Wasserversorgung und Sonnenbrandgefahr
Die geringen Niederschläge können in Kombination mit den sommerlichen Temperaturen zu Problemen bei der Wasserversorgung führen. Junganlagen und bekannte Trockenstandorte zeigen zunehmend Trockenstresssymptome, sodass aktuell zumindest auf diesen Standorten eine Wassergabe im Bereich von 10 bis 15 L/Stock anzuraten ist. Außerdem sind wasserschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie Begrünungen walzen oder mulchen empfehlenswert. Auch die Sonnenbrandgefahr ist noch nicht vorüber. Aktuell und bis zum Weichwerden der Beeren ist die Sonnenbrandgefahr bei Temperaturen über 30°C insbesondere in frisch entblätterten Anlagen am größten. Noch ausstehende Entblätterungsmaßnahmen sollten daher vor allem in gefährdeten Sorten frühestens mit dem Verfärben bzw. Weichwerden der Beeren fortgeführt werden.
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Allgemeine Situation und weinbauliche Arbeiten
Nach den beiden ungewöhnlich hitzigen Sommern 2018 und 2019, ist der Sommer
2020 mit nur wenigen Tagen über 30° C bisher nur „Mittelmaß“. Dies entspricht bei den Temperaturen überwiegend dem langjährigen Durchschnitt. Dagegen liegen die Niederschläge im Beratungsgebiet in den vergangenen Monaten deutlich unter dem langjährigen Mittel. Im Juli sind an vielen Standorten erst 20 bis 25 Prozent der üblichen Regenmengen gefallen.
Diese Woche bleibt es bei sommerlichen Temperaturen beständig und trocken, erst am Wochenende sind lokale Schauer und Gewitter möglich. Mit Regenmengen zwischen 10 und 30 L/m² brachten die Niederschläge in der vergangenen Woche meist keine Entspannung in der Wasserversorgung. Junganlagen und die bekannten Trockenstandorte zeigen zunehmend Trockenstresssymptome, sodass aktuell zumindest auf diesen Standorten eine Wassergabe im Bereich von 10 bis 15 L/Stock anzuraten ist. Denken Sie zudem an wasserschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie Begrünungen walzen, mulchen oder eine flache Bodenbearbeitung in offenen Rebzeilen (evtl. in Verbindung mit einer Einsaat).
In frühen Tafeltrauben lassen sich erste färbende bzw. weich werdende Trauben erkennen. Die weitere Entwicklung der Reben ist in den kommenden Wochen hauptsächlich vom verfügbaren Wasser abhängig. Die Ertragserwartungen sind frostbedingt sehr heterogen, es kündigt sich ein neidischer Herbst an. Sollte es in nächster Zeit nicht ausreichend regnen, muss vor allem in nicht geschädigten jüngeren Anlagen der Ertrag mitunter noch reduziert werden. Dort wo Regulierungsbedarf besteht, sollten vorwiegend kompakte Trauben, Trauben an Kurz- und Schnabeltrieben oder bereits vorgeschädigte Trauben entnommen werden.
Ertragsregulierungen oder Traubenteilen sollten abgeschlossen sein bevor die Beeren weich werden, sonst besteht die Gefahr von Verletzungen. Aktuell und bis zum Weichwerden der Beeren ist die Sonnenbrandgefahr bei Temperaturen über 30°C insbesondere in frisch entblätterten Anlagen am größten. Noch ausstehende Entblätterungsmaßnahmen sollten daher vor allem in gefährdeten Sorten frühestens mit dem Verfärben bzw.
Weichwerden der Beeren fortgeführt werden. Eine gut belichtete und belüftete Traubenzone hat einen reduzierenden Effekt auf tierische Schaderreger wie Ohrwurm und Essigfliege.
Pflanzenschutz
Der allgemeine Gesundheitszustand in den Anlagen ist sehr gut. Noch immer kommen jedoch lagenweise verstärkt Meldungen von Oidiumbefall an! Kontrollieren Sie daher ihre Anlagen nochmals sehr genau!
