Jetzt heißt es dranbleiben
In frühen Lagen und Sorten sind inzwischen 10 bis 12 Blätter entfaltet, auch die Gescheine haben sich stark vergrößert und die Einzelblüten spreizen sich voneinander ab. Für heute und Donnerstag wird wechselhaftes Wetter mit Schauern und Gewittern prognostiziert, ehe dann ab dem Wochenende eine Hitzephase mit Temperaturen von über 30 °C zu erwarten ist. Somit werden erste blühende Gescheine nicht mehr lange auf sich warten lassen.
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Auch in späteren Lagen wird in den nächsten Tagen eine rasante Entwicklung erfolgen, so dass auch hier im Laufe der kommenden Woche mit dem Blühbeginn gerechnet werden kann. Die von den Niederschlägen in der vergangenen Woche durchfeuchteten Böden werden für eine optimale Nährstoffversorgung der Reben im Zeitraum der Blüte sorgen.
In Gebieten mit geringen Niederschlagsmengen ist die Bewirtschaftung nach wie vor auf wasserschonende Bodenpflege auszurichten.
Weinbauliche Arbeiten
Die wüchsigen Reben sorgen für Volldampf bei den Stockarbeiten. In vielen Betrieben sind die Ausbrecharbeiten noch nicht beendet und zeitgleich sind aufgrund des starken Längenwachstums in wüchsigen Anlagen Heftarbeiten notwendig. Achten Sie beim Heften auf eine gleichmäßige Verteilung der Triebe. Neben der besseren Belüftung und Abtrocknung der Laubwand wird so auch eine ideale Pflanzenschutzmittelapplikation gewährleistet.
Nach der Pflanzung von Junganlagen ist auf einen ausreichenden Erosionsschutz der frisch bearbeiteten Flächen zu achten. Hier leisten Strohabdeckungen bzw. Strohriegel oder zeitnah eingesäte Begrünungen wertvolle Hilfe.
Pflanzenschutz
Vor allem die Gescheine befinden sich nun ebenso in einer empfindlichen Phase für Krankheitsbefälle wie der ungeschützte Neuzuwachs. Im Hinblick auf die Pilzkrankheiten orientiert sich der Spritzabstand neben dem aktuellen Wetterbericht und damit den Infektionsbedingungen in erster Linie auch am Neuzuwachs. Der Abstand sollte aktuell etwa 10 Tage betragen. Bei der Oidiumbekämpfung ist zudem die Mittelwahl in der letzten Spritzung zu berücksichtigen. Wurde dabei Netzschwefel eingesetzt, ist aufgrund des hohen Infektionsrisikos der Abstand für einen lückenlosen Schutz eher auf 7 bis 8 Tage zu verkürzen. Auch in frisch gepflanzten Junganlagen ist bei entsprechender Trieblänge ebenfalls mit dem Pflanzenschutz zu beginnen.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen ist der 2-fache Basisaufwand ausreichend, bei Behandlungen in die Blühphase ist der 2,5-fache Basisaufwand zu empfehlen.
Peronospora
Sofern die Niederschläge aus der vergangenen Woche zu Primärinfektionen geführt haben, könnten in dieser Woche erste Ölflecke sichtbar werden. Bei entsprechenden Bedingungen kann es dann auch zu Sekundärinfektionen kommen. Auftretende Ölflecken bitte umgehend an die Weinbauberatung melden.
Bei anstehenden Behandlungen wird weiterhin bevorzugt der Einsatz von Kontaktpräparaten (wie z.B. Polyram WG, Folpan 80 WDG, Folpan 500SC, Dithane NeoTec, Delan WG) empfohlen.
Sollte sich einige Tage nach der Behandlung unbeständige Witterung einstellen, kann der Neuzuwachs über ein Präparat mit phosphoriger Säure (z.B. Veriphos) als Zusatz zum Kontaktmittel besser geschützt werden. Alternativ bietet sich auch der einmalige Einsatz von Profiler an, bei diesem teilsystemischen Präparat ist kein Zusatz eines Kontaktmittels notwendig.
