Trauben stärker betroffen als Laub
Ein Gewitter mit Sturm, Hagel und Starkregen (bis 40 mm) hat am 04. Juli im Bereich des mittleren Zabergäus, des westlichen Leintals, Bönnigheim, Beilstein und teilweise in angrenzenden Gebieten, wie auch im Landkreises Ludwigsburg zu Schäden im Weinbau geführt. Das Gute daran ist, dass es mal wieder geregnet hat. Das Schlechte daran sind die festen Anteile des Niederschlagsereignisses. Die Traubenschäden liegen zwischen 5 bis 30%, teilweise aber auch noch darüber. Die Trauben sind auf Grund ihrer Größe und Trägheit stärker betroffen als das Laub. Die Rebtriebe haben wegen ihrer mittlerweile erreichten Grundhärte die Einschläge gut verkraftet. Zudem waren die meisten Hagelkörner von der Größe her und vom Härtegrad nicht extrem ausgebildet.
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Die Erfahrung vergangener Jahre hat gezeigt, dass bei Hagelschäden bis zum Entwicklungsstadium „Kurz vor Weichwerden“ die verletzten Beerchen eintrocknen. Der Trocknungsvorgang wird beschleunigt durch warmes und trockenes Sommerwetter, das ab Freitag gemeldet ist. Im besten Fall fallen die angeschlagenen Beerchen auf den Boden.
Aber auch wenn sie im Trauben verbleiben ist es ähnlich zu sehen wie früher Sonnenbrand oder maschinelle Ausdünnung mittels Vollernter bei Minimalschnittanlagen. Angesichts der in vielen Anlagen noch vorhandenen Traubenmengen kann das Ereignis auch als Teilausdünnung gesehen werden. Dies reicht aber dahingehend bei vielen Anlagen nicht aus. Kritischer ist es hinsichtlich des Ertrages in bereits vollständig ertragsreduzierten Premiumanlagen zu sehen. Dort ist der Verlust deutlich schmerzlicher.
Botrytis
Eine Sonderbehandlung gegen Botrytis ist nicht notwendig und wird nicht empfohlen.
Peronospora
Hagel hat keinen direkten Einfluss auf Peronosporainfektionen. Lediglich der mit Hagel und kräftigem Wind kombinierte Starkregen führt einerseits zu gewissen Abwaschungstendenzen der zuvor ausgebrachten Pflanzenschutzmittel und andererseits zu günstigen Infektionsbedingungen. Vorhandene Ölflecken sind in der Nacht auf Donnerstag sporuliert, so dass mögliche Nachregen am Donnerstag zu Infektionen am Laub führen können.
Konkret:
- Wer seine letzte Pflanzenschutzmaßnahme innerhalb der letzten Woche ausgebracht hat, muss auf Grund des trockenheitsbedingten eher geringeren Zuwachses in der letzten Woche nicht mit nennenswerten Neuinfektionen durch das Regen-/Hagelereignis am Mittwoch rechnen. Zudem dürften am Mittwoch noch relativ wenig Sporen an den Ölflecken vorhanden gewesen sein. Eine Sonderbehandlung erübrigt sich also.
- Liegt die letzte Behandlung länger als 1 Woche zurück, muss mit Neuinfektionen gerechnet werden, insbesondere dann, wenn es am Donnerstag (05.07.) nochmal regnet. Dann sollte sofort, spätestens am Freitag, mit einem kurativ wirkenden Peronosporamittel behandelt werden (Aktuan, Ampexio, Forum Gold, VinoStar, Melody Combi, Orvego, Vincare, Ridomil Gold Combi). Kurativbehandlungen bedürfen optimalster Applikationen, so dass in diesem Fall es ratsam erscheint, jede Gasse zu fahren.
- Liegt die letzte Behandlung länger als 1 Woche zurück und regnet es am Donnerstag (05.07.) nicht, muss keine Sonderbehandlung erfolgen.
Oidium
Bei einer Sonderbehandlung, die als Zwischenbehandlung gesehen wird, wird empfohlen, kein organisches Oidiumfungizid zu verwenden. Als Kontaktfungizid gegen Oidium wäre dabei Vitisan oder Kumar („Backpulvermittel“) ausreichend. Netzschwefel ist wegen der 56 Tage Wartezeit nicht mehr möglich.
1-jährige Jungreben
Hagelschläge im Bereich des Stämmchens, die bis zum Kambium gehen, sind nicht akzeptabel. Es wird hier empfohlen, sofort bis zum letzten Einschlag den Trieb zurückzuschneiden. Der darunter sich bildende Geiztrieb übernimmt dann die Funktion der seitherigen Triebspitze.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zumBienenschutz, sind immer zu beachten.
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