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Erfahrungsaustausch Rhein-Neckar-Kreis

Wie eine Rebflurneuordnung aussehen kann

Flurneuordnungen sind wichtige Maßnahmen, um gerade in Steillagen Geländeanpassungen vorzunehmen, die dem Winzer die Arbeit im Hang erleichtern. Fachkollegen der unteren Flurbereinigungsbehörden aus Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe, Künzelsau, Ludwigsburg, Offenburg und Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis haben sich zu ihrem diesjährigen Erfahrungsaustausch zum Thema „Rebflurneuordnung“ getroffen und dabei bereits umgesetzte Konzepte begutachtet.

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Verlust hochwertiger Rebflächen durch  Brache und Verbuschung (Rauenberg/Dielheim, Mannaberg/Baufel).
Verlust hochwertiger Rebflächen durch Brache und Verbuschung (Rauenberg/Dielheim, Mannaberg/Baufel). Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis
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Das Bild Baden-Württembergs wird von seinen vielfältigen Kulturlandschaften geprägt. Wiesen, Wälder, Äcker und Rebgebiete wechseln häufig auf engstem Raum. Baden-Württembergs Weinregionen zeichnen sich durch hervorragende Lagen und eine aus Sicht des Naturschutzes einzigartige Vielfalt aus. Durch die Kultivierung der Hänge sind über Jahrhunderte einzigartige Kulturlandschaften entstanden, in denen Spitzenweine wachsen und sich Menschen aus nah und fern gerne aufhalten und erholen können.
 

Kulturlandschaften aufrechterhalten 

Doch diese Regionen unterliegen seit geraumer Zeit dramatischen Veränderungen. Will man sie erhalten, müssen die strukturellen Voraussetzungen für einen rentablen Weinbau gegeben sein. Ohne den Einsatz von Maschinen zur Pflege und Lese ist der Weinbau nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Liegen die strukturellen Voraussetzungen nicht vor, kommt der Weinbau zum Erliegen. Mit der Brache und Verbuschung drohen nicht nur der Verlust von sehr guten Rebflächen, sondern auch die Verdrängung der hochwertigen Flora und Fauna sowie die Minderung der Attraktivität für die Naherholung und den Tourismus.

Um dieser vielschichtigen Entwicklung entgegenzuwirken, gibt es in Baden-Württemberg mit der Flurneuordnung ein wirksames Förderinstrument. Durch die bedarfsorientierte Geländeanpassung, die gezielte Verbesserung der Grundstücke nach Lage, Form und Größe und die Erschließung durch multifunktionale Wege werden in Flurneuordnungsverfahren zukunftsfähige Strukturen in den Weinbergen geschaffen. Viele gute Beispiele in badischen und württembergischen Weinbaugebieten zeigen, wie ganze Weinregionen für die Winzer und Wengerter, Naturschützer und die Erholung suchenden Bürger als attraktive Landschaften erhalten werden können.

Um den technischen und gesellschaftlichen Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden, haben sich die Fach-Kolleginnen und -Kollegen der unteren Flurbereinigungsbehörden aus Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe, Künzelsau, Ludwigsburg, Offenburg und Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis zu ihrem diesjährigen Erfahrungsaustausch zum Thema „Rebflurneuordnung“ getroffen.

Der Leiter des Amts für Flurneuordnung in Sinsheim, Lothar Schlesinger, wies bei seiner Begrüßung auf den umfangreichen Themenkatalog der Tagesordnung hin, der abgearbeitet werden sollte. Die Ausschreibung von Baumaßnahmen der Teilnehmergemeinschaften, die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, der Hochwasserschutz, neue Förderprogramme oder der Umgang mit Pflanzrechten standen ebenso auf der Agenda wie die Besichtigung von zwei aktuellen Rebverfahren der Weinregion Kraichgau.
 

Wenn die Flurneuordnung das Arbeiten erleichtert

In Sinsheim-Hilsbach wurde unter der Führung des Leitenden Ingenieurs, Matthias Wengert, die nahezu abgeschlossene Rebflurneuordnung am Eichelberg besichtigt. Dort konnte das Gefälle des im Direktzug angelegten Weinbergs so reduziert werden, dass jetzt auch eine Lese mit dem Vollernter risikofrei möglich ist.

Durch eine großzügige Zusammenlegung der Rebflächen einerseits und der Entflechtung ökologisch wirksamer Flächen andererseits wurden schädliche Randeinflüsse auf ein Minimum reduziert. Mit der Herstellung einer Tropfbewässerungsanlage wurde zudem den negativen Folgen des Klimawandels und den dadurch zu erwartenden Ertragseinbußen Rechnung getragen.

Zum Abschluss des Erfahrungsaustauschs hat der Vorsitzende der Teilneh-mergemeinschaft, Carsten Wipfler, sein Flurneuordnungsverfahren Rauenberg/Dielheim (Mannaberg/Baufel) vorgestellt, das noch vor der Umgestaltung steht. Bei einem Rundgang durch die Gewanne war für die Fachleute sehr schnell zu erkennen, dass in den ortsbildprägenden Weinbergen dringender Handlungsbedarf besteht, um dem weiteren Brachfallen und Verbuschen der Landschaft entgegenzuwirken.

Das bereits vorliegende Planungskonzept, das in einem ausgiebigen Bürger-beteiligungsverfahren entwickelt worden war, umfasst ein zwischen Ökonomie und Ökologie sensibel abgewogenes Ausgleichskonzept. Einerseits werden durch gezielte Geländeanpassungen, durch Bodenordnung und durch den Ausbau eines bedarfsgerechten Wegenetzes für die Winzer deutliche Strukturverbesserungen erreicht. Andererseits werden mit der vorgesehenen Nut-zungsentflechtung zusammenhängende ökologisch stabile und für den Naturschutz wertvolle Flächen geschaffen, die auch aus naturschutzfachlicher Sicht einen nicht unerheblichen Mehrwert darstellen.

In letzter Konsequenz gilt, dass nur durch die Bewirtschaftung der Rebflächen die einzigartige Kulturlandschaft und die hochwertige Ökologie nachhaltig erhalten werden können. Denn auch ein Naturgarten wie der Kraichgau kann in seiner einzigartigen Vielfalt nur durch die Arbeit seiner Gärtnerinnen und Gärtner, den Winzerinnen und Winzern, in seiner jetzigen Form existieren. Die Flurneuordnung mit ihren Planungs-, Bodenordnungs- und Förderinstrumenten ist dabei ein verlässlicher Partner für Weinbau, Naturschutz und Erho-lungsuchende.

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