Mehltau im Auge behalten
Die Niederschläge vom vergangenen Wochenende brachten Regenmengen zwischen 10-25L/m², teilweise als kräftigen Schauer. Dort wo nur geringe Regenmengen geliefert wurden, sollte auf trockenen Standorten und v. a. in Junganalagen die Wasserversorgung im Auge behalten werden.
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Nur in Einzelflächen ist stärkerer Peronosporabefall festzustellen. Etwas anders zeigt sich die Mehltausituation. Es kommen immer noch Meldungen zu Oidiumbefall an und die Situation bleibt noch etwas angespannt. Die Befallsstärke reicht von wenigen Einzelbeeren bis hin zu starkem Traubenbefall an vielen Stöcken in der Anlage.Vor allem der Trollinger ist hier verstärkt betroffen. Überwiegend in Flächen mit Vorjahresbefall oder in der Nähe zu verwahrlosten Flächen, zeigt sich eine bereits fortgeschrittene Ausbreitung des Mehltaus, was Stoppmaßnahmen schwieriger macht. Der Erfolg eventueller Sondermaßnahmen muss in den Tagen nach der Behandlung optisch geprüft werden, um gegebenenfalls reagieren zu können.
In gefährdeten Lagen und Sorten (v. a. Trollinger!) wird empfohlen weiterhin intensiv an Beerchen zu prüfen, ob ein “Bartsoppelähnlicher“ Pilzrasen auf der Beerenoberfläche zu finden ist. Bei leichterem Traubenbefall lässt sich die Ursache meist nicht auf einen einzigen offensichtlichen Fehler zurückführen.Gute Infektionsbedingungen und ein hohes Sporenangebot haben dazu geführt, dass jede auch noch so kleine Spritzlücke vom Pilz genutzt werden konnte.
Der Spritzabstand in unkritischen Beständen kann momentan bei 12 bis 14 Tagen liegen. Wartezeiten der eingesetzten Mittel sind zu beachten. Die Abschlussbehandlung sollte bis spätestens zum zweiten Augustwochenende (09./10. August) erfolgt sein. In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten. Eventuelle Mitteleinschränkungen der jeweiligen Absatzorganisationen sind gesondert zu beachten.
Peronospora
Bei geringem Infektionsdruck und vorbeugend vor gemeldeten Niederschlägen genügt ein Kontaktfungizid mit kurzer Wartezeit (z. B. Folpan, 35 Tage). Bei Behandlungen unmittelbar nach kräftigen Niederschlagsereignissen und viel ungeschütztem Neuzuwachs, bringt der Einsatz eines kurativ wirkenden Mittels mehr Sicherheit. Mögliche Infektionen können nur bis max. 1 bis 2 Tage rückwirkend abgefangen werden. Die Gefahr für frischen Befall an Trauben ist in den meisten Flächen entwicklungsbedingt gering. Auch die Zunahme der Blattfläche, v. a. über Geiztriebe, ist nun geringer.
Oidium
In unkritischen Beständen können bei den beiden letzten Behandlungen Mittel mit geringerer Dauerwirkung (Topas, Systhane, Vegas, Vento Power oder Backpulverpräparate wie Vitisan (+ 0,2% Wetcit) oder Kumar) zum Einsatzkommen. Für bis jetzt gesunde Flächen, nimmt das Infektionsrisiko nun ab. Ab dem Stadium (gute) Erbsengröße schließen sich die Spaltöffnungen und die Gefahr für Neuinfektionen wird geringer. Der Trollinger kann auch noch etwas länger anfällig bleiben und es wird daher empfohlen in gefährdeten Flächen, z. B. bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, die Spritzabstände weiterhin etwas enger zu halten. Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines organischen Mehltaumittels bis zur Abschlussbehandlung sinnvoll. Stopp-Behandlungen sind Sondermaßnahmen.
Mit zunehmendem Dichtwerden der Trauben wird es schwieriger ins Traubeninnere bei einer Traubenzonenbehandlung zu gelangen. Bei leichtem Befall, der über wenige einzelne Beeren hinausgeht, wird empfohlen der Brühe ein Backpulverpräparat beizumischen. Informationen zu Mischbarkeit und Mittelmenge finden sie auf unserer Internetseite des Landwirtschaftsamtes Heilbronn (Fachinformationen Weinbau):
https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau
Da die Aufbrauchfrist von Vento Power am 27.03.2020 endet, sollten Restbestände noch in dieser Saison aufgebraucht werden.
Botrytis
Die Maßnahme „Traubenteilen“ kann in kompakten Sorten zur Botrytisbekämpfung noch durchgeführt werden. Diese Maßnahme eignet sich vor allem auch bei stiellähmeanfälligen Sorten durch Abschneiden der Traubenspitze. Zum Zeitpunkt Reifebeginn schließt sich das Fenster für diese Maßnahme, denn mit der Einlagerung von Zucker können Verletzungen an Beeren die Fäulnis begünstigen. Eine gute Belichtung und Belüftung der Traubenzone hat positive Effekte auf pilzliche aber auch tierische Schaderreger wie Ohrwurm und Essigfliegen.
Stehen Entblätterungsmaßnahmen noch aus, wird empfohlen diese momentan nur moderat durchzuführen. In den kommenden Tagen wird eine deutliche Temperaturzunahme vorhergesagt. Besonders in Anlagen in denen bisher nicht entblättert wurde, ist die Sonnenbrandgefahr nun bis zum Farbumschlag am größten. Sobald sich die Trauben verfärben, kann dann, wo nötig, noch nachgearbeitet werden. Auch mit der Ertragsregulierung durch Entfernen ganzer Trauben kann dann begonnen werden. Bevorzugt werden Trauben mit sichtbarem Reiferückstand und an Kurztrieben entfernt.
Sauerwurm
Der Flug der 2. Generation des Bekreuzten Traubenwicklers zeigt anhand der Fangzahlen am Standort Heilbronn seit dem 08.07. zurückgehende Fangzahlen und es zeichnet sich aus heutiger Sicht kein zweiter Höhepunkt ab. Falter des bekreuzten Traubenwicklers werden so gut wie keine gefangen. Bitte beachten sie nach Möglichkeit örtliche Fangzahlen.
Sonstiges und Mittelmenge
- Bienengefährliche Mittel dürfen generell nicht eingesetzt werden, wenn im Bestand etwas blüht
- Gegen Stiellähme können vorbeugend magnesiumhaltige Blattdünger eingesetzt werden. Blattdünger und Backpulverpräparate vertragen sich nicht immer. Auf die Hinweise auf den Packungen achten!
- Bei der Gerätereinigung und generell beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln dürfen niemals Präparate oder Brühe in Oberflächengewässer gelangen. Der Weg in Oberflächengewässer geht auch über Hofeinläufe, die Kanalisation und dann über die Kläranlage. In der Kläranlage werden gelöste Pflanzenschutzmittel leider nicht herausgefiltert und gelangen so 1:1 in das Gewässer
- Brennesselbüsche bis Ende Juli nicht mehr mulchen oder abmähen, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen
- Für anstehende Behandlungen ist der 4- fache-Basisaufwand anzuwenden.
Der nächste Hinweis erfolgt am 24.07.2019.
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