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Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis

Leichte Schäden lassen sich verschmerzen

Die jungen Beeren entwickeln sich nach wie vor rasant. Das Stadium Erbsengröße ist in frühen Lagen bereits erreicht und hier muss bei kompakten Sorten und Klonen demnächst mit dem Traubenschluss gerechnet werden. Die gewittrigen Niederschläge seit dem vergangenen Donnerstag haben lokal zu sehr unterschiedlichen und teilweise ergiebigen Regenmengen geführt. Leider wurden auch einige Lagen durch Hagel geschädigt. Die angeschlagenen Beeren werden eintrocknen und abfallen. Aufgrund des überdurchschnittlichen Traubenansatzes lassen sich leichte Schäden sicherlich verschmerzen, möglicherweise könnte sich dies sogar positiv auf die Traubenstruktur auswirken.

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Allerdings sind auch teilweise sehr starke Schäden bis hin zum Totalausfall aufgetreten. Erosionsschäden sind vor allem in Junganlagen zu beobachten. Hier zeigen sich nun wieder die Vorteile einer frühzeitigen Begrünungseinsaat oder einer Strohabdeckung.

Die sommerliche Witterung pausiert derzeit, allerdings sollen die Temperaturen zum Wochenende hin wieder auf Werte um 25°C ansteigen. Der Gesundheitszustand in den Rebanlagen ist nach wie vor meist hervorragend, allerdings sind (aufgrund von Spritzlücken) in einzelnen Anlagen in den letzten Tagen auch vermehrt neue Ölflecken aufgetreten.

Weinbauliche Arbeiten

Luftige Traubenzonen und Laubwände sind grundlegend für eine gute Applikationsqualität beim Pflanzenschutz, eine schnelle Abtrocknung der Traubenzone und auch eine vorbeugende Maßnahme gegen die Kirschessigfliege. Verbleibende Kümmertriebe sind daher zu entfernen und restliche Heftarbeiten zu erledigen. Gleichzeitig sollten auch
Entblätterungsmaßnahmen vorangetrieben werden. Die maschinelle Entblätterung sollte bei entsprechender Befahrbarkeit der Böden nun schnellstmöglich durchgeführt werden. Ab Erbsengröße der Beeren steigt die Sonnenbrandgefahr durch das Schließen der Spaltöffnungen an.

Um die Beerenentwicklung nicht weiter zu fördern sollten keine Bodenbearbeitungsmaßnahmen durchgeführt werden. Ebenso sollten die Anlagen möglichst spät gegipfelt werden.

Chlorotische Anlagen können mit eisenhaltigen Blattdüngern wie z.B. Fetrilon, Folicin oder Lebosol - Eisencitrat behandelt werden. Gegen stark chlorotische Einzelstöcke hilft nur eine Bodenanwendung. Leichte Chlorosen verschwinden von selbst. In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.

Pflanzenschutzbehandlungen

Die Gewitterniederschläge sind in unterschiedlicher Menge und Intensität gefallen, im Extremfall wurden bis zu 120 L/m² gemessen. Dementsprechend muss die Befallssituation lokal betrachtet werden. Durch den Hagelschlag ist im aktuellen Entwicklungsstadium keine erhöhte Gefahr durch Peronospora oder Botrytis gegeben. In Abhängigkeit von den zuvor eingesetzten Mitteln und der Regenmenge ist allerdings davon auszugehen, dass ein Teil der Wirkstoffe (Kontaktkomponente) abgewaschen wurde. Aus diesem Grund und wegen des starken Zuwachses sind nach Starkniederschlägen kurze Spritzabstände einzuhalten. Zudem befinden sich die jungen Beeren noch in der Phase der höchsten Anfälligkeit. Im Allgemeinen wird daher eine Behandlung zum Ende der Woche empfohlen, ansonsten liegt der Spritzabstand bei 10 (bis 12) Tagen.

Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird der 3,5-fache Basisaufwand empfohlen. Spätestens ab Traubenschluss ist dann die volle Aufwandmenge einzusetzen.

