Erste Färbungen zeigen sich
Die WM-Tränen sind getrocknet. Jetzt freuen wir uns an den neutralen Spielen und am Traubenbehang in den Weinbergen. So schnell wie der Weltmeister aus dem Turnier ausgeschieden ist, so schnell geht es mit der Entwicklung der Trauben weiter. Zum Monatswechsel wurde bereits erste beginnende Färbung von Muscat bleu, Regent und Frühburgunder gemeldet. Im sehr frühen Jahr 2007 wurden erste gefärbte Beerchen am 7. Juli gefunden. Somit bleibt festzuhalten, dass wir zwei bis drei Wochen Vegetationsvorsprung haben und mit einem sehr frühen Erntebeginn Anfang September rechnen müssen.
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Dies wiederum bestätigt die Notwendigkeit der vorgezogenen Termine für die
Abschlussspritzung. Trotz des unbehaglichen Gefühls, so früh aufzuhören, sollte für späte Sorten spätestens am 28. Juli Schluss sein, bei frühen Sorten sollte spätestens am 21. Juli die Abschlussspritzung erfolgen. Diese Termine sind als allerletzte Termine zu sehen.
Der Gesundheitszustand vieler Weinberge lässt es unbedenklich zu, diese Termine auch
noch um einige Tage nach vorne zu verschieben. Ab jetzt sollten nur noch Mittel mit 35 Tagen Wartezeit oder weniger verwendet werden. Wo nötig, sollten auch Herbizidmaßnahmen spätestens Mitte Juli abgeschlossen werden. Auch hier gibt es Wartezeiten zu beachten. Stockaustriebe oder tief hängende Schnabeltriebe dürfen auf keinen Fall von Herbizid getroffen werden.
Zum Ende der Spritzsaison sind die Vorgaben der Absatzorganisation zwingend zu beachten. Aktuell ist es sehr trocken. Hitze und Wind haben den Boden weiter ausgetrocknet. Besonders jüngere Anlagen auf flachgründigen und „kiesigen“ Böden zeigen bereits deutlich Trockenstress. Niederschläge im Juni waren durch viele kleine Gewitterzellen sehr unterschiedlich verteilt. Leider liegt die Infiltrationsrate in den Boden bei heftigen Gewitterschauern nur bei einem Bruchteil der Regenmenge. Je steiler die Rebfläche, desto größer ist der oberflächige Abfluss, insbesondere im Bereich verdichteter Fahrspuren.
Auf trockenen Standorten sind aktuell Wassergaben sinnvoll, vorzugsweise natürlich mit den wassersparenden und sehr effektiv wirkenden Tropfbewässerungen. Mit circa 10-15 Liter Wasser je Rebstock kann mit Tropfbewässerung für ein bis zwei Wochen der größte Wasserstress abgemildert werden.
Wenn es jetzt trocken ist, heißt das aber nicht, dass es bis zur Lese so bleibt. Im Durchschnitt der Jahre ist es während der Traubenreife eher zu feucht als zu trocken. Damit Fäulnis bei sich ändernder Wetterlage nicht unnötig provoziert wird, sollte trotz der aktuellen Trockenheit keine Bodenbearbeitung mehr stattfinden. Die Jahrgänge 2006 und 2014 lassen grüßen.
Etwas schwierig ist momentan die Einschätzung der Trockenheit in Bezug auf die Erntemengen. Beim Blick in die Traubenzone wird deutlich, dass bei fast allen Weinbergen aus Gründen der Qualitätssicherung noch viele Trauben herausgeschnitten werden müssen. Ganz weit vorne liegt hier der Trollinger. Vor Weichwerden bzw. Färbung der Beerchen muss dabei der Zielertrag eingestellt sein. Mit der Heckenschere kann bei gut freigestellter Traubenzone sehr schnell und effektiv ausgedünnt bzw. können auch Trauben geteilt werden. Versuchen Sie es mal!
Pflanzenschutz
Die meisten Anlagen sind gesund. Je nach Termin der Spritzungen bzw. je nach Intensität der örtlichen Niederschläge gibt es in verschiedenen Parzellen allerdings auch Peronosporabefall an Trauben und an Blättern. Ähnlich ist es bei Oidium. Überwiegend sind die Bestände aber befallsfrei. Allerdings zeigt es sich immer wieder, dass unmittelbar neben Befallsherden auch bei ordnungsgemäßen Behandlungen durch den hohen Infektionsdruck einzelne Beerchen Befall zeigen.
Peronospora
Bei den letzten Behandlungen geht es in erster Linie darum, die gesunden, zugewachsenen Blätter zu schützen. Neue Infektionen an den Trauben sind jetzt nicht mehr zu befürchten. Vorzugsweise werden organische Kontaktfungizide wie z.B. Folpan oder Mildcut eingesetzt. Zum Abschluss werden zugelassene Kupfermittel mit 21 Tagen Wartezeit empfohlen. Besonders bei Frühsorten jetzt keine Mittel mehr einsetzen mit mehr als 35 Tagen Wartezeit.
