Verzettelter Blüteverlauf
In frühen Lagen und Sorten hat am Pfingstwochenende die Rebblüte begonnen. Allerdings sorgen die aktuell trübe Witterung und die gemäßigten Temperaturen für eine Verzögerung der gesamten Entwicklung, sodass die Rebblüte vielfach erst im weiteren Wochenverlauf so richtig durchstarten wird.
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Seit dem Pfingstwochenende sind Regenmengen bis zu 40 Liter/m² gefallen, lokal kam es am Freitag auch zu Hagelgewittern. In dieser Woche zeigt sich die Witterung weiterhin unbeständig mit Schauern, zudem steigt ab dem Wochenende die Gewittergefahr an. Die Temperaturen sollen bis zum Wochenende wieder auf hochsommerliche Werte ansteigen.
Im Vergleich zur Turboblüte im Jahr 2018 deutet sich in diesem Jahr ein verzettelter Blüteverlauf an, beim Blick in die Wettervorhersage kann aber dennoch aktuell von guten Blühbedingungen für die Hauptblühphase ausgegangen werden.
Weinbauliche Arbeiten
Inzwischen sind die Heftarbeiten in vollem Gange, viele Anlagen zeigen sich durch die verzögerte Entwicklung im Mai in einem hervorragenden Pflegezustand. Achten Sie beim Heften auf eine gleichmäßige Verteilung der Triebe. Neben der besseren Belüftung und Abtrocknung der Laubwand wird so auch eine ideale Pflanzenschutzmittel-Applikation gewährleistet. Noch vorhandene Stockaustriebe sollten dringend entfernt werden, um den Krankheitsdruck durch Bodeninfektionen des Peronospora-Pilzes nicht zuerhöhen.
Ein konsequentes Aufheften der Anlagen ist die Grundlage für eine frühzeitige Entblätterung im Nachblütebereich. Diese verringert die Sonnenbrand- und Botrytisgefahr, verbessert die Anlagerung der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel und führt nebenbei zu einer leichtenVerrieselung der Trauben. Dagegen sollte mit dem ersten Gipfeltermin möglichst lange abgewartet werden, denn ein verfrühter erster Laubschnitt fördert unnötig die Kompaktheit der Trauben.
Pflanzenschutz
Im Bereich um die Rebblüte befinden sich sowohl die größer werdenden Gescheine bzw. jungen Beerchen als auch der ungeschützte Neuzuwachs in der kritischsten Phase für Krankheitsbefälle. Weiterhin muss daher in engen Abständen gefahren werden (max. 10 Tage!), der Spritzabstand orientiert sich neben möglichen Regenfällen auch am Neuzuwachs und sollte bei maximal zehn Tagen liegen. Sind seit der letzten Behandlung mehr als drei Blätter zugewachsen, sollte die nächste Behandlung gesetzt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. In vielen Betrieben wird eine Behandlung in die laufende Rebblüte notwendig werden.
Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird der 2,5-fache Basisaufwand empfohlen. Sobald in frühen Anlagen die Beerenentwicklung einsetzt sollte der 3-fache Basisaufwand angewendet werden.
Achten Sie bei den weinbaulichen Arbeiten weiterhin verstärkt auf Krankheitssymptome und melden Sie eventuelle Auffälligkeiten (Ölflecken, Zeigertriebe durch Oidium) an die Weinbauberatung bzw. die örtlichen Rebschutzwarte. Aktuelle Beobachtungen der Rebschutzwarte können über http://www.monitoring.vitimeteo.de eingesehen werden.
Peronospora
Inzwischen wurden aus den meisten Regionen Ölflecken gemeldet. Hauptsächlich dort wo die Niederschläge am Freitag in Verbindung mit turbulenten Gewittern gefallen sind, ist von einer stärkeren Verbreitung auf ungeschütztem Gewebe auszugehen. Durch die unbeständige Witterung und vor allem bei gewittrigen Niederschlägen, sind weitere Bodeninfektionen bzw. bei vorhandenen Ölflecken auch Sekundärinfektionen möglich. Bei vorhandenen Ölflecken sind bei entsprechenden Bedingungen zudem Tauinfektionen möglich.
Bei Behandlungen vor größeren Regenfällen wird in befallsfreien Anlagen weiterhin ein möglichst raubmilbenschonendes Kontaktfungizid (z. B. Folpan oder Delan WG) empfohlen. Als Zuwachsschutz bietet sich der Einsatz eines phosphonathaltigen Produktes (z. B. Veriphos oder Frutogard) in Verbindung mit dem Kontaktfungizid an. Auch eine Fertigmischung wie Delan Pro oder Profiler (max. 1-maliger Einsatz, Mischreihenfolge beachten, keine Mischung mit Luna Experience!) schützt durch die vollsystemische Wirkung den Neuzuwachs.
