Mehr Schafe in Sachsens Weinbergen
Winzer und Weinbautechniker Matthias Schuh aus Sörnewitz bei Meißen hat nun erstmals Schafe von einer Streuobstwiese auf eine abgeerntete Rebfläche im Meißner Spaargebirge umgesetzt. Zunächst weiden fünf Böcke der Rasse Kameruner zwischen Riesling und Scheurebe. Die genügsamen und vergleichsweise kleinen Wiederkäuer sollen sich auch im Weinberg wie schon zwischen den Obstbäumen zuallererst in der Landschaftspflege bewähren, so Schuh.
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So tun sich die Schafe eben nicht nur an der eingesäten Begrünung zwischen den Rebzeilen im Weinberg gütlich, sondern stutzen auch Gras und Kräuter entlang der Wege und Zäune. Zudem verbeißen die Schafe junge Gehölze gleich im Anfangsstadium, die durch Samen aus Wäldern in den Rebanlagen keimen. Das erspart den Winzer an maschinell schwer zugänglichen Stellen die Schufterei mit der Motorsense und ermöglicht ihm zugleich auch künftig den nahezu kompletten Verzicht auf Herbizide. Was der Winzer schon in den ersten Tagen beobachtet hat: Seine Kameruner zeigen bisher kein Interesse an den noch grünen und saftigen Weinblättern.
Die eigenen tierischen Helfer
Im Gegensatz zum Staatsweingut Schloss Wackerbarth, das in diesem Jahr ebenfalls erstmals Schafe in seinen Weinbergen grasen ließ, greift Schuh nicht auf Dienstleister zurück, sondern hat sich die Schafe selbst zugelegt.
Seit seiner Rückkehr aus Neuseeland 2010 war für den heute 30-Jährigen klar, dass er Schafe in seine nachhaltig bewirtschafteten Weinberge stellen will. Allerdings hat er sich damit bewusst Zeit gelassen. Zuerst wollte er selbst seine Weinberge, die er im Sommer 2016 von seinem Vater Walter Schuh komplett übernommen hat, genau kennenlernen und sich mit anderen Winzern austauschen, die schon Erfahrungen mit Schafen haben. "Nur so kann ich jetzt entscheiden, wo und zu welchen Zeiten der Einsatz der Schafe sinnvoll und hilfreich ist", so Matthias Schuh.
Laubarbeit will der Winzer den Schafen nicht überlassen und auch dann, wenn die Trauben reifen, werden sich die Schafe eher wieder auf der Streuobstwiese nützlich machen. Den Rest des Jahres sollen die Schafe aber schon in den Weinbergen - auch in Steillagen - stehen. Dazu werden dann Abschnitte mit Elektrozaun eingegrenzt und regelmäßig versetzt. Ob das Fleisch der Schafe später einmal im gutseigenen Weingutsrestaurant auf den Tellern landen könnte, das lässt der Winzer aber offen.
Auch Wackerbarth bleibt Schafen treu
Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth setzt auch weiterhin auf seine tierischen Helfer im Weinberg. Unternehmenssprecher Martin Junge sagte, Anfang Oktober wurden wieder Schafe auf Rebflächen bei Seußlitz getrieben. Sie sollen den Winter über dort bleiben.
Bereits von Mai bis Anfang August hatten Schafe das Grün zwischen Weinstöcken kurz gehalten und ganz nebenbei die Fläche gedüngt. "Die Befürchtungen unserer Kollegen, dass die Schafe unsere Trauben fressen, können wir nicht bestätigen", so der Weingutssprecher. Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth hatte im Sommer zunächst neun Mutterschafe und einige Lämmer der recht mächtigen Rassen Ostfriesen, Schwarzkopf und Suffolk des Nebenerwerbsschäfer Sebastian Hänsel zwischen Müller-Thurgau- und Bacchus-Reben im Einsatz.
Die Schafe grasen bei Wackerbarth ausschließlich auf flachen Rebflächen, dürfen aber nicht auf die Prestigelagen des Staatsweinguts. Sie sind im Staatsweingut bisher auf Flächen zum Einsatz gekommen, auf denen Reben im Minimalschnitt bewirtschaftet werden. Wackerbarth-Sprecher Junge: „Bei diesen Erziehungsformen befindet sich die Traubenzone etwa zwei Meter über dem Boden. Auch wenn wir nicht ausschließen können, dass die Tiere im Frühjahr vereinzelt Blätter oder Gescheine verkostet haben, haben wir auf diesen Flächen ein gutes Leseergebnis mit den gewünschten Qualitäten und dem gewünschten Ertrag erzielt.“
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