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Rebschutzhinweis Heilbronn

Trauben haben ordentlich zugelegt

Über alle Sorten hinweg haben die Trauben in der Reife innerhalb der letzten Woche enorm zugelegt. Allerdings gibt es in den durch Spätfrost geschädigten Anlagen auch große Unterschiede bei der Traubenreife. Wann gab es das schon einmal, dass Traubenbeerchen der spät reifenden Sorten Trollinger und Lemberger bereits Ende August ohne große Reue gepickt und verspeist werden konnten. Das heißt, dass die Lese wie in den letzten Wochen bereits vermutet, sehr früh einsetzen wird.

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Es ist nicht ausgeschlossen, dass, je nach Gesundheitszustand, bereits erste Partien in der ersten Septemberwoche geerntet werden müssen. Das zeigt, wie richtig es war, den Abschlusstermin der Pflanzenschutzmaßnahmen bei den bekannten Frühsorten insbesondere zur Einhaltung der Wartezeiten vorzuziehen.

Das Wetter der nächsten Tage bleibt sommerlich warm. Schauer und Gewitter scheinen über das Wochenende nicht ausgeschlossen. Große Regenmengen und lange Nässezeiten wären angesichts der fortgeschrittenen Reife und den ohnehin wüchsigen Bedingungen nicht wünschenswert und könnten bei den zu erwartenden milden Nachttemperaturen die allgemeine Fäulnis beschleunigen.

Wie wichtig die weinbaulichen Maßnahmen zur Fäulnisvermeidung sind, wird sich in der „heißen“ Reifephase zeigen. Alles was zu schneller Abtrocknung und geringerer Luftfeuchte im Bestand führt, war bereits in den letzten Wochen und ist besonders jetzt noch positiv. Es wird empfohlen, die Begrünung weiterhin niedrig zu halten. Die Angst, dass gemulchtes Grün sich schnell in Stickstoff umwandelt, ist unbegründet. Das dauert!

Auch ein abschattendes Laubdach durch die nach wie vor wüchsigen Bestände ist unerwünscht. Was gegen die normale Fäulnis hilfreich ist, ist auch gegen Kirschessigfliege zu empfehlen. Viele Beerenverletzungen sind verursacht durch Wespenfraß, Mäusefraß, Vogelfraß, abgedrückte Beeren bei kompakten Trauben, vereinzelt auch Oidiumbefall und Hagel. Diese Verletzungen werden sekundär von unterschiedlichsten Insekten besiedelt.

Häufig wird behauptet, dass die Verletzungen von Ohrwurm, Ameisen oder Bienen verursacht wurden. Der Gemeine Ohrwurm kann härtere Schalen und Fruchthäute nicht anfressen. Hat er sich eingenistet, so nutzt er nur die bestehenden Schadstellen aus. In kompakten Trauben kann sich im Inneren auch durch Kotablagerungen ein negativer Prozess entwickeln. Auch manche Ameisen haben sich als ergänzende oder alternative Nahrungsquelle zuckerreiche Pflanzensäfte erschlossen. Geöffnete Beeren werden
sekundär von diesen fleißigen Insekten besiedelt. Werden Beeren komplett geleert, ist dies sogar hinsichtlich Essigbildung von Vorteil.

Auch verschiedene Fliegenarten und Bienen kommen sekundär und laben sich am süßen Saft. Teilweise gab es durch das Unwetter vor einer Woche Hagelschäden an reifenden Trauben. Danach war es glücklicherweise trocken. Die entstandenen Wunden mit frei zugänglichem Zucker sind dennoch für alle Kohlenhydrat „verspeisenden“ Organismen ein gefundenes Fressen.

Die „normale“ Essigfliege und auch die Kirschessigfliege bedienen sich zudem gerne an diesen Eintrittspforten, um Eier dort abzulegen. Die daraus schlüpfenden Larven führen dann durch ihre Fraßtätigkeiten zu einer schnellen Verderbnis. Behandlungen mit Produkten gegen die Drosophila Arten müssen dabei sehr sorgsam, insbesondere hinsichtlich der einzuhaltenden Wartezeiten und dem Bienenschutz, abgewogen werden. Andere seriöse Heilungsmethoden sind nicht bekannt.

