Rasanter Blühverlauf
Der muntere Rebenwuchs setzt sich nahtlos fort, so dass die Beeren in frühen Sorten und Lagen teilweise schon Schrotkorngröße erreicht haben. Lediglich auf sehr späten Standorten befinden sich die Reben noch im Bereich der abgehenden Blüte. Selten hat man einen so gleichmäßigen und rasanten Blühverlauf beobachten können wie im laufenden Jahr.
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In vielen Fällen waren die Stadien Blütebeginn bis Ende der Blüte in vier bis fünf Tagen durchlaufen. Aufgrund des allgemein guten Blüteverlaufs deutet sich eine kompakte Traubenstruktur an, nur punktuell wird von stärkeren Verrieselungen berichtet. Aufgrund der meist überdurchschnittlichen Traubenanzahl und Traubengröße werden in diesem Jahr vielfach ertragsregulierende Maßnahmen notwendig werden. Der qualitative Aspekt darf auch nach dem Frostjahr 2017 nicht aus den Augen verloren werden!
In dieser Woche sollen die Temperaturen leicht zurückgehen. Der Gesundheitszustand in den Rebanlagen ist meist unkritisch, allerdings werden aus vielen Gemarkungen inzwischen einzelne Ölflecken gemeldet.
Weinbauliche Arbeiten
Aufgrund des rasanten Wachstums stehen in vielen Betrieben noch umfangreiche Heftarbeiten an. In jedem Fall müssen die Anlagen für den Pflanzenschutz befahrbar gehalten werden.
Die nächsten Tage bieten jetzt aber auch einen optimalen Zeitraum zur frühen maschinellen Entblätterung zwischen abgehender Blüte und Erbsengröße. Diese verringert die Sonnenbrand- und Botrytisgefahr, verbessert die Anlagerung der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel und führt nebenbei zu einer leichten Verrieselung der Trauben. In dichtlaubigen Weinbergen, die unzureichend ausgebrochen wurden, kann ebenfalls mithilfe
des Entlaubers für eine bessere Durchlüftung der Traubenzone gesorgt werden. Gute Belichtung fördert die Holzreife und Augenfruchtbarkeit im Folgejahr. Wird von Hand ausgelichtet, können Geiztriebe in der Traubenzone mit entfernt werden.
Dagegen sollte mit dem ersten Gipfeltermin möglichst lange abgewartet werden, denn ein verfrühter erster Laubschnitt fördert unnötig die Kompaktheit der Trauben. Hochstehende Begrünungen sollten auf flachgründigen und trockenheitsgefährdeten Standorten gemulcht oder gewalzt werden.
Pflanzenschutzbehandlungen
Die Reben befinden sich derzeit in der Phase der höchsten Anfälligkeit. Nun gilt es in erster Linie die jungen Fruchtansätze zu schützen. Sofern die letzte Behandlung bereits vor Fronleichnam durchgeführt wurde, wird angeraten die nächste Behandlung noch vor den Niederschlägen in dieser Woche zu terminieren. Ansonsten sollte der Spritzabstand aufgrund des nach wie vor raschen Gewebezuwachses (Blatt und Beeren) im Bereich von (8 bis)10 Tagen liegen.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird im Allgemeinen der 3-fache Basisaufwand empfohlen. Ab Schrotkorngröße sollte auf den 3,5- bis 4-fachen Basisaufwand erhöht werden.
Peronospora
Die Infektionsgefahr für Peronospora ist aufgrund mangelnder Niederschläge und hoher Temperaturen auf den meisten Standorten eher gering einzustufen. Allerdings sind bei vorhandenen Ölflecken und entsprechenden Witterungsbedingungen auch Sekundärinfektionen möglich. Bei Behandlungen vor den nächsten Regenfällen wird ein möglichst raubmilbenschonendes Kontaktfungizid empfohlen. Nur in Anlagen, die nicht
unmittelbar nach dem Behandlungstermin gegipfelt werden bietet sich der Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes (z.B. Veriphos) zum Kontaktfungizid an.
