Ertragskorrekturen angehen
Die heißblütigen und flinken Mexikaner sind wie ein Gewittersturm über die Mannschaft hereingebrochen. So eine Niederlage gegen Mexiko im ersten Spiel ist wie ein Hagelschlag in den Weinbergen vor der Blüte. Aber, es kann bei beiden Schadereignissen noch alles gut werden… ! Sollten die Schweden am Wochenende einen weiteren Gewittersturm mit Hagel verursachen, lässt sich wohl nichts mehr reparieren. Zumindest hätten dann die Weinbautreibenden mehr Zeit, unbedingt notwendig werdende Ertragskorrekturen in den Weinbergen anzugehen. Die Hoffnung auf ein unwetterfreies Wochenende ist zumindest bei den Meteorologen gegeben. „Schau’n wir mal“.
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Mit Ausnahme einiger zweijähriger oder dreijähriger Anlagen scheint die Wasserversorgung der Reben noch ausreichend. Sehr unterschiedlich waren allerdings die Niederschläge in den vergangenen Wochen je nach Region. Deshalb lässt sich keine allgemein gültige Aussage hinsichtlich der Wasserverfügbarkeit machen. Während der noch aktuellen Zellteilungsphase sollte zumindest auf wüchsigen Standorten noch auf Bewässerung verzichtet werden. Überwiegend stehen die Reben sehr gesund da.
Der Entwicklungsvorsprung gegenüber „normalen“ Jahren beträgtmindestens zwei Wochen. Bei dichtbeerigen Rebsorten schließen sich die Trauben zu einer Zeit, in der normalerweise die Rebe blüht. Leider haben sich nicht alle Trauben gut geputzt, sodass Blütenrückstände im Inneren eingeschlossen sind. Hier zeigen sich die Vorteile von „Ausblasgeräten“ (Siegwald oder ERO), die neben Entblätterung auch noch einen wichtigen Effekt für das Putzen der Trauben haben.
Chlorose scheint in den befallenen Anlagen etwas hartnäckiger zu sein als sonst üblich. Dort kann mit einem Eisenchelat-haltigen Blattdünger versucht werden, die Wiederbegrünung zuverbessern. In stark chlorotischen Weinbergen kann alternativ auch über Tropfschläuche gelöstes Eisenchelat sehr schnell und nachhaltig an die Rebwurzeln gebracht werden (z.B. Sequestren 0,25 – 0,5 %ig bei ca. 6 Liter je Stock).
Pflanzenschutz:
In gesunden Beständen und bei den eher ruhigen Wetterbedingungen sind jetzt Spritzabstände von zwölf Tagen möglich. Mit der anstehenden Behandlung werden voraussichtlich bis zum Spritzabschluss am letzten Juliwochenende noch vier Behandlungen erfolgen. Bei früh reifenden Sorten sind es vermutlich noch drei Behandlungen.
Um hinsichtlich möglicher früher Lesetermine flexibel zu bleiben, werden Mittel mit 56 Tagen Wartezeit nicht mehr empfohlen.
Peronospora:
Zum Ende einer Behandlungssequenz muss hinsichtlich Peronospora immer auf Gewittergefahr geachtet und, falls nötig,immer vor Starkregen behandelt werden. Bei dem überwiegend noch geringen Infektionsdruck sind bei Spritzungenohne vorausgehende Niederschläge Kontaktfungizide ausreichend.
Angesichts der fast ausgewachsenen Laubwände ist ein Mittel auf Basis der Phosphorigen Säure (Veriphos) nicht mehr notwendig. Kurative Produkte machen jetzt nur Sinn,wenn nach Niederschlägen im Abstand von möglichst 24 Stunden behandelt wird.
Oidium:
Das Risiko für neue Oidiuminfektionen an Trauben nimmt in den nächsten Tagen langsam ab. Das Oidium-Fenster schließt sich langsam. Bei der anstehenden Behandlung wird letztmals ein Mittel aus der besseren Wirkgruppe (Dynali„R“, Talendo „J“, Vivando „K“, Kusabi „K“) empfohlen. Danach kommen Vento Power („J“) oder die Azolpräparate Topas oder Systhane zum Einsatz.
Wichtig für einen langfristigen Erhalt der Wirkung der Mittel ist der konsequente Mittelwechsel über die gesamte Saison. Nur durch konsequenten Wechsel der Mittelgruppen (siehe Buchstabeneinteilung) kann der Aufbau von Resistenzen vermieden und auf einen ausreichenden Bekämpfungserfolg gehofft werden.
Mittel mit dem Buchstaben „L“ (Sercadis, Luna Experience, Collis oder Cantus) werden möglichst nur einmal in der Saison empfohlen, um deren gute Oidiumwirkung nicht zu gefährden. Es wird empfohlen, in den nächsten Tagen z.B. besonders bei Trollinger und Portugieser intensiv die Trauben auf weißen Oidiumbelag zu kontrollieren.
In den letzten Tagen gingen einige Meldungen über Traubenbefall ein. Die Infektionen des jetzt sichtbaren Befalls liegen aber bereits mindestens zwei bis drei Wochen zurück. Dort wo Anfangsbefall festgestellt wird, kann durch frühzeitige Maßnahmen eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Hinsichtlich eventuellerStoppmaßnahmen wird auf die Internetseite des Landwirtschaftsamtes Heilbronn/Weinbau verwiesen: http://heilbronn.landwirtschaftsverwaltung-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau
Fäulnis- und Botrytisvorbeugung:
Einige indirekte Maßnahmen stehen im Vordergrund:
- Lockere Trauben
- Lockere und luftige Traubenzone (Entblätterung). Dies ist im Übrigen auch die wirksamste Maßnahme gegen KEF
- Verzicht auf Bearbeitung des Bodens
Der Einsatz von Spezialbotrytismitteln hat im Durchschnitt der Jahre den besten Erfolg, wenn die Rebsorten mit kompakten Trauben kurz vor Traubenschluss behandelt werden. Oft wird zur Mitteleinsparung bei den Botrytisbehandlungen nur die Traubenzone mit der halben Aufwandmenge behandelt.
