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Badischer Rebveredlertag in Rust

Austausch der Rebveredler in Rust

Am 14. Februar 2020 fand in Rust der Badische Rebveredlertag statt. Unterschiedliche Referent aus den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz berichteten über die Themen Düngung von Spurennährstoffen, Bedeutung und Erfahrungen mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwis), Klonenselektion in Zeiten des Klimawandels und Flexibilität des Einschultermins in Rebschulen.

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Alois Huber (vorne Mitte) mit den Referenten zu Thema pilzwiderstandsfähige Rebsorten hinten von links nach rechts Wolfgang Renner, Jean-Laurent Spring, vorne links Dr. Oliver Trapp, rechts Josef Terleth.
Alois Huber (vorne Mitte) mit den Referenten zu Thema pilzwiderstandsfähige Rebsorten hinten von links nach rechts Wolfgang Renner, Jean-Laurent Spring, vorne links Dr. Oliver Trapp, rechts Josef Terleth.Staatliches Weinbauinstitut Freiburg
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Am 14. Februar 2020 fand der Badische Rebveredlertag in Rust statt. Die Leitung der Tagung übernahm der Vorsitzende des Verbandes Badischer Rebenpflanzguterzeuger Alois Huber. Die Referenten berichteten über die Themen Düngung von Spurennährstoffen, Bedeutung und Erfahrungen mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwis), Klonenselektion in Zeiten des Klimawandels und Flexibilität des Einschultermins in Rebschulen.

Düngung von Spurennährstoffen

Zu Beginn der Tagung berichtete Elmar Buder von der Fa. B+H Solutions über den Einsatz von kolloidalem Silber zur Bekämpfung von Escaerregern im Rebstamm. Die Applikation kann über zwei unterschiedliche Wege durchgeführt werden. Bei der Injektion wird ein Loch in den Stamm gebohrt, eine Spritze mit der Düngemischung in das Loch gesteckt und das Loch, nachdem die Spritze leergesogen ist, verschlossen. Darüber hinaus sind aber noch fünf bis sechs Blattbehandlungen pro Jahr notwendig. Neben der Düngervariante mit kolloidalem Silber stehen noch unterschiedliche Düngemittel mit Pico-Eisen zur Bekämpfung von Eisenmangelchlorosen sowie Pico-Kupfer, Micro Kalzium und Micro Magnesium zur Verfügung.

Bedeutung der Piwis in Österreich

Wolfgang Renner von der Versuchsstation Haidegg in der Steiermark stellte in seinem Vortrag die „Bedeutung der Piwis in Österreich“ dar. In Österreich werden derzeit zu 67 Prozent Weißwein- und zu 33 Prozent Rotweinsorten angebaut. Der Anbau von Piwi Sorten wird in Österreich derzeit auf 1,2 Prozent der Gesamtrebfläche geschätzt. Die Anteile sind in den Anbaugebieten allerdings sehr unterschiedlich. In den Veredlungssaisons 2017, 2018 und 2019 waren in den österreichischen Rebschulen ca. 5 Prozent aller Veredlungen Piwis. Spitzenreiter war in diesen Jahren die Steiermark mit bis zu 10 Prozent. Hier wird von den Rebveredler wohl ein steigender Marktanteil gesehen. Die derzeitige Zulassung der Piwi Sorten ist je nach Bundesland unterschiedlich. Nach dem Weingesetz können verschiedene Piwi Sorten als Qualitätsweine oder Rebsortenweine vermarktet werden. Bezüglich der Namensgebung neuer Rebsorten merkte Herr Renner an, dass auf Grundlage einer Entschließung der Internationalen Organisation für Rebe und Wien (OIV) zukünftig wohl keine Rebsortennamen mehr eingetragen werden, die zu einer Verwechslung mit dem Namen einer anderen bestehenden Rebsorte oder einer geographischen Angabe führen könnten. Bei der amtlichen Kontrollprobe zeichnen sich die Weine der Piwis durch eine hohe Zustimmungsrate aus. Bei den Konsumenten sind sie aber trotz dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit, mehr Bio und gesünderer Ernährung noch nicht richtig angekommen. Hier heißt es weiterhin die Verbraucher aufzuklären und zu überzeugen.

Piwis in der Schweiz

Jean-Laurent Spring von der Agroscope in Pully berichtete über die züchterischen Innovationen in der Schweiz. Seit dem Jahr 1993 wurden in der Schweiz sechs botrytisresistente Rebsorten zugelassen, die derzeit 10 Prozent der Fläche der roten Sorten in der Schweiz ausmachen. Die neuere rote Piwi Sorte Divico (Gamaret x Bronner) zeichnet sich durch eine hohe Resistenz gegen den falschen Mehltau und eine mittlere bis hohe Resistenz gegen den echten Mehltau aus. Sie reift mit Spätburgunder und bringt tief gefärbte, strukturierte und polyphenolreiche Weine hoher Qualität mit einer Aromatik von schwarzen Kirschen und Gewürznoten hervor. Die weiße Piwi Sorte Divona ist bezüglich der Resistenz mit Divico vergleichbar. Sie ist frühreif, hat ein hohes Ertragspotenzial und bringt aromatische an Zitrusfrüchte erinnernde Weine hervor. Untersuchungen bezüglich der Resistenz ergaben bei diesen beiden Sorten eine erhöhte Produktion von Stilbenen 48 Stunden nach Inokulation mit falschem Mehltau. Die Resistenz konnte auch in Freilandversuchen festgestellt werden. Aktuell arbeitet die Agroscope in Zusammenarbeit mit der INRA in Colmar an der Züchtung hochresistenter pyramidisierter Rebsorten, deren Eintragung für die Jahre 2024 bis 2025 geplant ist.

