen, vor allem am Freitag soll es recht nass werden, zu Beginn der neuen Woche könnte es wechselhaft weitergehen bei Temperaturen um 20 °C.
Peronospora
Die Gewitterschauer am vergangenen Wochenende brachten meist Regenmengen zwischen 5 und 10 L/m², teilweise wurden auch über 20 L/m² gemessen. Aufgrund der schwülwarmen Witterung muss vor allem in weit entwickelten Anlagen mit ausreichend Blattfläche (3-Blattstadium) damit gerechnet werden, dass Primärinfektionen möglich waren. Erste Ölflecken aus Primärinfektionen könnten bereits in dieser Woche zu finden sein. Mit den prognostizierten Niederschlägen ab Freitag sind weitere Bodeninfektionen
wahrscheinlich, zudem wären -sofern bereits Ölflecken in den Anlagen zu finden sind erste Sekundärinfektionen grundsätzlich möglich.
In normal entwickelten Anlagen wird daher empfohlen, eine erste vorbeugende Behandlung vor den für Donnerstag bzw. Freitag prognostizierten Niederschlägen durchzuführen. Aufgrund des aktuell starken Zuwachses sollten die Behandlungen möglichst nah an die Regenfälle herangeschoben werden.
Der Einsatz eines Kontaktmittels wie z.B. Delan WG, Dithane Neo Tec, Folpan 80 WDG / Folpan 500 SC oder Polyram WG reicht derzeit aus. Beachten Sie in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Aufwandmengen der Kontaktpräparate Folpan 80 WDG (Basisaufwand 0,4 kg/ha) und Folpan 500 SC (Basisaufwand 0,6 l/ha).
Mit allen genannten Kontaktpräparaten erfolgt zudem ein Schutz gegen Phomopsis (Schwarzflecken) und Roter Brenner. Ein Zusatz von Veriphos (phosphorige Säure) wird aufgrund der geringen Blattmasse derzeit noch nicht empfohlen.
In Bereichen, in denen am Wochenende geringe Niederschläge zu verzeichnen waren oder aufgrund zu geringer Trieblänge keine Primärinfektion möglich war, kann die erste Behandlung noch geschoben werden. Wann in frostgeschädigten Anlagen mit nur wenigen normal entwickelten Trieben eine erste Behandlung notwendig ist, muss im Einzelfall entschieden werden.
Melden Sie auftretende Ölflecken oder sonstige Auffälligkeiten unbedingt an die Weinbauberatung!
Oidium
In Anlagen ohne Vorjahresbefall reicht zur Vorbeugung gegen Oidium ein Netzschwefelpräparat (je nach Produkt 3,6 - 5,0 kg/ha) vollkommen aus. Auch bei höheren Temperaturen erzeugt Netzschwefel keine Verbrennungen an den Blättern, sofern sich am Blatt keine großen Spritztropfen bilden können.
Ebenso kann mit einer Netzschwefelbehandlung zum jetzigen Zeitpunkt die Nebenwirkung gegen Pockenmilben ausgenutzt werden. Hier kann jedoch nur von einer leichten Unterdrückung der weiteren Ausbreitung ausgegangen werden.
Weinbauliche Arbeiten
Sofern noch nicht geschehen, sollte vorhandene Frostruten nun angebunden oder abgeschnitten werden. Der innerbetriebliche Ausgleich je nach Stärke der Frostschäden ist bei dieser Entscheidung zu berücksichtigen. In nicht geschädigten Anlagen sollten nun bei entsprechender Trieblänge die notwendigen Ausbrecharbeiten durchgeführt werden. Überflüssige Doppeltriebe, Triebe in Verdichtungsbereichen und überflüssige Wasserschosser sind zu entfernen.
2-jährige Junganlagen: Bei stark geschädigten Anlagen zeigen sich nun an der Veredlungsstelle meist neue Austriebe. Sofern Triebe am Stamm im zukünftigen Kopfbereich gut antreiben, kann „normal“ ausgebrochen werden. Im Zweifelsfall sollten die basalen Austriebe zum parallelen Neuaufbau des Stammes genutzt werden. Keinesfalls sollten momentan die seither angebundenen Stämmchen zurückgeschnitten werden. Mit zunehmender Blattmasse sollten nun durch Rehfraß gefährdete Flächen besonders im Auge behalten werden. Entsprechende Gegenmaßnahmen wie Umzäunungen, Spritzungen mit angegorenem Aminosol oder Streuen von kräftig riechenden „Haarmehl-Pellets“ sind im Bedarfsfall einzuleiten.
Für die Entfernung von Stockaustrieben kann das nach Artikel 51 genehmigte Mittel Shark oder Quickdown eingesetzt werden. Mit Shark dürfen nur die Reborten Silvaner, Chardonnay, Tauberschwarz, Schwarzriesling und die Burgundersorten behandelt werden, Quickdown (+Toil) ist nur für Riesling und Dornfelder zugelassen. Zum Zeitpunkt der Behandlung sollten die Triebe max. 15 cm lang sein. Abdrift ist unbedingt zu vermeiden!
Sonstige Hinweise
Bei anstehenden Behandlungen ist momentan die 1-fache Basisaufwandmenge
ausreichend. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zum Bienenschutz - sind zu beachten. Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig! Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät. Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in
einer Rebanlage ausspritzen! Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 24. Mai.
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