Sonstiges:
- Der hohe Fruchtansatz mit zum Teil riesigen Trauben wird zu übermäßigen Erträgen führen, wenn nicht ausreichend ausgedünnt wird. Zur Berechnung des potenziellen Ertrags ist das Traubengewicht bei der Leseder entscheidende Faktor. Das durchschnittliche Traubengewicht multipliziert mit der Anzahl Trauben je Rebstock ergibt den Ertrag je Stock. Bei ca. 40 Rebstöcken je Ar lässt sich dann leicht der vermutete Zielertragerrechnen. Zu den Traubengewichten gibt es sortenspezifisch Erhebungen der letzten Jahre (Tabelle LVWO Weinsberg). Diese Traubengewichte können zwar variieren, dennoch bieten die ermittelten Durchschnittswertegute Anhaltspunkte. In der Tabelle (Quelle: LVWO Weinsberg) werden die gerundeten Durchschnittswerte der letzten zehn Jahre dargestellt (für andere Sorten ggf. Vergleich zu den dargestellten Sorten suchen):
- Der Flug der zweiten Generation des Traubenwicklers hat in Heilbronn ab Mitte Juni zugelegt. Außerhalb von Verwirrflächen muss entschieden werden, ob eine Behandlung mit einem Insektizid stattfinden soll. Falls behandelt wird, liegt der beste Zeitpunkt ca. acht Tage nach dem Flughöhepunkt. Dies dürfte vielfach im Verlauf der letzten Juniwoche der Fall sein. Falls möglich, örtliche Fangergebnisse berücksichtigen.
- Früher als sonst zeigen sich seit wenigen Tagen auch schon die ersten mit Esca befallenen Rebstöcke. DieseStöcke sollten genauso wie die jetzt beginnend sichtbaren Rebstöcke mit Schwarzholzkrankheit (z.B. rötlicheBlattfärbungen bei Lemberger) im Verlauf der weiteren Vegetationsperiode markiert werden, um dann einenneuen Stockaufbau mit Stammaustrieben zu versuchen.
- Trauben für den Direktverkauf nur mit Tafeltraubenmitteln behandeln
- Alle Maßnahmen gegen Botrytis (lockere Trauben, lockere und besonnte Traubenzone) wirken auch gegen die Ansiedlung von Ohrenzwickern. Überall wo verdichtete Laubbereiche sind, gibt es auch massig dieser Tierchen.
- Bei der Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden müssen die Stockaustriebe rechtzeig zwei bis drei Tage zuvor entfernt oder abgetötet sein. Winden können ab Erbsengröße der Beeren auch mit dem Wuchsstoff U-46 Mfluid (Aufbrauchfrist bis 30.11.2018; dann besteht dafür im kommenden Jahr Anwendungsverbot) behandelt werden.
- Was tun, wenn länger als drei Jahre Brachezeit geplant ist? Bei Pflanzung innerhalb von drei Jahren ab Rodungsdatum (Tag genau!) muss kein separater Antrag gestellt werden. Wenn länger gebracht werden soll, müssen Fristen beachtet werden. Aktuell gibt es ein heikles Rodebeispiel! Rodungsdatum z.B. 10. Februar 2016! Das bedeutet als spätesten letzten Pflanztermin der 10. Februar 2019. Das heißt, für Rodungsmeldungen mit Datum Anfang 2016 muss für eine Pflanzung im Frühjahr 2019 oder später dringend bis Ende Juli 2018 (Ende des Weinwirtschaftsjahres) beim Regierungspräsidium ein Antrag gestellt werden. „Die Anträge können bis zum Ende des zweiten auf die Rodung folgenden Weinwirtschaftsjahres ganzjährig beim jeweiligen Regierungspräsidium gestellt werden. Eine Genehmigung des RP gilt für den Zeitraum von drei Jahren ab dem Zeitpunkt, zu dem sie erteilt wurde.
https://rp.baden-wuerttemberg.de/Themen/Landwirtschaft/Seiten/Weinbau.aspx
- Zur Vermeidung von Stiellähme wird bei anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen der Einsatz eines magnesiumhaltigen Blattdüngers in empfindlichen Sorten (z.B. Lemberger) empfohlen
- Brennesselbüsche bis Mitte Juli nicht mehr mulchen oder abmähen, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
- Bei der Drahtrahmenerstellung für steile Weinberge (ab 30 % Hangneigung) hat sich im Rahmen der Umstrukturierung eine erfreuliche Neuerung ergeben. Alternativ zu Endstickel plus Draht genügen jetzt auch nur Zwischenstickel ohne Draht. Damit muss der für eine Querbegehung hinderliche Draht nicht mehr gleich am Anfang installiert werden.
- Bienengefährliche Mittel dürfen generell nicht eingesetzt werden, wenn im Bestand etwas blüht.
- Bei der Gerätereinigung und generell beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln dürfen niemals Präparate oder Brühe in Oberflächengewässer gelangen. Der Weg in Oberflächengewässer geht auch über Hofeinläufe, die Kanalisation und dann über die Kläranlage. In der Kläranlage werden gelöste Pflanzenschutzmittel leider nicht herausgefiltert und gelangen so 1:1 in das Gewässer.
- Die Mittelmenge berechnet sich aktuell anhand der vierfachen Basisaufwandmenge Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 27. Juni.
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