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Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis

Reben brauchen Regen

Nach der großen Hitze der letzten Woche folgt nun eine wechselhafte Witterungsphase mit hoffentlich noch nennenswerten Regenmengen, um den beginnenden Wasserstress zu minimieren. Mit den Niederschlägen wird auch das Beerenwachstum rasant weitergehen, so dass wir uns nun in Richtung Erbsengröße bzw. bei kompakten Sorten und Klonen zusehends in Richtung dem Stadium „kurz vor Traubenschluss“ bewegen.

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Die Bestände präsentieren sich überwiegend gesund und vital, mit Ausnahme von
beginnendem Trockenstress und Wuchsstockungen vornehmlich in jüngeren Anlagen. Die Wetterprognose meldet für die kommenden Tage Schauerwetter bei moderaten Temperaturen um 20°C, lokal ist auch mit Gewittern zu rechnen. Nachdem der Regen pünktlich zum Siebenschläfertag (27. Juni) eingesetzt hat, sind wir nun alle gespannt inwiefern die altbekannte Bauernregel in diesem Jahr zutrifft und das Wasserdefizit der letzten Wochen ausgeglichen werden kann. Grundsätzlich sollte der Spritzabstand noch immer bei 10 bis maximal 12 Tagen liegen.

Peronospora

Mit der kühleren und feuchten Witterungsphase verbessern sich nun auch wieder die Verbreitungs- und Infektionsmöglichkeiten für den Peronosporapilz. In Anlagen mit Ölflecken kam es regional in den vergangenen Nächten zur Sporulation auf der Blattunterseite. Besonders in diesen Anlagen sind bei weiteren Niederschlägen in den kommenden Tagen am ungeschützten Neuzuwachs Folgeninfektionen möglich. Bis zum Stadium Erbsengröße sind vor allem auch die wachsenden Beeren befallsgefährdet.

Bei kurzen Spritzabständen und befallsfreien Beständen ist der Einsatz eines Kontaktpräparates (z.B. Folpan 80WDG, Folpan 500 SC, Delan WG, Enervin, Mildicut oder Electis) weiterhin ausreichend. Wer die letzte Behandlung am Ende der vergangenen Woche durchgeführt hat, sollte die lokalen Infektionen der vergangenen Nacht abgefangen haben und auch für die kommenden Tage noch ausreichend geschützt sein. Sofern die letzte Behandlung bis Mitte der vergangenen Woche durchgeführt wurde, sollten (insbesondere bei festgestellten Ölflecken im Bestand) die möglichen Spritzfenster der nächsten Tage für eine Kurativbehandlung genutzt werden. Zum Einsatz kommen dann Mittel wie z.B. Melody Combi, Orvego, Sanvino oder Ampexio (neues Präparat). Die Kurativleistung der
Präparate liegt jedoch nur bei max. 24-48 Std. nach erfolgter Infektion.

Ab dem ersten Laubschnitt, welcher in den meisten Anlagen bereits durchgeführt wurde, wird eine Behandlung mit Phosphonaten aktuell nicht mehr empfohlen.

Oidium

In den nächsten Tagen wird durch die kühlere, feuchte Witterung ein möglicher Befalls­aufbau von Oidium gehemmt. Bei einsetzender Erwärmung wird der Pilz aber schnell wieder durchstarten. Zudem befinden wir uns noch immer in der hochanfälligen Phase für Oidiuminfektionen. Besonders in frostgeschädigten Anlagen mit verzögerter Beerenentwicklung sind die jungen Beeren noch höchst anfällig. Bisher wurden im Beratungsgebiet noch keine Befälle gesichtet.

Kontrollieren Sie besonders die gefährdeten Standorte genau und melden Sie beginnende Befälle an die Weinbauberatung. Der Mehltaupilz ist weiterhin konsequent vorbeugend zu bekämpfen. Bei anstehenden Behandlungen sind potente Mittel wie z.B. Vivando, Talendo, Dynali, Collis oder Kusabi einzusetzen. Das neue Produkt Kusabi ist bezüglich der Resistenzklassen wie Vivando eingestuft (Buchstabe „K“). Achten Sie bei der Mittelauswahl unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenzmanagement.