Schwarzholzkrankheit und Esca

Seit Juli sind vermehrt Rebstöcke sichtbar, die Befall durch Schwarzholzkrankheit zeigen. Gegenüber den Vorjahren scheint sich hier ein stärkerer Befall zu zeigen. Zwei Hinweise dazu. Zum Einen sollte auf sonnenexponierte Brenneselbüsche geachtet werden, die als Hauptwirtspflanze für die Überträgerzikade gelten. Wo möglich, solche Quellen nachhaltig beseitigen.

Zum Zweiten wird empfohlen, befallene Rebteile großzügig zurückzuschneiden. Ist zum Beispiel an einer Rebenseite ein Trieb befallen, wird empfohlen die gesamte zweijährige Bogrebe schnellstmöglich komplett abzuschneiden. Ist der Stock mehr oder weniger komplett befallen, kann nur noch der Rückschnitt des Stammes auf einen Stummel empfohlen werden.

Falls die Phytoplasmen noch nicht komplett im unteren Teil des Rebstocks angekommen sind, kann u.U. ein gesunder Neuaustrieb erwartet werden. Ansonsten hilft nur noch nachpflanzen. Esca hat sich ebenfalls weiter ausgebreitet. Stöcke jetzt, aber bis spätestens vor dem Laubfall, markieren und dann einen neuen Stamm hochziehen oder gleich zum Nachpflanzen einplanen.

Kirschessigfliege (KEF)

Bei Eibonituren der LVWO wurde bei den roten Frühsorten verbreitet erhöhte Eiablage durch die Kirschessigfliege (KEF) an gesunden Beeren festgestellt. Dies ist nicht flächendeckend so, besonders aber an Standorten neben Böschungen, Waldrändern oder Hecken. Die Ergebnisse sind im Internet unter „Vitimeteo/Beobachtungen/KEF Eifunde“
(http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml) zu finden.

Ab nächster Woche werden auch weitere gefährdete Sorten (z.B. Trollinger) in die Untersuchungsreihen mit einbezogen. Wegen der doch recht weit fortgeschrittenen Reife bei Trollinger in Terrassenlagen sind die Flächen dort ebenfalls sehr genau zu kontrollieren. Eine allgemeine Gefährdungslage scheint momentan noch nicht vorhanden. Untersucht werden bei den Eibonituren nur gesunde, nicht angefaulte Beeren.

Diese veröffentlichten Ergebnisse können aber nur als Anregung für eigene Kontrollen gesehen werden. Alle gefährdeten Rebanlagen sollten deshalb regelmäßig in kurzen Abständen auf beginnenden Befall durch Kirschessigfliege kontrolliert werden. Wenn bei Berührung der Traubenzone KEF (Männchen mit schwarzen Punkten auf den Flügelenden) auffliegen und besonders, wenn erste Safttröpfchen auf vermeintlich gesunden Beerchen zu finden sind, schrillen die Alarmglocken. Eine sichere Prognose, ob es sich um KEF handelt, erhält man nur, wenn im Safttropfen die beiden kleinen weißen Fäden der abgelegten Eier zu sehen sind.

Dazu bedarf es aber einer ca. mind. 10 fachen Vergrößerung und bedarf einer gewissen Übung. Bei beginnendem Befall kann in Absprache oder nach Genehmigung mit der Kellerei und ganz besonders unter Einhaltung der Wartezeit eine Behandlung eingeplant werden. Leider ist damit zu rechnen, dass ein möglicher Befall mit der Kirschessigfliege, ähnlich wie im Jahr 2014, auch in diesem Jahr von anderweitiger Fäulnis der Trauben überlagert wird.

Starke Regenfälle im August und September in Kombination mit hohen Nachttemperaturen haben vor drei Jahren zu starkem Fäulnisdruck geführt. Bleibt jetzt die Hoffnung auf trockene Witterung für die nächsten drei Wochen.

Konkret zu KEF Behandlungen:

Nach den Erfahrungen von 2014 ist bei entsprechend fortgeschrittenem Befall, eine vorgezogene Lese ratsam, da der Verrottungsprozess durch Insektizidbehandlungen nicht mehr aufgehalten werden kann.