Piwi Südtirol

Über die Erfahrungen mit Piwi Sorten in Südtirol berichtete Josef Terleth vom Versuchszentrum Laimburg. Die Laimburg beschäftigt sich schon seit dem Jahr 1987 mit der Prüfung von Piwi Sorten. In der ersten Phase wurden die Sorten Bronner und Regent in die Sortenliste eingetragen. Intensiviert wurden die Arbeiten ab 2003 durch die Gründung von „Piwi Südtirol“. Daraufhin wurde im Jahr 2006 mit der Prüfung der Rebsorten Muscaris und Souvignier Gris und im Jahr 2011 mit der Prüfung von Solaris begonnen. Neben den weinbaulichen Parametern wurden auch die sensorischen Grundlagen der Rebsorten untersucht. Derzeit laufen in dem Prüffeld Untersuchungen mit 30 Piwi Sorten unterschiedlicher Züchter. Hierzu wurden für einige Rebsorten Ergebnisse bezüglich Resistenzverhalten und oenologischer Messzahlen vorgestellt. Neben den Standardkrankheiten echter und falscher Mehltau ist in Italien auch verstärkt Schwarzfäule in den Focus der Untersuchungen gerückt. Die Anbaufläche der Piwi Sorten liegt in Südtirol unter 1 Prozent. Die Veredlungszahlen der Piwi Sorten steigen in den letzten Jahren in Italien an, sind in der Summe aber immer noch auf einem geringen Niveau.

Rebenzüchtung des Julius-Kühn Instituts

Dr. Oliver Trapp vom Institut für Rebenzüchtung des Julius-Kühn Instituts in Siebeldingen stellte in seinen Ausführungen die Resistenz gegen den echten und falschen Mehltau als primäres Zuchtziel der Rebenzüchtung dar. Er erläuterte das Prinzip der Resistenzzüchtung. Derzeit sind 23 Resistenzloci gegen den echten und zwölf Resistenzloci gegen den falschen Mehltau bekannt. Tatsächlich wird in der Züchtung aber nur mit vier Resistenzloci gegen den echten und sechs Resistenzloci gegen den falschen Mehltau gearbeitet. Die nächste Generation von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten wird mehrere Resistenzgene gegen den echten und falschen Mehltau haben. Darüber hinaus soll durch minimalen Pflanzenschutzaufwand eine Überwindung der Resistenz durch die Schaderreger unterbunden werden. Die Anbaufläche von Piwi Sorten in Deutschland beträgt derzeit etwa 3 Prozent. Aufgrund der verstärkten Züchtungsbemühungen im Ausland werden in den nächsten Jahren die Anzahl der zugelassenen pilzwiderstandsfähigen Rebsorten und die mit diesen Sorten bepflanzten Flächen steigen. Mit den Sorten Calardis blanc und Calardis musque trägt auch das Julius-Kühn-Institut Geilweilerhof zu dieser positiven Entwicklung bei. Derzeit wird auch an der Zulassung dieser Rebsorten im europäischen Ausland gearbeitet.

Hochschule Geisenheim

Prof. Joachim Schmid von der Hochschule Geisenheim berichtete über die Klonenselektion in Zeiten des Klimawandels. Es ist festzustellen, dass durch den Klimawandel die Ernteperiode früher und kürzer ist. Die zunehmend feucht-warmen Bedingungen in der Reifephase führen zu einem zunehmenden Risiko für Traubenfäule. Um die Traubenfäule zu vermindern ist eine Lockerbeerigkeit ein in den Vordergrund getretenes Selektionskriterium. Um die Lockerbeerigkeit zu bestimmen, wurden bei verschiedenen Geisenheimer Spätburgunder Klonen die Beerengrößenverteilung und deren Auswirkungen auf die Farbausbeute, den Phenolgehalt und den Botrytisbefall untersucht.

Flexibilität des Einschultermins in Rebschulen

Katharina Todtwalusch berichtete über die Ergebnisse ihrer Versuche bezüglich der Flexibilität des Einschultermins bei Hochstammreben. Als Fazit ihres Vortrags stellte sie fest, dass Hochstammreben nach dem Vortreiben bis zu sechs Tage in Vortreibkisten gelagert werden können, um zum Beispiel Witterungseinflüsse wie Frost zu überbrücken, ohne das ein negativer Einfluss auf die Verwachsung und die Anwuchsrate festzustellen ist. Das gleiche Anwuchsergebnis konnte bei vorgetriebenen Hochstammreben festgestellt werden, die aus den Vortreibkisten ausgepackt, anschließend paraffiniert und dann bis zu sechs Tage zur Lagerung im Wasser standen. Wird eine Lagerung von Hochstammreben nach dem Vortreiben angestrebt, sollten gegen Ende des Vortreibprozesses und bei vollständiger Kallusentwicklung die grünen Triebe nicht länger als bis zu fünf Zentimeter gewachsen sein. Dadurch stehen noch ausreichend Reservestoffe für eine mögliche Lagerung und für das Wachstum in der Rebschule zur Verfügung.

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