Rasche Entwicklung
Die Niederschläge in der vergangenen Woche lagen meist zwischen 25 und 40 L/m². In dieser Woche erwartet uns hochsommerliches Wetter mit Temperaturen um 30°C, so dass weiterhin gute Voraussetzungen für eine rasche Fortentwicklung der Trauben vorliegen. Ab dem Wochenende steigt dann bei schwüler werdender Luft die Gewittergefahr an, in der kommenden Woche sieht es derzeit nach einer Abkühlung auf Werte um die 25°C aus.
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Der Traubenschluss steht in vielen Anlagen in den kommenden Tagen an. Achten Sie derzeit unbedingt auf eine wassersparende Bewirtschaftung, Begrünungen sollten kurz gehalten werden. Bodenbearbeitungsmaßnahmen sollten vor allem in frostgeschädigten Anlagen mit deutlich reduziertem Traubenertrag nur sehr flach durchgeführt werden.
Bei Pflanzenschutzmaßnahmen sollte der Spritzabstand noch immer bei 10 bis maximal 12 Tagen liegen.
Peronospora
Ab morgen könnten nun Ölflecken aus den Infektionen der vergangenen Woche sichtbar werden. Aktuell ist die Gefahr der weiteren Verbreitung der Peronospora wegen der fehlenden Niederschläge eher als gering einzustufen. Jedoch kann sich diese Situation mit dem steigenden Gewitterrisiko auch rasch wieder ändern.
Bei kurzen Spritzabständen und in befallsfreien Beständen ist der Einsatz eines Kontaktpräparates (z.B. Folpan 80WDG, Folpan 500 SC, Delan WG,) weiterhin ausreichend. Werden längere und stärkere Niederschläge angekündigt und sind in den Anlagen vermehrt Ölflecke zu finden ist die Wahl eines Mittels mit einem
tiefenwirksamen oder systemischen Wirkstoffanteil die sicherere Alternative.
Zum Einsatz kommen dann Mittel wie z.B. Enervin, Mildicut, Electis oder besonders bei Behandlungen unmittelbar nach Niederschlägen auch Präparate wie z.B. Melody Combi, Orvego oder Ampexio (neues Präparat). Die Kurativleistung der Präparate liegt jedoch nur bei max. 24-48 Std. nach erfolgter Infektion.
Oidium
Die Anlagen sind jetzt nochmals intensiv auf Befallsfreiheit zu kontrollieren. In frühen Lagen und Sorten sinkt nun allmählich mit dem Erreichen des Stadiums Traubenschluss die Oidiumanfälligkeit. Allerdings können später entwickelte Trauben (vor allem die zweite Generation in frostgeschädigten Anlagen) weiterhin befallen werden.
Aufgrund des oidiumfreundlichen Wetters in dieser Woche sollte bei anstehenden Behandlungen nochmals ein hochpotentes Präparat bevorzugt werden. Zum Einsatz kommen Mittel wie z.B. Vivando, Talendo, Dynali, Collis oder Kusabi. Das neue Produkt Kusabi ist bezüglich der Resistenzklassen wie Vivando eingestuft (Buchstabe „K“).
Achten Sie bei der Mittelauswahl unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenzmanagement.
Botrytis
Die Kombination einer fachgerechten Entblätterung und eines Botrytizideinsatzes kurz vor Traubenschluss stellt die wirksamste Maßnahme zur Fäulnisvermeidung dar. Allerdings muss derzeit bei Entblätterungs-maßnahmen immer die zunehmende Sonnenbrandgefahr beachtet werden.
Kurz vor Traubenschluss besteht letztmalig die Gelegenheit das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigen, latenten Botrytisbefall zu schützen. Zum Einsatz kommen z.B. Switch, Cantus, Prolectus oder Teldor.
Wie immer gilt es zu beachten, dass sorten- und lagenmäßige Unterschiede in der Entwicklung und in der Terminierung dieser Behandlung entsprechend berücksichtigt werden. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung (separate Überfahrt oder Zweistofftechnik) kann der Mittelaufwand um bis zu 50% reduziert werden.