Oidium
Nur in wenigen Anlagen gibt es stärkeren Oidiumbefall an den Beeren. Betroffenen wird dringend geraten, der Ursache (Mittelwahl, Termine, Applikationstechnik) auf den Grund zu gehen. Bei allen sauberen Anlagen wird empfohlen, bei der zweitletzten Behandlung eines der Azolpräparate Topas oder Systhane anzuwenden. Bei vollkommen gesunden Beständen erübrigt sich eine Oidiumbehandlung bei der Abschlussspritzung.
Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, mit einem sog. „Backpulvermittel“ (Wirkstoffgruppe: Hydrogencarbonat – Mittel: Kumar oder Vitisan) bei der letzten Behandlung die Azolpräparate zu ersetzen.
Sonstiges
- Pockenmilbe ist jetzt mit der zweiten Generation im oberen Bereich der Laubwand zu finden. Der Befall ist in diesem Jahr außergewöhnlich hoch. Aktuell gibt es keine empfohlenen Gegenmaßnahmen. Bei sehr starkem Befall sollten die Flächen für eine Austriebsbehandlung 2019 vorgesehen werden.
- Erste Beerchen mit Sonnenbrandflecken sind aufgetaucht. Die Beerchen bzw. auch ganze Traubenästchen werden vollständig eintrocknen. Angesichts der Traubenmengen sind diese Sonnebrand“schäden“ verschmerzbar
- Hinsichtlich der Wartezeiten der eingesetzten Mittel ist jeder Bewirtschafter selbst verantwortlich
- Besonderheit hinsichtlich der Wartezeit: Das Produkt Manfil (Wirkstoff: Mancozeb) hat vordergründig betrachtet 28 Tage Wartezeit (siehe Gebrauchsanleitung). Das absolut verwandte Produkt Dithane NeoTec hat dagegen 56 Tage Wartezeit. Darf jetzt Manfil eingesetzt werden und Dithane nicht? Wie passt das zusammen? Wer die Gebrauchsanleitung genau studiert wird allerdings feststellen, dass bei Manfil letzter erlaubter Anwendungstermin zum Stadium Traubenschluss gilt. Später darf das Mittel nicht eingesetzt werden. Die angegebenen 28 Tage Wartezeit bei Manfil sind demnach unsinnig!
- Zur Vorbeugung von Stiellähme kann der Spritzbrühe ein magnesiumhaltiges Präparat beigegeben werden, z.B. Bittersalz mit 3 kg je 100 Liter Spritzbrühe.
- Außerhalb von Verwirrflächen hat der Mottenflug des Einbindigen Traubenwicklers zum Monatswechsel nachgelassen. Dagegen hat der Mottenflug des bekreuzten Wicklers über den Monatswechsel angehalten. Je nach Flugdauer insbesondere des Bekreuzten Wicklers kann es Sinn machen, um das zweite Juliwochenende eine Behandlung zu legen. Als Mittel kommen zum Beispiel Coragen, Steward, Mimic oder eines der zugelassenen Bacillus thuringiensis Präparate in Frage.
- Innerhalb von Verwirrflächen gibt es keine Anhaltspunkte für eine notwendig werdende Behandlung gegen den Traubenwickler
- Früher als sonst zeigen sich seit wenigen Tagen auch schon die ersten mit Esca befallenen Rebstöcke. Diese Stöcke sollten genauso wie die jetzt beginnend sichtbaren Rebstöcke mit Schwarzholzkrankheit (z.B. rötliche Blattfärbungen bei Lemberger) im Verlauf der weiteren Vegetationsperiode markiert werden, um dann einen neuen Stockaufbau mit Stammaustrieben zu versuchen.
- Trauben für den Direktverkauf nur mit Mitteln behandeln, die für Tafeltrauben zugelassen sind
- Alle Maßnahmen gegen Botrytis (lockere Trauben, lockere und besonnte Traubenzone) wirken auch gegen die Ansiedlung von Ohrenzwickern. Überall wo verdichtete Laubbereiche sind, gibt es auch massig dieser Tierchen. Das gilt auch für Trauben, die an- oder aufeinander liegen
- Brennesselbüsche bis Mitte Juli nicht mehr mulchen oder abmähen, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
- Bis zum 16. Juli 2018 (15. Juli fällt dieses Jahr auf einen Sonntag) müssen die Pfropfrebenrechnungen bzw. Tropfschlauchrechnungen eingereicht sein. Bei der Drahtrahmenerstellung für steile Weinberge (ab 30 % Hangneigung) hat sich im Rahmen der Umstrukturierung eine erfreuliche Neuerung ergeben. Alternativ zu Endstickel plus Draht genügen jetzt auch nur Zwischenstickel ohne Draht. Damit muss der für eine Querbegehung hinderliche Draht nicht mehr gleich am Anfang installiert werden.
- Bienengefährliche Mittel dürfen generell nicht eingesetzt werden, wenn im Bestand etwas blüht.
- Bei der Gerätereinigung und generell beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln dürfen niemals Präparate oder Brühe in Oberflächengewässer gelangen. Der Weg in Oberflächengewässer geht auch über Hofeinläufe, die Kanalisation und dann über die Kläranlage. In der Kläranlage werden gelöste Pflanzenschutzmittel leider nicht herausgefiltert und gelangen so 1:1 in das Gewässer.
- Die Mittelmenge berechnet sich aktuell anhand der 4-fachen Basisaufwandmenge
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 11. Juli.
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