Frühsommerliche Temperaturen fördern das Wachstum
Erste frühsommerliche Tage Mitte Mai fördern das Pflanzenwachstum enorm. Vor dem kommenden Wochenende erfolgt wieder eine Abkühlung mit Niederschlägen, bevor es dann erneut frühlingshaftere Temperaturen geben soll. In tieferen Lagen und in Frostweinbergen regen sich jetzt die Triebe bzw. schlafenden Augen. Es ist damit zu rechnen, dass es im Kopfbereich ausreichend Zielholz für den nächsten Rebschnitt geben wird.
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In Anlagen mit wenig oder keinen Frostschäden stehen jetzt die wichtigen Ausbrecharbeiten an. Verdichtungen der Laubwand sind grundsätzlich kontraproduktiv. Auch bei frostgeschädigten Stöcken sollte der Kopfbereich vernünftig locker gehalten werden.
Eine Masse Triebe auf wenigen cm² verhindert besonders bei Wasserschossen eine optimale Belichtung der sich neu bildenden Knospen und vermindert dadurch die Fruchtbarkeit für das nächste Jahr. Wenn für die Ausbrecharbeiten nicht für alle Flächen ausreichend Zeit zur Verfügung steht, kann auch durch eine intensive maschinelle Entblätterung der Traubenzone unmittelbar nach der Blüte ausreichend Luft und Licht geschaffen werden.
Bei vollständig abgefrorenen 2-jährigen Anlagen regen sich im Veredlungsbereich neue Austriebe. Hier muss ein neues Stämmchen hochgebunden werden, wenn weiter oben kein Austrieb erfolgt. In diesem Fall sollte das seither angebundene Stämmchen wegen zu erwartender starker „Blutungen“ erst abgeschnitten werden, wenn das Anbinden des Ersatzstämmchens ansteht. Sollte bis in 2-3 Wochen keinerlei Austrieb zu sehen sein, werden diese Rebstöcke wohl nachgepflanzt werden müssen. Dies ist aber die Ausnahme.
In stark frostgeschädigten Ertragsanlagen hat es den Anschein, dass Beiaugen nur sehr zögerlich oder gar nicht austreiben. Dabei gibt es große Sortenunterschiede. Lemberger und Riesling ergrünt nur sehr schwer. Burgundersorten schieben deutlich besser nach – überraschend auch Trollinger. Das Überleben der Rebstöcke durch Austrieb schlafender Augen ist bis auf sehr wenige Ausnahmen gesichert.
Wo noch nicht geschehen, sollte jetzt sehr schnell entschieden werden, ob Frostruten angebunden oder abgeschnitten werden. Dort wo weniger als 1/3 der Hauptaugen erfroren sind, ist es empfehlenswert, die Frostrute abzuschneiden. Oft ist diese Entscheidung auch stockweise zu treffen.
Peronospora
Je nach Intensität der Niederschläge ab Anfang Mai und vorhandener Blattmasse waren Primärinfektionen vom Boden aus mehr oder weniger wahrscheinlich. Zumindest kann nicht ausgeschlossen werden, dass erste seltene Ölfleckchen mit Ablaufen der Inkubationszeiten, meist versteckt, ab ca. 17. Mai vorhanden sind. Das bedeutet, dass ab dann Niederschläge zu „oberirdischen“ Zweitinfektionen führen können. Das sollte verhindert werden, indem vor dem für Donnerstag bzw. Freitag gemeldeten Regen ein Schutzbelag aufgebracht wird. Vielfach ist dies die erste reguläre Pflanzenschutzbehandlung und liegt vom Termin her optimal.
Wer bereits letzte Woche behandelt hat muss befürchten, durch den Neuzuwachs keinen vollständigen Schutzbelag mehr zu haben. Je stärker die erwarteten Niederschläge sind,
insbesondere wenn mit Sturmböen verbunden, desto größer ist die Gefahr, sich einzelne Infektionen einzufangen. Allerdings stehen wir immer noch ganz am Anfang des Epidemieaufbaus, so dass die Gefahr bei „normalem“ Regen überschaubar ist.Ob untere Lagen mit starken Frostschäden und gerade erst sich zeigendem Grün auch mitbehandelt werden müssen, kann nur im Einzelfall entschieden werden.
Grundsätzlich reicht momentan ein Kontaktfungizid (z.B. Delan WG, Dithane NeoTec, Polyram WG, Folpan 80 WDG oder Folpan 500 SC) aus. Der Zusatz von Veriphos (Phosphorige Säure) wird erst zur nächsten Behandlung empfohlen wenn noch mehr Blattmasse vorhanden ist und damit bessere Aufnahmebedingungen für die systemische Wirkungsweise vorliegen.
Bei den Kontaktfungiziden Folpan 80 WDG (Granulat) und Folpan 500 SC (flüssig) ist die unterschiedliche Aufwandmenge zu beachten. Die Aufwandmengen finden Sie wie bei allen anderen Präparaten natürlich auch auf der Gebrauchsanweisung. Wenn Ölflecken gefunden werden wird gebeten, dies an die Weinbauberatung zu melden!
Oidium
Gegen Oidium genügt bei unempfindlichen Sorten und letztjährig gesunden Anlagen Netzschwefel mit 3,6 kg/ha oder 5 kg/ha, je nach eingesetztem Mittel (s. jeweilige Gebrauchsanleitung). Bei Vorjahresbefall und bei wüchsigen Trollingeranlagen (Risikoflächen) kann durchaus auch jetzt schon der Einsatz eines organischen Fungizides Sinn machen.
Sonstiges und Mittelmenge
- Für die anstehende Behandlung ist momentan der 1 fache Basisaufwand ausreichend.
- Pockenmilbenbefall ist zu tolerieren. Es sind aktuell keine direkten Gegenmaßnahmen mehr möglich. Netzschwefel vermag den Weiterbefall nur leicht unterdrücken. Ansonsten gesunden die Rebenblätter durch den anstehenden Generationenwechsel der Milbe von selbst, bevor dann im Sommer die zweite Generation wieder sichtbar wird.
- Wegen der ohnehin bereits durch Frost geschädigten Flächen sollten durch Rehfraß gefährdete Flächen aktuell besonders im Auge gehalten werden. Betroffen sind besonders Lembergeranlagen, die ohnehin mit am stärksten frostgeschädigt sind.
- Wegen des bevorstehenden Fluges der Windenglasflügelzikade (Überträger der Schwarzholzkrankheit) sollten ab demnächst Brennesselbüsche in oder in der Nähe von Weinbergen nicht mehr abgemäht oder gemulcht werden. Dies gilt im Besonderen für besonnte warme Standorte an Wegrändern oder Böschungen. Damit wird versucht, die Zikaden nicht von ihrer eigentlichen Wirtspflanze, der Brennessel, auf die Reben „umzuleiten“.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 24. Mai.
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