Dort wo bis jetzt nach Besichtigung der Bestände kein Mehltaubefall festgestellt wurde, ist aufgrund der abnehmenden Empfindlichkeit nun auch wenig zu befürchten. Das Fenster für Sonderbehandlungen schließt sich bald und die Aussichten auf Erfolg werden geringer je später versucht wird einen Befall zum Stoppen zu bringen. In Bezug auf Peronospora ist die Befallslage meist immer noch unkritisch. Mitunter sind zwar lagenweise Ölflecken vorhanden, jedoch sind aufgrund der tendenziell eher trockenen Bedingungen aktuell keine weiteren nennenswerten Infektionen zu befürchten.
Die Abschlussbehandlung ist im Laufe der ersten Augustwoche einzuplanen. Beachten Sie unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl! In Abhängigkeit von Vorbefall und Neuzuwachs ist somit vielfach noch eine vorausgehende Behandlung notwendig. Aktuell sollten nur noch Mittel mit einer Wartezeit unter 35 Tagen eingesetzt werden.
Bei anstehenden Behandlungen wird grundsätzlich der vierfache Basisaufwand bzw. die höchstzugelassene Aufwandmenge empfohlen. Aufgrund des guten Gesundheitszustandes vieler Anlagen kann bei der Abschlussspritzung überlegt werden, in unkritischen Beständen lediglich den Laubwandbereich oberhalb der Traubenzone zu behandeln. Neben der Mittel- und Kosteneinsparung reduziert diese Maßnahme auch die Rückstände auf den Trauben.
In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten.
Notwendige Herbizidmaßnahmen sollten rechtzeitig vor der Abschlussbehandlung durchgeführt werden. Beim Einsatz von Glyphosat müssen alle Stockaustriebe mindestens zwei bis drei Tage vor der Anwendung entfernt sein, um eine Einlagerung in das Wurzelsystem der Reben zu vermeiden. Eine Anwendung auf befestigten Flächen, sowie auf unbefestigten Graswegen oder an Weinbergsrändern ist verboten!
Peronospora:
Da aktuell für die kommende Woche keine länger anhaltende Nässephase zu erwarten ist, reicht der vorbeugende Einsatz eines möglichst raubmilbenschonenden Kontaktfungizides mit kurzer Wartezeit (z.B. Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC) aus. Kurativmaßnahmen sollten aufgrund der Resistenzgefahr zum Ende der Saison vermieden werden.
Aufgrund des guten Gesundheitszustands der Bestände, des niedrigen Infektionsdrucks und der Reduktionsstrategie im Eckpunktepapier kann für die Abschlussbehandlung vorzugsweise eines der am Markt befindlichen Kupfermittel (allesamt mit 21 Tagen Wartezeit) eingeplant werden. Ein Nebeneffekt durch Kupfer gegen Oidium am Blatt ist durch Versuche belegt. Zur Reduzierung von Kupfereinträgen in Weinbergsböden kann die Aufwandmenge von Kupferpräparaten in weitestgehend befallsfreien Anlagen durchaus halbiert werden. Alternativ sind auch organische Mittel mit kurzer Wartezeit (z.B. Mildicut) möglich.
Oidium:
Befallsfreie Anlagen sind jetzt kaum mehr gefährdet, soweit auch die benachbarten Weinberge befallsfrei sind. Die Mittelwahl und auch die Behandlungsabstände richten sich nach dem Befall, der Witterung und dem Entwicklungsstadium. Vorsicht in Anlagen, in denen noch viele „Nachzügler Trauben“ (durch Frost) vorhanden sind. Diese befinden sich noch in einer höheren Anfälligkeit.
In unkritischen Beständen kann für die anstehende Behandlung z.B. Topas, Systhane, Sarumo oder Misha eingesetzt werden. Ebenfalls möglich ist der Einsatz eines Bicarbonats wie z.B. Vitisan (plus Wetcit) oder Kumar.
