Freyburger Winzervereingung darf Meißner Weinbaugesellschaft nicht aufnehmen
Die im vergangenen Jahr neu gegründete Weinbaugesellschaft Meißen darf nicht Mitglied der Winzervereinigung Freyburg, der Genossenschaft der Saale-Unstrut-Winzer, werden. Auf ihrer Generalsversammlung Mitte Februar haben die Winzergenossen in Sachsen-Anhalt eine von ihrer Geschäftsführung vorgeschlagene Satzungsänderung abgelehnt. 75 Prozent der Mitglieder hätten zustimmen müssen, aber nur 58 Prozent taten dies nach einer emotionalen Diskussion, hieß es von einem beauftragten Pressebüro auf Anfrage. Über Folgen für die Genossenschaft in Freyburg werde nun beraten. Da sowohl der Geschäftsführer als auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Winzervereinigung Freyburg an der Weinbaugesellschaft Meißen beteiligt sind, müsse in den nächsten Wochen über genossenschaftsrechtliche Folgen entschieden werden.
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Die Weinbaugesellschaft Meißen hatte eine Mitgliedschaft bei der Genossenschaft im benachbarten Anbaugebiet angestrebt. Der junge Betrieb aus Sachsen war mit knapp 40 Hektar vom Start weg flächenmäßig die Nummer 4 in Sachsen. Möglich wurde das durch Kauf von Rebflächen vom Staatsweingut Schloss Wackerbarth und durch Pacht von Rebflächen vom Weingut Schloss Proschwitz. Hinzu kommen Privatflächen der Familie Zieger, deren Trauben bisher an die Sächsische Winzergenossenschaft Meißen geliefert wurden. Besitzer Reinhold Zieger ist Geschäftsführer der Weinbaugesellschaft Meißen, sein Sohn Hans-Albrecht Zieger ist Mitgesellschafter des Unternehmens und ferner Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg.
Für die Weinbaugesellschaft Meißen hätte eine Mitgliedschaft bei den Winzergenossen in Freyburg unter anderem den Vertrieb ihrer Weine erleichtert, immerhin ist das neue Unternehmen am Markt weitestgehend unbekannt. Die Winzervereinigung Freyburg hätte mittelfristig über ihre eigene Region hinaus wachsen können. Erst vor wenigen Wochen hatte die Genossenschaft einen Rekordabsatz gemeldet.
Mitgliederrückgang gefährdet Zukunft der Genossenschaft
Geschäftsführer Hans-Albrecht Zieger dämpfte unterdessen die Erwartungen. Solche glänzenden Absatzzahlen werde das aktuelle Weinjahr kaum mehr erreichen können, sagte er mit Blick auf die 2018er Lese. Demnach kamen nur 2,4 Millionen Liter Most in die Keller, nach reichlichen Ernten über jeweils drei Millionen Liter in den vier Jahren zuvor. Eine Erhöhung der Menge durch Weine des sächsischen Unternehmens ist durch die abgelehnte Satzungsänderungen nun vorerst nicht möglich.
Der Vorstandsvorsitzende der Winzervereinigung Siegfried Boy sagte, die Genossenschaft haben in den zurückliegenden zehn Jahren rund 20 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Dabei gehe es meist um kleinere Parzellen bis 500 Quadratmeter. Etwa ein Drittel der Mitgliedschaft bearbeitet demnach solche Miniflächen. "Die befinden sich aber oftmals in exponierter Steillage und prägen das Weinland an Saale, Unstrut, Ilm und den Mansfelder Seen", so Boy. Oftmals hätten diese Kleinstwinzer innerhalb der Familie keine Nachfolger gefunden für die schwere körperliche Arbeit. In den nächsten Jahren werde sich dieser Prozess fortsetzen, ist der Vorstandsvorsitzende überzeugt. Und das könnte die Zukunftsfähigkeit der Genossenschaft gefährden, da Mitgliederrückgang immer auch Flächenrückgang bedeute.
Wenn sich der Trend so fortsetze, rechnet Boy vor, dann verliere die Winzervereinigung bis 2030 weitere 40 bis 50 Hektar. "Das lässt sich nicht durch neue Rebrechte innerhalb des Anbaugebietes kompensieren. Da müssen wir andere, neue Wege gehen“, forderte der Vorstandschef. Die Weinbaugesellschaft Meißen hätte mit ihren knapp 40 Hektar einen Großteil des erwarteten Rückgangs auffangen können.
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