Vinissima-Netzwerkwochenende zieht 200 Fachfrauen in die Pfalz
Vom 15. bis 17. Februar fand zum 9. Mal das Netzwerkwochenende von Vinissima – Frauen & Wein e.V. statt. 200 Frauen, unter ihnen Winzerinnen, Händlerinnen, Gastronominnen, Professorinnen, Journalistinnen und Marketing-Spezialistinnen, waren aus der ganzen Republik und aus dem benachbarten Ausland an den Weincampus Neustadt gekommen, um ihren Wein-Horizont zu erweitern.
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Spätestens nach der Vorstellung der neuen Mitgliederinnen wurde einmal mehr klar, dass sichVinissima in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Netzwerk innerhalb derWeinbranche entwickelt hat. Durch die Neuaufnahmen von 24 bestens ausgebildeten deutschenWeinfachfrauen mit internationalem Background knackte das Netzwerk 2018 deutlich die 500erMarke und zählt im 28. Vereinsjahr 554 Mitgliederinnen.
Tiefgründig weiterbilden
Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 steht die Interessensvertretung in erster Linie für fundierte und tiefgründige Fort- und Weiterbildungen, um möglichst viel Wissen in die Gruppierung zu tragen. Beste Gelegenheit dafür ist das Vinissima Netzwerkwochenende, das einmal jährlich an wechselnden Standorten in Deutschland stattfindet. Obwohl die Messlatte für das Programm bereits hoch lag, konnte der Vinissima-Vorstand um Susanne Wolf und Anette Closheim auch 2019 wieder ein ausgewogenes und extrem interessantes Vortragsprogramm mit hochkarätigen Referenten zusammenstellen, das 200 Mitglieder in die Pfalz lockte. Mit dem Weincampus Neustadt, der von Prof. Dr. Maren Scharfenberger-Schmeer in all seiner neuen Komplexität präsentiert wurde, stand zudem eine ideale Tagungslocation zur Verfügung,worüber sich Susanne Wolf erkenntlich und wertschätzend zeigte.
Den Auftakt machte Prof. Dr. Ulrich Fischer mit einem aufschlussreichen und etwas provokanten Vortrag rund um das Thema Schwefeldioxid (SO2), bei dem er vor allem die dogmatische und stereotype Anwendung von Sulfiten in Frage stellte und Alternativen aufzeigte. In einer Verkostung präsentierte er nicht nur zwei Beispielweine für den gelungenen Verzicht auf SO2 bei Natural Wines sondern auch die Überdosierung von SO2 über Geruchsschwellenwerte – eine große Motivation für so manche Winzerin im Saal, aber auch spannend für die Weinfrauen aus Handel und Gastronomie, denn schließlich wies Prof. Dr. Fischer auch deutlich darauf hin, dass laut Marktstudien eine Überdosierung mit Schwefel deutlich vom Verbraucher wahrgenommen wird und eines der großen Vorurteile gegen deutsche Weine darstellt.
Die Nächste Generation
Vinissima »Young Generation«, ein fester Programmpunkt des Netzwerkwochenendes, überzeugte auch in diesem Jahr wieder: Drei Absolventinnen der Hochschulen lieferten dem versierten Auditorium entscheidende Erkenntnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeiten.
IngaStorck von der HS Neustadt referierte überzeugend über »Präventive Maßnahmen zur Minimierung der Bildung von biogenen Aminen am Beispiel eines maischevergorenen Spätburgunders«, eine extrem fundierte Arbeit über Histamine im Wein.
Jasmin Breitenbach von der HS Geisenheim sprach hingegen über »Weiterentwicklung des Corporate Designs für ein direkt vermarktendes Weingut auf Basis eines Entwicklungsschemas«.
Zu guter Letzt lieferte Friederike Watzl, Absolventin der HS Heilbronn, fundiertes Hintergrundwissen rund um das Thema Social Media in der Direktvermarktung. Die drei Youngster konnten damit eindrücklich unter Beweis stellen, dass es gerade auch um den weiblichen Nachwuchs bestens bestellt ist.