Bei beginnendem Befall kann mit einer Insektizidbehandlung der Verfallprozess verzögert werden. Vorzugsweise sollte eine erste Behandlung mit Spintor erfolgen. Das Befahren jeder Reihe wird empfohlen. Das Mittel ist bienengefährlich. Die Vorschriften zum Bienenschutz sind unbedingt zu beachten. Alternativmittel für eine zweite Behandlung sind Exirel, Karate Zeon und Mospilan. Allerdings sind Zweitbehandlungen aus Gründen einzuhaltender Wartezeiten oft kritisch.

Spezielle Hinweise zu Karate Zeon

Da Karate Zeon stark raubmilbenschädigend ist, ist der Einsatz gegen die Kirschessigfliege nur in der Traubenzone mit stark driftreduzierter und akkurater Anwendungstechnik zugelassen! Eine Abdrift von Spritztropfen in die obere Laubwand muss vermieden werden. Die Gebläse sind mit waagrechter bzw. mit leicht nach unten geneigter Luftführung und randscharf nur auf die Traubenzone einzustellen sowie mit reduzierter Luftleistung zu betreiben, um ein „Durchblasen“ der Spritztropfen durch die Laubwand zu vermeiden. Beim Einsatz von Karate Zeon sind bevorzugt grobtropfige Injektordüsen einzusetzen. Für die Behandlung der Traubenzone sind 2 bis max. 3 Düsen je Seite zu öffnen. Es wird empfohlen jede Rebzeile von beiden Seiten zu behandeln. Geräte die von unten nach oben spritzen, sind für diese Anwendung nicht geeignet! Für die Behandlung der Traubenzone ist die Aufwandmenge auf 37,5 ml/ha Karate Zeon zu reduzieren.

In Handarbeitslagen kann als Alternative zur Schlauchspritzung mit der Kombinationsmethode mit einer normalen Rückenspritze ohne Luftunterstützung mit sehr wenig Brühe- und Mittelaufwand behandelt werden. Bei der Kombinationsmethode wird eine Fraßstimulanz (combi-protec) mit einer geringen Menge eines Insektizides versetzt:

Beispiel mit Anwendungshinweisen:

  • 5 ml Spintor + 1 l combi-protec auf 20 l Wasser pro ha. 5 ml entspricht in etwa 1 Teelöffel.
  • bienengefährlich
  • Wartezeit 14 Tage
  • Zuerst Wasser in Messbecher, dann combi-protec dazugeben - sofort aufrühren!
  • Anschließend SpinTor zugeben.
  • Nicht direkt in Brühebehälter geben.
  • combi-protec ist am besten bei einer Temperatur über 20° C lösbar.
  • Keine Mischung mit Netzmittel
  • Applikation auf das trockene Blatt
  • Das Spritzbild ist wegen der sehr geringen Wassermenge in keiner Weise mit dem Spritzbild einer normalen Behandlung zu vergleichen. Es genügen wenige Tröpfchen in die Traubenzone. Ansonsten reichen ja die ca. 20 Liter/ha bei weitem nicht aus. Deutlich mehr auszubringen wäre angesichts der Kosten des Zusatzstoffes auch schnell kontraproduktiv.
  • Wiederholung der Behandlungen nach 5-6 Tagen
  • Nach dem Einsatz Spritze gründlich mit Wasser durchspülen!

Sonstiges

  • Grundsätzlich müssen Mitglieder von Erzeugergemeinschaften und Weingärtnergenossenschaften entsprechende Maßnahmen mit dem Vermarktungsbetrieb abstimmen bzw. die Vorgaben beachten.
  • Hinweise zum Bienenschutz sind zu beachten!
  • Eine komplette Übersicht zur KEF incl. der gesamten Mittelpalette findet man in der 2017er Broschüre „Drosophila suzukii im Weinbau“. http://www.lvwo-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Rebschutz
  • Selbstvermarkter und Erzeugergemeinschaften sollten vorbereitet sein, schnell reagieren zu können, wenn Lesenotwendigkeit besteht.
  • Massenfangverfahren mit Köderflüssigkeit kann unterstützend wirken. Es fehlen allerdings noch gesicherte Nachweise, ob dieses Verfahren allein ausreicht
  • Von Kalkung der Anlagen wird nach heutigem Wissenstand abgeraten
  • Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.

Der nächste Hinweis erfolgt situationsbedingt. Vermutlich Ende nächster Woche

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