Botrytis

Die Kombination einer fachgerechten Entblätterung und eines Botrytizideinsatzes kurz vor Traubenschluss stellt die wirksamste Maßnahme zur Fäulnisvermeidung dar. Eine Behandlung kurz vor Traubenschluss ist vor allem in kompakten Sorten und Klonen zu empfehlen. Zu diesem Zeitpunkt besteht letztmalig die Gelegenheit das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigen, latenten Botrytisbefall zu schützen. Zum Einsatz kommen z.B. Switch, Cantus, Prolectus oder Teldor. Wie immer gilt es zu beachten, dass sorten- und lagenmäßige Unterschiede in der Entwicklung und in der Terminierung dieser Behandlung entsprechend berücksichtigt werden.

In frostgeschädigten Anlagen ist der Behandlungstermin an den am weitest entwickelten Trauben auszurichten. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand um bis zu 50% reduziert werden.

Sauerwurm

Der Flug der zweiten Generation Traubenwickler hat begonnen. Kontrollieren sie die aufgehängten Fallen vor allem außerhalb der Pheromongebiete regelmäßig. Für eine zielgenaue Bekämpfung ist die Ermittlung des Flugverhaltens unerlässlich (Fangzahlen alle zwei Tage ermitteln!). Bitte melden Sie die Fangzahlen in den einzelnen Gemarkungen an die Weinbauberatung, so dass daraus eine Bekämpfungsstrategie außerhalb der Verwirrflächen abgeleitet werden kann.

Herbizideinsatz

Vorhandene Stocktriebe sollten vor dem Einsatz systemischer Herbizide (z.B. glyphosathaltige Produkte) entfernt werden. Um eine Aufnahme der Wirkstoffe über die Wunden zu vermeiden, sollten diese eingetrocknet und verschorft sein (Mindestens 2 bis 3 Tage nach dem Ausbrechen). Die Zulassung für Basta ist am 31.12.2015 ausgelaufen. Restbestände können nur noch in dieser Woche bis zum 30.06.2017 aufgebraucht werden. Über eine mögliche Ausnahmegenehmigung zwecks einer weiteren Anwendung von Basta ist noch immer nicht entschieden.

Weinbauliche Arbeiten

Entblätterungsmaßnahmen der Traubenzone sollten wenn möglich bis zum Stadium Erbsengröße abgeschlossen werden. Ab dem Stadium Erbsengröße schließen die Beeren ihre Spaltöffnungen, demzufolge muss bei späteren Entblätterungsmaßnahmen mit einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand bei heißen Temperaturen gerechnet werden. Die Entblätterung hat auch Vorteile in Form einer besseren Durchlüftung der Traubenzone und verbesserter Applikationsqualität bei den Pflanzenschutzmaßnahmen.

Vor allem bei roten Sorten ist die Entblätterung der Traubenzone eine wichtige kulturtechnische Maßnahme zur Befallsvermeidung durch die Kirschessigfliege. Die Glasflügelzikade überträgt von infizierten Ackerwinden und Brennnesseln den bakteriellen Erreger der Schwarzholzkrankheit. Deshalb während der Flugphase bis mindestens Ende Juli / Anfang August ein Abmähen oder Abmulchen der Böschungen und Wegränder mit Brennnesseln vermeiden, da die Glasflügelzikaden sonst an die Reben überwechseln können.

Bei Bedarf können Blattdünger mit Eisenchelaten (z.B. Fetrilon, Folicin) gegen Chlorose eingesetzt werden. In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.

Sonstige Hinweise

Bei anstehenden Behandlungen wird je nach Entwicklungsstand die 3,5 bis 4-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.

Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist
nicht zulässig! Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen! Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten

Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am Mittwoch, 05. Juli.

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