Buntes Themenspektrum am Nachmittag
Nach diesen beiden zentral behandelten Themen hatten die Teilnehmerinnen die Qual der Wahl. Auf zwei Hörsäle aufgeteilt konnten sie am Nachmittag ganz nach Eigeninteresse aus weiteren Vorträgen wählen:
Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts, informierte in ihrem Vortrag umfassend über die Ergebnisse verschiedener Verbraucheranalysen aus dem Jahr 2018. Sie zeigte dabei, wie der Weinkonsument in Deutschland tickt, welche Rebsorten, Länder und Regionen bevorzugt werden, wo Weine gekauft und nach welchen Kriterien sie ausgewählt werden.
Viel Interesse weckte in der ersten Runde zudem das exotische Referat zum»Extremweinbau in Thailand am Beispiel der Siam Winery« von Kathrin Puff, die heute die Kellerwirtschaftliche Leitung der Domäne Steinberg der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach verantwortet.
Hochwissenschaftlich ging es danach in die zweite Runde: Mit dem aktuellen Thema der Folgendes Klimawandels auf die Reben und ihrem Zukunftsforschung Hochschule Geisenheim FACE-Projekt FACE2FACE zeigte M.Sc. Yvette Wohlfahrt, welchen Einfluss erhöhte CO2-Werte auf denErtrag, die Physiologie und die Inhaltsstoffbildung von Reben haben.
Eine extrem gefragte Referentin, der trotz ihres Vortrags in englischer Sprache viele lauschen wollten, war darüberhinaus Prof. Dr. Hildegarde Heymann von der renommierten University of California in Davis, die sich mit der Auswirkung von Alkohol auf die Sensorik von Weinen befasste. Die Teilnehmerinnen zeigten sich allesamt zufrieden, denn wann hat man schon mal die Gelegenheit, Referentinnen von diesem Kaliber zu hören.
Netzwerk leben
Als Abschluss des inhaltsstarken Tages durfte eine gut geführte Probe nicht fehlen. Vinissima Natalie Lumpp, Sommelière, Weinberaterin und Weinautorin beleuchtete das Thema »Alkoholmanagement im Wein« von verschiedenen Seiten und hatte wahre Geschmackswunder im Gepäck.
Danach ging es zum Netzwerken und Feiern ins Hofgut Ruppertsberg, wo zur guter Musik gegessen, verkostet und getanzt werden konnte. Mit strahlendem Sonnenschein zeigt sich die Pfalz auch am frühen Sonntagmorgen zur anstehenden Mitgliederversammlung von ihrer besten Seite. V
orsitzende Susanne Wolfpräsentierte nicht nur den Jahresbericht sondern sprach auch eindringlich über die Ziele der Vereinigung. Hochwertige Veranstaltungen fest zu implementieren, steht dabei ganz oben auf der Agenda, ebenso wie das Netzwerk respektvoll zu leben. Zentrales Thema ist darüber hinaus die seit Jahren gut implementierte, aktive Nachwuchsförderung mit Stipendien und Förderpreisen für die Weinstudiengänge Heilbronn, Neustadt und Geisenheim sowie die beste WSET-Absolventin. Neu entwickelt wird in 2019 zudem ein Vinissima-Campus-Tag für Studierende.
Der Finanzbericht von Schatzmeisterin Petra Tröndle und der Blick auf die Budgetierung 2019 fielen ebenso positiv aus, wie der Ausblick auf ein aktives 2019, den Vize Anette Closheim gab. Zudem wurde bereits das Datum für das Netzwerkwochenende 2020 bekannt gegeben. Es wird vom 28. Februar bis 1. März in Hamburg stattfinden. Als wichtiger Bestandteil der Vereinskultur von Vinissima – Frauen & Wein bot die Mitgliederversammlung zu guter Letzt aber auch noch viel Raum für Anregungen, Diskussionenund Dankesworte für Susanne Wolf und ihre Vorstandsmitgliedern Petra Tröndle, Simone Böhm, Jennifer Henne-Bartz, Julia Weckbecker und Maren Fendt.
Der Dank aller galt zudem den Organisatorinnen, allen voran Stefanie Dreißigacker von der Vinissima-Geschäftsstelle, sowieAnika Kost und Katja Klohr vom Weincampus Neustadt.
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