Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Wackerbarth hat neue Weinbergsbrigade

Staatsweingut testet naturnahe Bewirtschaftung mit Schafen in Seußlitz

Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth ist gewissermaßen auf das Schaf gekommen. Die Winzer wollen aber keinen neuen Geschäftszweig ausprobieren, sondern ganz praktisch naturnah einen Teil ihre Rebflächen bewirtschaften. Unternehmenssprecher Martin Junge nennt es ein "Pilotprojekt. Ausbaufähig, wenn es funktioniert."

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Wackerbarth-Winzer Till Neumeister (li.) und Schäfer Sebastian Hänsel sind überzeugt, dass die Schafe im Weinberg naturnahe Landschaftspflege betreiben und dabei keine Trauben fressen.
Wackerbarth-Winzer Till Neumeister (li.) und Schäfer Sebastian Hänsel sind überzeugt, dass die Schafe im Weinberg naturnahe Landschaftspflege betreiben und dabei keine Trauben fressen.Lars Müller
Artikel teilen:

Nebenerwerbsschäfer Sebastian Hänsel aus Golk und Wackerbarth-Außenbetriebschef Till Neumeister haben keine Zweifel daran, dass die Schafe die begrünten Zeilen zwischen den Weinstöcken abweiden und sich nicht an den Rebstöcken und den späteren Trauben gütlich tun werden. Neumeister hat in Neuseeland auf Weingütern gearbeitet, wo ganze Schafherden durch riesige Rebflächen liefen, wie berichtet. Weinlaub sei ab dem fünften Blatt auch bitter und damit unattraktiv für Schafe, sagt er.


Trotzdem fängt Wackerbarth mit den Schafen erst einmal zurückhaltend an. Seit Anfang Mai grasen neun Mutterschafe und einige Lämmer der Rassen Ostfriesen-Schwarzkopf und Suffolk auf einem Hektar zwischen Müller-Thurgau-Reben auf der flachen Lage Seußlitzer Heinsrichsburg. Die rund zehn Jahre alten Rebstöcke dort werden seit zwei Jahren mit Minimalerziehung kultiviert. Es ist sicher keine Prestigelage, wohl aber durchaus von wirtschaftlicher Bedeutung für das Staatsweingut. Später sollen die Schafe in den benachbarten Bacchus wechseln. Schäfer Hänsel will die genügsamen Tiere dann parzellenweise die Grünflächen abweiden lassen: Landschaftspflege mit System.

 

Elektrozäune verstärken den Wildschutzzaun um die Weinberge. Pflanzenschutz sein kein Problem für die Tiere, da sind sich Winzer und Schäfer einig. "Wir spritzen sowieso sehr zurückhaltend und verzichten komplett auf Herbizide", so Neumeister. Müsse doch Pflanzenschutz ausgebracht werden, kämen die Schafe während der Karenzzeit auf andere Flächen - insgesamt auf vier Hektar soll das zunächst bis Jahresende terminierte Pilotprojekt ausgedehnt werden. Neumeister verspricht sich von der schonenden Bewirtschaftung mehr Biodiversität. Zudem werde der Boden nicht zuletzt durch den natürlichen Dung verbessert. Insekten, Reptilien, Vögel und Kleinsäuger sind geschützt, was beim Einsatz mechanischer Mulcher nicht gewährleistet werden kann.


Die Schafe im Weinberg verursachen dem Schäfer kaum Kosten. Sie werden nicht zugefüttert, brauchen keinen Unterstand und nur im Hochsommer etwas Wasser, sagt der Tierhalter. Inwieweit Schafe künftig fest einen Teil der Weinbergsarbeit übernehmen können, vermag Winzer Neumeister noch nicht einzuschätzen. Keinesfalls würde er Schafe in echte Steillagen stellen, zumindest keine Tiere solch großer Rassen. Auch andere sächsische Winzer überlegen schon länger, ob sie Schafe in ihren nachhaltig bewirtschafteten Weinbergen halten. Bisher stehen dort Schafe, soweit bekannt, aber nur auf Streuobstwiesen neben den Rebflächen.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren