Weinbar auf Zeit in Radebeul
In dem sächsischen Weinstädtchen Radebeul stehen Ladengeschäfte leer, im benachbarten Dresden hat Sommelier Jens Pietzonka auch in seiner Weinzentrale im vorigen Hitzesommer den bundesweit rückläufigen Weinkonsum zu spüren bekommen. Im Mai nun wagen die Radebeuler Stadtteilmanagerin Nadine Wollrad und der Sommelier ein Experiment: Immer freitags und samstags verwandelt sich ein leerer Laden unweit des bei Touristen beliebten Dorfangers von Altkötzschenbroda in eine Weinbar.
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70 Weine und Sekte von 15 sächsischen Betrieben und zwei Winzern aus Saale-Unstrut fährt Pietzonka auf, zehn Weine davon stets glasweise im offenen Ausschank. Gegen zehn Euro Korkgeld auf den Flaschenpreis werden alle Sorten auch gekühlt geöffnet – Freiflächen vorm Lokal und Sitzgruppen drinnen laden zum Verweilen ein. Gelegentlich sind auch Winzer und Weinbauern persönlich zu Gast.
Ein nicht unwichtiges Zubrot
„Für uns ist es eine sehr spannende Herausforderung, fernab der Dresdner Neustadt unser Weinbarkonzept auszuprobieren“, so Pietzonka. Der Fokus auf fast ausschließlich regionalen Weinerzeugern sei Neuland für ihn. Zugleich räumt der Barbetreiber ein: „Aus wirtschaftlicher Sicht ist dieses ‚Zubrot‘ nicht ganz unwichtig in diesem Jahr. Nachdem uns der Sommer 2018 ziemlich zu schaffen gemacht hat, bauen wir gern für den kommenden Sommer vor.“ Dass er mietfrei den Laden ausprobieren kann und auch nur zwei Tage pro Woche öffnen muss, waren dann auch gewichtige Argumente, so Pietzonka.
Stadtteilmanagerin Nadine Wollrad sagt, in dem ehemaligen Bürgertreff möchte sie einheimischen Händlern, aber auch Interessierten aus der Region die Möglichkeit bieten, diese Ladeneinheit für einen Monat mietfrei zu testen. Sieben taten dies schon vor der Weinzentrale - ein Mittagessensversorger etwa, ein kleiner Verlag mit Galerie, eine Polsterwerkstatt oder ein Fahrradladen. Fünf Ladengeschäfte stehen dennoch in dem Areal leer. Wollrad betont, dass sie weitere Interessenten suche. So fehle in der Gegend eine Weinhandlung mit regionalem Sortiment. Der nächste größere Weinmarkt liegt einen Kilometer entfernt im Staatsweingut Schloss Wackerbarth, das Stadtweingut Hoflößnitz mit Vinothelk und kleinem Schauraum sind noch weiter entfernt.
Dass es demnächst dauerhaft eine Außenstelle der Weinzentrale in Kötzschenbroda geben wird, glaubt Pietzonka indes nicht. Das sei personell nicht zu stemmen, fachkundige Servicekräfte sind Mangelware. Zudem sind nicht rund ums Jahr genügend Touristen in der Stadt, die eine Auslastung einer Weinbar am dortigen Standort garantierten. Für gelegentliche Pop-Up-Experimente auf Zeit, etwa zum alljährlichen Herbst- und Weinfest, sei er aber in dem Weinstädtchen vor den Toren Dresdens zu haben, betont der Sommelier.
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