Peronospora

Mit den Starkniederschlägen und längeren Blattnasszeiten waren die Bedingungen für eine Ausbreitung in den letzten Tagen sehr gut. Auch waren mitunter nochmals stärkere Bodeninfektionen möglich. Durch die mangelnde Befahrbarkeit war eine Kurativstrategie (bis maximal 48 Stunden nach dem Infektionsereignis) vielfach nicht möglich. Eventuell entstehende Ölflecken aus früheren Infektionen müssen daher in Kauf genommen werden.

In Anlagen mit Ölflecken wird dennoch zur Verstärkung der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksames (kuratives) Produkt empfohlen. Sofern in der letzten Spritzung nicht bereits eingesetzt bieten sich für einen verbesserten Schutz der jungen Beeren die Präparate Orvego oder Enervin an. Ansonsten wird eine Behandlung beispielsweise mit Melody Combi, Forum Gold, Sanvino, Mildicut oder Ampexio empfohlen. Achten Sie auf den notwendigen Wirkstoffgruppenwechsel!

In befallsfreien Anlagen kann bei entsprechend trocken gemeldeten Witterungsbedingungen auch ein raubmilben-schonendes Kontaktfungizid zum Einsatz kommen. Bei Behandlungen nach Erbsengröße und in gegipfelten Anlagen wird kein weiterer Einsatz eines phosphonathaltigen Produktes empfohlen.

Oidium

Durch die schwülwarme Witterung war der Oidiumdruck in den letzten Wochen anhaltend hoch, seit den Niederschlägen ist der Befallsdruck leicht zurückgegangen. Noch bis zum Stadium Traubenschluss bleibt die Anfälligkeit der jungen Beeren allerdings gegeben.

Daher sollte nach wie vor ein Präparat aus den potenten Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Aktuell wird daher z.B. Vivando, Talendo, Dynali oder Kusabi empfohlen.

Fäulnis- und Botrytisvorsorge

Die Kombination einer fachgerechten Entblätterung und eines Botrytizideinsatzes kurz vor Traubenschluss stellt die wirksamste Maßnahme zur Fäulnisvermeidung dar. Nach wie vor sind Blütenrückstände in den Trauben zu finden und es ist allgemein von sehr kompakten Traubenstrukturen auszugehen. Eine Behandlung kurz vor Traubenschluss ist daher in kompakten Sorten und Klonen dringend zu empfehlen. Zu diesem Zeitpunkt besteht letztmalig die Gelegenheit das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigen, latenten Botrytisbefall zu schützen. Zum Einsatz kommen z.B. Switch, Teldor, Prolectus oder Cantus (Achtung: Wirkstoffgruppe „L“).

Wie immer gilt es zu beachten, dass sorten- und lagenmäßige Unterschiede in der Entwicklung und in der Terminierung dieser Behandlung entsprechend berücksichtigt werden. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen
Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand um bis zu 50% reduziert werden.

Traubenwicklerfallen

Mit dem Flug der zweiten Generation Traubenwickler ist demnächst zu rechnen. Sofern noch nicht geschehen sind die Lockstoffköder in den Fallen zu wechseln und der Falterflug wieder regelmäßig zu kontrollieren.

Herbizideinsatz

Vorhandene Stocktriebe sollten vor dem Einsatz systemischer Herbizide (z.B. glyphosathaltige Produkte) entfernt werden. Um eine Aufnahme der Wirkstoffe über die Wunden zu vermeiden, sollten diese eingetrocknet und verschorft sein (Mindestens 2 bis 3 Tage nach dem Ausbrechen). Generell ist bei der Herbizidausbringung darauf zu achten, dass die Mittel nur innerhalb von Rebflächen eingesetzt werden.


Weinbergsbegehungen


19. Juni: Dörzbach, Hubschrauberlandeplatz, 19:30 Uhr

25. Juni: Adolzfurt, Parkplatz Weinkellerei Hohenlohe, 19:00 Uhr

Für weitere Begehungswünsche in anderen Ortschaften bitte Weinbauberatung kontaktieren.

Sonstige Hinweise

  • Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen
  • Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten

Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 20. Juni.

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