In Anlagen mit Befall, d.h. aktives weißes bzw. hellgraues Pilzmycel an den Trauben oder Blättern sollte eine Behandlung mit Bicarbonatenen durchgeführt werden, um das oberflächliche Mycel zu zerstören und den Befall zu stoppen. Die Mittel auf Backpulverbasis sollten nicht bei hohen Temperaturen eingesetzt werden, sonst droht Verbrennungsgefahr. Auch ein mehrmaliger Einsatz und die teilweise vorherrschende Trockenheit können zu Blattschädigungen führen.
Sofern von Seiten des Vermarktungsbetriebes erlaubt, sollte insbesondere in Befallsflächen und bei spät reifenden Rebsorten auch zur Abschlussbehandlung ein Oidiumpräparat zugesetzt werden, dies bewirkt in erster Linie einen Schutz vor Spätbefall an den Blättern.
In frostgeschädigten Anlagen mit ausschließlich zu erwartendem Traubenertrag der zweiten Generation wird nochmals ein potentes Oidiumpräparat der neueren Generation wie z.B. Dynali, Talendo oder Vivando empfohlen.
Botrytis:
Weinbauliche Maßnahmen stehen nach wie vor im Vordergrund und sind mitunter zielführender und effizienter als ein Einsatz von Spezialbotrytiziden. Sofern sich die Witterung in den nächsten Wochen botrytisfreundlicher gestaltet, könnte bei kompakten Rebsorten und in Premiumanlagen ein nochmaliger Einsatz dieser Mittel zum späten Zeitpunkt einen gewissen Zusatzschutz bieten. Allerdings hilft diese Maßnahme generell nicht gegen Aufplatzen und Abdrücken der Beeren. Bei zweimaligem Einsatz eines Botrytizids in der Saison (kurz vor Traubenschluss und Abschlussbehandlung) ist zwingend ein Wirkstoffgruppenwechsel vorzunehmen. Alternativ zu den klassischen Botrytiziden kann auch mit dem mittlerweile gegen Botrytis zugelassenen Produkt Kumar bis kurz vor der Lese (ein Tag Wartezeit, max. vier Anwendungen), insbesondere bei mehrmaliger Anwendung, ein beachtlicher Bekämpfungseffekt erzielt werden. Bezüglich eines Botrytizideinsatzes zum späten Zeitpunkt sind die Vorgaben der Vermarktungsbetriebe zwingend einzuhalten.
Esca:
Sowohl die akute Form der Esca, bei der die Stöcke innerhalb kurzer Zeit komplett absterben als auch die typischen Tigermuster am Blatt bzw.
„Black measles“ an den Trauben sind in vielen Anlagen zu sehen. Bei Blattsymptomen kann versucht werden durch einen Stammrückschnitt eine Gesundung des Stockes zu erreichen. Die entsprechenden Stöcke sollten jetzt im Sommer markiert werden und im Winter ca. 15cm über dem Boden abgesägt werden. Ganz abgestorbene Stöcke müssen aus der Anlage entfernt und verbrannt werden, damit sich keine Fruchtkörper bilden, die die Krankheit weiterverbreiten. Bei einem Triebausschlag an der Stammbasis kann versucht werden, den Stock im nächsten Jahr wieder neu aufzubauen.
Stiellähme:
Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat eine ausreichende Aufnahme von Magnesium aus der Bodenlösung nicht erlaubt. In vielen Anlagen zeigen sich an den älteren Blättern bereits Anzeichen eines beginnenden Magnesiummangels (Ausbleichung zwischen den Hauptadern der Blätter). Die teils verrieselte Traubenstruktur fördert zusätzlich Stiellähme, wenn noch entsprechende wechselfeuchte Bedingungen in den kommenden Reifewochen eintreten.
Zur Vorbeugung gegen Stiellähme in der Reifephase kann der Behandlung in gefährdeten Rebsorten und verrieselten Anlagen ein magnesiumhaltiges Präparat beigegeben werden, z.B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium 400SC. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten. Bittersalz nicht mit Bicarbonaten mischen! Alternativ kann eine gezielte separate Behandlung in die Traubenzone erfolgen.
Sonstige Hinweise
- Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz und Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am Mittwoch, 29. September.
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