Bei kritischen Peronospora-Situationen um die Blüte herum bieten tiefenwirksame Kurativprodukte tendenziell eine größere Wirkungssicherheit, insbesondere an den Gescheinen. Vor allem wenn die Behandlung nach gewittrigen Regenfällen erfolgt oder wenn witterungsbedingt längere Spritzabstände vorliegen, sollten daher Mittel mit kurativer Wirkung (u. a. Aktuan, Ampexio, Forum Gold, Melody Combi, Moximate 725 WG, Sanvino, Zorvec Zelavin Bria) verwendet werden. Der kurative Effekt ist jedoch nur gegeben, wenn sie max. 48 Stunden nach erfolgter Infektion eingesetzt werden.
Bei Behandlungen im unmittelbaren Nachblütebereich bieten Produkte wie Enervin oder Orvego durch die Einlagerung des Wirkstoffs in die Wachsschicht dann eine verbesserte Wirkung an den jungen Beeren.
Oidium
Die Bedingungen für Oidiuminfektionen sind weiterhin günstig und die Gescheine bzw. Beerchen befinden sich in ihrer anfälligsten Phase. Im Gebiet wurden bisher noch keine Befälle gemeldet. Überregional sind jedoch erste Befälle in nicht optimal behandelten Anlagen bzw. in Anlagen mit Vorjahresbefall bekannt.
Bei Behandlungen in die beginnende Blüte werden in erster Linie die Mittel Dynali, Talendo oder Vivando empfohlen. Die Präparate Luna Experience, Luna Max und Sercadis werden bevorzugt zur abgehenden Blüte bzw. der darauffolgenden Spritzung empfohlen. Topas und Systhane sollten erst zu einem späteren Entwicklungszeitpunkt eingesetzt werden.
Achten Sie dabei unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenzmanagement.
Fäulnisvermeidung durch Bioregulatoren
Durch den Einsatz von Biowachstumsregulatoren wie Gibb3, Berelex 40 SG oder Regalis Plus wird die Verrieselungsneigung und/oder Jungfernfrüchtigkeit gefördert. Grundsätzlich kann der Einsatz von Wachstumsregulatoren zu einer Ertragsreduktion führen. Fäulnisbefall im Herbst bedingt jedoch einen höheren Leseaufwand und zwingt zum Verwerfen der Faulfraktion. Die Anwendung macht daher vor allem in Anlagen Sinn, welche regelmäßig zu Fäulnis durch Abdrücken der Beeren neigen. Durch die geringen Probleme im Trockenjahr 2018 sollte man sich nicht täuschen lassen. Das Anwendungsfenster aller Präparate ist Vollblüte (d. h. 30 bis 50 % abgeworfener Käppchen, besser früher als zu spät), eine genaue Beobachtung der Bestände zur Festlegung des Termins ist unerlässlich.
Allgemeine Anwendungshinweise
Mit den Präparaten darf nur eine Soloanwendung in die Traubenzone erfolgen, zur allseitigen Benetzung der Gescheine muss jede Reihe befahren werden. Die Präparate nicht mit anderen Pflanzenschutzmitteln oder Blattdüngern ausbringen. Die Wasseraufwandmenge je Hektar sollte in Normalanlagen daher zwischen 300 und maximal 400 L Wasser liegen. Langsames Antrocknen der Spritzbrühe fördert die Aufnahme des Wirkstoffes und damit die Wirkung.
Bei trockener Witterung sollten Behandlungen nur in Stunden hoher Luftfeuchtigkeit d. h. vom späten Abend bis zu den frühen Morgenstunden durchgeführt werden. Bei feuchten Bedingungen (ganztägig hohe Luftfeuchtigkeit > 70%) sollte dieKonzentration verringert werden. Vorsicht in schwachwüchsigen und z. B. durch Chlorose gestressten Anlagen. Hier kann eine gravierende Wirkungsverstärkung auftreten. Bei ungünstigen Blühbedingungen (kalt, nass) ist von einer Anwendung abzuraten.
Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen.
Schwarzholzkrankheit
Die Flugphase der Windenglasflügelzikade, die die bakteriellen Erreger der Schwarzholzkrankheit von Brennnesseln und Winden auf die Reben überträgt, steht unmittelbar bevor. Daher sollte bei Vorhandensein dieser Wirtspflanzen ab sofort bis Ende Juli sowohl ein Abmähen oder Abmulchen der Böschungen und Wegränder als auch eine Bekämpfung innerhalb von Rebflächen unterbleiben.
Weinbergsbegehungen
17. Juni
Königheim, Steinleseplatz, 19:30 Uhr
18. Juni
Ingelfingen, Weinbergschuppen Weingut Gaufer, 19:00 Uhr
25. Juni
Adolzfurt, Parkplatz Weinkellerei Hohenlohe, 19:00 Uhr
27. Juni
Klepsau, Winzerkeller, 19:00 Uhr
Für weitere Begehungswünsche in anderen Ortschaften bitte Weinbauberatung kontaktieren.
Sonstige Hinweise
- Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegerändern und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am Mittwoch, 19.Juni.
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