Sauerwurm
Außerhalb der Verwirrgebiete sind die Flugzahlen des Einbindigen Traubenwicklers allgemein als hoch einzustufen, lagenweise ist der Flughöhepunkt aktuell noch nicht erreicht. Eiablage kann bereits beobachtet werden. Beim Bekreutzten Traubenwickler steigen die Flugzahlen allmählich an.
Daher sollte bei anstehenden Behandlungen (nur außerhalb der Verwirrgebiete!) ab dem Ende der Woche ein Präparat mit guter Dauerwirkung (z.B. Steward oder Coragen) eingesetzt werden. Eine Kombinationsbehandlung nur in die Traubenzone mit einem Botrytizid und einem Mittel gegen Traubenwickler bietet sich mitunter an. Wird nur die Traubenzone behandelt können die Mittelmengen je nach Höhe der Traubenzone um 50 % vermindert werden. Aufgrund der zu erwartenden hohen Eiablage ist unbedingt jede Gasse zu befahren um eine optimale Applikation auf den Beeren zu erreichen.
Herbizideinsatz
Mit der Durchfeuchtung der Oberböden legen auch wieder die Problemunkräuter wie Distel, Melde und Amaranth rasch mit ihrem Wachstum zu. Auch die Ackerwinde zeigt sich verstärkt. Glyphosathaltige Produkte sind zur zweimaligen Anwendung zugelassen, von einem Einsatz von wuchsstoffhaltigen Präparaten (z.B. U 46 M-fluid)) muss bei der aktuellen Witterung abgeraten werden.
Vorhandene Stocktriebe müssen vor dem Einsatz systemischer Herbizide entfernt werden. Um eine Aufnahme der Wirkstoffe über die Wunden zu vermeiden, sollten diese eingetrocknet und verschorft sein (Mindestens 2 bis 3 Tage nach dem Ausbrechen). Aktuell ist noch keine Entscheidung zur beantragten Notfallzulassung (§53) für einen weiteren Einsatz des Präparats Basta im Weinbau bekannt.
Weinbauliche Arbeiten
Die Entblätterung hat Vorteile in Form einer besseren Durchlüftung der Traubenzone und verbesserter Applikationsqualität bei den Pflanzenschutzmaßnahmen. Vor allem bei roten Sorten ist die Entblätterung eine wichtige kulturtechnische Maßnahme zur Befallsvermeidung durch die Kirschessigfliege.
Ab dem Stadium Erbsengröße schließen die Beeren jedoch ihre Spaltöffnungen, demzufolge muss bei späteren Entblätterungsmaßnahmen besonders auf der sonnenzugewandten Seite mit einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Sonnenbrand bei heißen Temperaturen gerechnet werden.
Durch das Traubenteilen wird die Gefahr des Aufdrückens bei kompakten Sorten (z.B. Burgunder, Riesling) vermindert. Aktuellt kann die Maßnahme durchgeführt werden ohne zu viele Beeren zu beschädigen (Zeitraum von Traubenschluss bis erste Beeren weich werden). Wegen des hohen Arbeitsaufwands ist die Maßnahme jedoch vorwiegend zur Erzeugung von Premiumqualitäten sinnvoll.
Die Glasflügelzikade überträgt von infizierten Ackerwinden und Brennnesseln den bakteriellen Erreger der Schwarzholzkrankheit. Deshalb während der Flugphase bis mindestens Ende Juli / Anfang August ein Abmähen oder Abmulchen der Böschungen und Wegränder mit Brennnesseln vermeiden, da die Glasflügelzikaden sonst an die Reben überwechseln können.
In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
Umstrukturierung (UuU)
Pfropfrebenrechnungen und Schlauchrechnungen müssen bis spätestens Montag, 17.07. beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingereicht werden um die Förderung der Rebumstrukturierung zu erhalten. Bei verspätetem Eingang wird die Förderung abgelehnt.
Sonstige Hinweise
Bei anstehenden Behandlungen wird allgemein die 4-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist
nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät. Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am Mittwoch, 12. Juli.
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