Eisheilige machten ihrem Namen zum Glück keine Ehre
Der Wetterumschwung im Zusammenhang mit den gefürchteten Eisheiligen hat in diesem Jahr zum Glück keine Frostschäden verursacht. An Christi Himmelfahrt fiel zunächst nur vereinzelt Regen. Zum Wochenbeginn erfolgten jedoch allerorts Niederschläge, welche in der Summe insgesamt 15-20L/m² betrugen.
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Nun kann von einem flächendeckenden Primärinfektions- Ereignis im Zeitraum vom 10. bis 15. Mai 2018 ausgegangen werden. Ölflecken wurden erwartungsgemäß bisher noch keine gemeldet. Diese sind voraussichtlich dann frühestens in der Woche nach Pfingsten zu sehen. Bei entsprechenden Bedingungen kann es dann auch zu Sekundärinfektionen kommen. Die weiteren Aussichten bleiben zunächst noch etwas unbeständig mit eher gemäßigten Temperaturen. Durch die leichte Abkühlung wurde das Rebenwachstum nicht wesentlich gebremst und die Reben haben zwischen 6 bis 10 Blätter entwickelt. Wo noch nicht geschehen, sollte nun umgehend die Frostrute entfernt werden.
Auftretende Ölflecken und Zeigertriebe bitte der Weinbauberatung melden. Beim Einsatz eines organischen Oidium-Mittels kann bei der aktuellen Wetterlage der Spritzabstand bei 10 bis 12 Tagen liegen. Beim Einsatz von Netzschwefel sollte der Spritzabstand bei empfindlichen Sorten und Lagen nicht mehr als 8 Tage betragen. Dort wo der nächste Spritztermin unmittelbar nach den Pfingstfeiertagen erfolgen sollte, ist die Wetterlage nach Pfingsten zu beobachteten und, falls erforderlich, vorzuziehen.
Peronospora
Gegen Peronospora wird der Einsatz eines Kontaktfungizides (z.B. Folpan, Delan WG, Polyram WG oder Dithane Neo Tec) empfohlen. Der Zuwachs ist aktuell immer noch recht hoch. Als Zuwachsschutz kann jetzt ein Mittel auf Basis phosphoriger Säure (z.B. Veriphos) in Verbindung mit einem Kontaktmittel eingesetzt werden. Teilsystemische Eigenschaften besitzt auch das Mittel Profiler (max. 1-maliger Einsatz bis Schrotkorngröße empfohlen). Hier ist kein Zusatz eines Kontaktmittels notwendig. Vor allem bei kräftigen Bodeninfektionen dienen nicht entfernte Stocktriebe als „Sprungbrett“ für Peronosporainfektionen in die Laubwand. Das rechtzeitige Entfernen der Stockaustriebe ist ein wesentlicher Baustein bei der Peronosporabekämpfung.
Oidium
Der Oidiumdruck nimmt weiter zu und befindet sich bereits in einem hohen Risikobereich. Bei der anstehenden Behandlung werden ab sofort Mehltaumittel mit längerer Dauerwirkung empfohlen (z.B. Talendo, Vivando, Dynali). Für einen Einsatz der Mittel mit dem Resistenzbuchstaben „L“ (Collis, Luna Experience, Sercadis) ist es noch zu früh. Diese werden zum Stadium abgehende Blüte empfohlen. Eine vernünftige Abwechslung einzelner Mittelgruppen ist besonders bei der Oidiumbehandlung von zentraler Bedeutung, um Resistenzproblemen vorzubeugen. Vor allem Rebflächen mit Vorjahresbefall sollten auf Zeigertriebe kontrolliert werden.
Schadmilben
Schadbilder der Pockenmilbe sind nicht selten zu finden. Die Schadschwelle für einen bekämpfungswürdigen Befall liegt hier sehr hoch. Zur Befallsreduzierung bei stark betroffenen Flächen sollten diese im kommenden Frühjahr zur Austriebsbehandlung vorgemerkt werden. Kräuselmilbensymptome sind nicht so häufig zu beobachten. Beim Einsatz von Netzschwefel kann die Aktivität der Milben etwas gehemmt werden. In der Regel „verwachsen“ sich die Symptome mit zunehmendem Rebwachstum. Grundsätzlich sollte auf eine raubmilbenschonende Spritzfolge geachtet werden.
Chlorose/Virus
Durch die extremen Wuchsbedingungen zeigen sich in gefährdeten Sorten und Lagen erste Chlorosesymptome. Bei Bedarf können Blattdünger mit Eisenchelaten eingesetzt werden. Hierbei die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten. Gelbverfärbung der Blätter kann auch durch Virusbefall ausgelöst werden. Hierbei zeigen sich die Symptome vor allem an den älteren Blättern, während bei Chlorose zunächst die jüngeren Blätter betroffen sind. Virusherde sind momentan sehr gut sichtbar. Schwachwuchs meist in Verbindung mit gelben Blättern sind ein untrügliches Zeichen dieser Erkrankung, die nicht direkt, sondern nur indirekt über eine längere Brachezeit reduziert werden kann. Wichtig ist auf jeden Fall, die Befallsherde zu erkennen, damit im Bedarfsfall entschieden werden kann, ob und wo eine Brache vor Neuanlage eingeplant wird.
Stocktriebe entfernen
Der beste Erfolg beim Abbrennen von Stocktrieben ist bei einer Trieblänge von durchschnittlich 10- 15 cm gegeben. Sind die Triebe länger oder bereits verholzt, ist keine ausreichende Wirkung mehr zu erwarten. Bei der Anwendung von Shark oder Quickdown ist die jeweilige Sortenbeschränkung zu beachten. Neuzulassung: Das Mittel Beloukha hat eine Notfallzulassung zum Entfernen von Stockaustrieben in Junganlagen (bis 4. Standjahr) erhalten. Für das auf Pelargonsäure basierende Produkt besteht keine Sortenbeschränkung. Maximal zwei Anwendungen, Aufwandmenge maximal 16 l/ha in 200 l Wasser.
Sonstiges und Mittelmenge
- Schwarzholzkrankheit: Ab Ende Mai sollten Brennesselbüsche an besonnten Standorten bis Mitte Juli nicht mehr gemulcht oder abmäht werden, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf umliegende Reben zu fliegen.
- Keltertraubenmittel sind nicht automatisch auch Tafeltraubenmittel! Erzeuger von Tafeltrauben müssen unbedingt an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
- Für anstehende Behandlungen ist momentan der 2 fache Basisaufwand anzuwenden.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
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