Sofern die Behandlung nach gewittrigen Regenfällen erfolgt, sollten Mittel mit kurativer Wirkung (wie z.B. Melody Combi oder Forum Gold) verwendet werden. Sinn machen diese Mittel aber nur, wenn sie im Idealfall bis 24 Stunden nach erfolgter Infektion eingesetzt werden. Darüberhinaus bieten Produkte wie Enervin (protektiv) oder Orvego (kurativ) durch die Einlagerung des Wirkstoffs in die Wachsschicht eine verbesserte Wirkung an den jungen Trauben.
Oidium
Witterungsbedingt ist die Gefahr für Oidiuminfektionen an den Trauben nach wie vor hoch. Im Gebiet wurden bisher noch keine Befälle gemeldet.
Die SDHI-Präparate Luna experience oder das neu zugelassene Sercadis werden im einmaligen Einsatz im frühen Nachblütebereich empfohlen. Sofern eines dieser Präparate bereits in der letzten Behandlung verwendet wurde, muss jetzt im Rahmen der Resistenzvorsorge ein anderes potentes Präparat wie Vivando, Talendo oder Dynali eingesetzt werden. Collis ist ebenfalls in der SDHI Wirkstoffgruppe eingeordnet. Bei Behandlungen ab Traubenschluss können dann auch die Präparate Vento Power oder Kusabi zum Einsatz kommen.
Fäulnis- und Botrytisvorsorge
Je nach Rebsorte und Lage ist bei weiterhin rasanter Entwicklung möglicherweise bereits ab Mitte des Monats mit dem Stadium Traubenschluss zu rechnen. Grundsätzlich wird bei kompakten Sorten und Klonen ein einmaliger Einsatz von Spezialbotrytiziden zum Stadium „kurz vor Traubenschluss“ empfohlen, da dies der letztmögliche Zeitpunkt ist, um
eine vollständige und zuverlässige Benetzung der Stielgerüste bei dichtbeerigen Sorten zu erreichen. Ziel ist dabei, eingeschlossenes totes Material (z.B. Blütenkäppchen) so lange wie möglich vor Botrytisbefall zu schützen und damit frühe Fäulnisherde von innen heraus zu unterbinden.
Als Spezialbotrytizide stehen Cantus, Scala, Switch, Teldor oder Prolectus zur Verfügung. Bei Cantus unbedingt darauf achten, dass hier auch der Resistenzbuchstabe „L“ hinterlegt ist. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand halbiert werden. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt.
Traubenwicklerfallen
Mit dem Flug der zweiten Generation Traubenwickler ist demnächst zu rechnen. Wechseln sie die Lockstoffköder in den Fallen und kontrollieren sie ab jetzt wieder regelmäßig.
Chlorose
Nach wie vor sind teilweise chlorotische Symptome zu erkennen. Überdenken Sie als langfristige Lösungen ihr Bodenpflegemanagement. In Einzelanlagen ist die hartnäckige Chlorose jedoch sicherlich auch zu hohen Vorjahreserträgen geschuldet. Eisenhaltige Blattdünger können nach der Rebblüte wieder eingesetzt werden. Mit dem ersten Gipfeln verschwinden die Symptome bei einer leichten Chlorose meist von selbst.
Weinbergsgegehungen
11. Juni
Ingelfingen, Weinbergschuppen Weingut Gaufer, 19:00 Uhr
12. Juni
Laudenbach, Halle Roland Silberzahn, 14:30 Uhr
12. Juni
Markelsheim, Schutzhütte am Roggenberg, 18:30 Uhr
19. Juni
Dörzbach, Hubschrauberlandeplatz, 19:30 Uhr
25. Juni
Adolzfurt, Parkplatz Weinkellerei Hohenlohe, 19:00 Uhr
Für weitere Begehungswünsche in anderen Ortschaften bitte Weinbauberatung kontaktieren.
Sonstige Hinweise
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 13. Juni.
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