ProWein 2020 Ausfall, ausbleibende Touristen und leere Gaststätten sind Schlag ins Kontor der Sachsenwinzer
Viele sächsische Winzer wollten sich auf der diesjährigen Fachmesse ProWein präsentieren und wieder neue Kontakte knüpfen. Denn genau das ist gerade für Winzer aus kleineren Weinanbaugebieten wichtig. Werden Großveranstaltungen wie die ProWein abgesagt, so hat dies nicht nur Auswirkungen für Gaststätten und den Tourismus, sondern auch für die Winzer.
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Die sächsische Weinbranche stellt sich infolge des Coronavirus auf Umsatzeinbußen ein. Viele sächsische Winzer wollten eigentlich bis Dienstag auf der wegen der Corona-Krise abgesagten ProWein 2020 in Düsseldorf Kontakte knüpfen.
Der Weinbauverband Sachsen halte die Entscheidung für die Messe-Absage zwar für richtig, sagte Geschäftsführer Michael Thomas auf Anfrage. Jedoch fehle damit eine „wichtige Fachmesse, auf der sich die sächsischen Winzer mit ihrem neuen Jahrgang einem nationalen sowie internationalen Fachpublikum präsentieren, damit die Bekanntheit des sächsischen Weins steigern und natürlich auch neue Aufträge generieren können“. Sieben Unternehmen wollten sich nach seinen Angaben am Gemeinschaftsstand präsentieren. In den vergangenen Jahren waren darunter neben Winzern auch stets Spirituosenhersteller. Die Messe diene nicht nur dem Treffen mit Einkäufern, Händlern, Gastronomen und der Fachpresse, sondern auch dem Austausch mit anderen Winzern und der Weiterbildung bei Verkostungen und Seminaren, so Thomas. Vor allem die großen Weinbaubetriebe haben die ProWein bisher als Plattform genutzt.
Es ist laut Weinbauverband „bereits jetzt davon auszugehen, dass die sächsischen Winzer durch die Absage von Großveranstaltungen, reduzierte Gästezahlen in der Gastronomie, sowie geringe Besucherzahlen und Touristen in der Region von Umsatzeinbußen betroffen sein werden“. Seriöse Schätzungen seien derzeit aber nicht möglich, hieß es. Der Sprecher von Schloss Wackerbarth, Martin Junge, verwies darauf, dass das Staatsweingut in den zurückliegenden Jahren „auf der ‚ProWein‘ jeweils rund 30 Termine und Verkostungen mit Kunden und Partnern, aber auch interessierten Fachbesuchern durchgeführt“ habe. „Auf diese Gespräche können wir sechsstellige Umsätze zurückführen“, so Junge. In diesem Jahr hatte das Staatsweingut insbesondere Branchenvertreter aus Deutschland und Österreich, aber auch aus Japan oder den skandinavischen Ländern im Blick.
Das Erlebnisweingut in Radebeul leidet nicht nur unter geringerem Weinverkauf, sondern auch unter ausbleibenden Gästen bei Führungen, Veranstaltungen und im Restaurant. „Wir gehen davon aus, dass wir die geplanten Umsätze für das erste Halbjahr 2020 nicht realisieren können“, so Junge. Man könne nicht an das „beschleunigte Wachstum des Jahres 2019 anschließen“. Das Staatsweingut versucht nun durch direkte Kundenkontakte bei individuellen Terminen ihre aktuelle Wein- und Sektkollektion zu präsentieren. Zudem wolle man verstärkt sogenannte Verkostungsmuster – also Kostenproben der Erzeugnisse - verschicken. Dies ist allerdings aufwendiger als bei Messen oder Jungweinproben.
Sachsens größtes Privatweingut Schloss Proschwitz sondiert die Lage nach der Messe-Absage. Unternehmenssprecherin Alexandra zur Lippe: Welche Konsequenzen die Messeabsage „haben wird für unser Weingut, kann ich im Moment nicht sagen“. Man müsse nun überlegen, wie der Kontakt zu Kunden und der Austausch mit Winzerkollegen alternativ gepflegt werden könne. Zugleich gibt sich zur Lippe optimistisch und meint: „In der Krise liegt ja auch immer eine Chance - wir müssen alle umdenken.“
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