Oidium
Wir nähern uns in großen Schritten der Blüte und damit dem empfindlichsten Rebstadium. Kontrollieren Sie Ihre Bestände auf Zeigertriebe und beginnenden Befall auf der Blattunterseite. Aufgrund der vorangeschrittenen Entwicklung und der aktuell idealen Entwicklungsbedingungen für den Oidiumpilz sollte in der letzten Vorblütebehandlung generell ein organisches Präparat aus einer potenten Wirkstoffgruppe zum Einsatz kommen. Die organischen Präparate bieten im Vergleich zum Netzschwefel eine höhere Wirkungssicherheit und -dauer. Achten Sie dabei unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenzmanagement. Momentan werden in erster Linie die Mittel Dynali, Talendo oder Vivando empfohlen. Die Präparate Luna Experience und Sercadis werden bevorzugt zur abgehenden Blüte bzw. der darauffolgenden Spritzung empfohlen. Topas und Systhane sollten erst zu einem späteren Entwicklungszeitpunkt eingesetzt werden.
Sofern noch Symptome der Kräuselmilben bzw. Pockenmilben verstärkt zu sehen sind kann nochmals durch Zugabe eines Netzschwefelpräparats (3,6 kg/ha - 6 kg/ha in Abhängigkeit vom eingesetzten Produkt) die Nebenwirkung auf die Schadmilben ausgenutzt werden.
Chlorose
Einzelne Anlagen zeigen stärkere Chlorosesymptome. Bis zum Beginn der Rebblüte kann bei sichtbarer Aufhellung bzw. gelblicher Verfärbung mit einem eisenhaltigen Blattdünger entgegen gewirkt werden. Die Eisenchelate oder -citrate sind nach Herstellerangaben anzuwenden. Eine Mischbarkeit mit phosphoriger Säure ist zu prüfen. Bei Überkonzentrierung oder Mischungen mit Pflanzenschutzmitteln kann es zu Verbrennungen führen. Die Anwendung sollte daher möglichst bei bedecktem Himmel, abends bzw. frühmorgens erfolgen. Leichte Chlorosen verwachsen in der Regel auch ohne Behandlung von selbst wieder.
Fäulnisvermeidung durch Bioregulatoren
Durch den Einsatz von Biowachstumsregulatoren wie Gibb3, Berelex 40 SG oder Regalis Plus wird die Verrieselungsneigung und/oder Jungfernfrüchtigkeit gefördert. Das Anwendungsfenster aller Präparate ist Vollblüte (d.h. 30 - 50 % abgeworfener Käppchen), eine genaue Beobachtung der Bestände zur Festlegung des Termins ist unerlässlich. Eine wahrscheinlich schnelle Blüte bedingt ein sehr enges Zeitfenster für die Anwendung, der Einsatz ist also frühzeitig zu planen.
Mit den Präparaten darf nur eine Soloanwendung in die Traubenzone erfolgen, zur allseitigen Benetzung der Gescheine muss jede Reihe befahren werden. Vorsicht in schwachwüchsigen und z.B. durch Chlorose gestressten Anlagen. Grundsätzlich kann der Einsatz von Wachstumsregulatoren zu einer Ertragsreduktion führen. Aufgrund des hohen Gescheinsansatzes und der Gescheinsgröße ist das Ertragspotenzial für 2018 aktuell jedoch weit überdurchschnittlich einzuschätzen. Fäulnisbefall im Herbst bedingt einen höheren Leseaufwand und zwingt zum Verwerfen der Faulfraktion. Grundsätzlich gilt deshalb: Je früher das Jahr, desto sinnvoller ist der Einsatz als Schutz gegen eventuell auftretende Essigfäule.
Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen.
Schwarzholzkrankheit
Da die Flugphase der Winden-Glasflügelzikade, die die bakteriellen Erreger der Schwarzholzkrankheit von der Großen Brennnessel auf die Reben überträgt, bevorsteht, sollte ab sofort bis Ende Juli auf jeden Fall ein Abmähen oder Abmulchen der Böschungen und Wegränder mit Brennnesseln sowie eine Bekämpfung der Brennnesseln innerhalb von Rebflächen unterbleiben.
Sonstige Hinweise
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zum Bienenschutz - sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
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