Mit neuen Produkten den Strukturwandel bewältigen
Die größte deutsche Genossenschaft mit eigenem Wein, die Genossenschaftskellerei Heilbronn eG, geht optimistisch in die Nach-Corona-Zeit. Die Hauptversammlung konnte noch nicht stattfinden und die Umsatzerlöse sind im Jahr 2019 auf 27,248 Millionen Euro (Vorjahr: 27,867 €) leicht gesunken, aber mit neuen Produkten und Ideen soll 2021 ein Erfolgsjahr werden.
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„Trotz des Rückgangs konnten wir auf dem hart umkämpften Markt unsere Position knapp halten“, bilanziert der für Finanzen und Personal zuständige neue Geschäftsführer Daniel Drautz das Geschäftsjahr 2019. Dazu beigetragen hat auch ein neues Warenwirtschaftssystem mit integriertem Onlineshop. Der macht sich jetzt in der Corona-Krise mit zwei Prozent der Einkäufe positiv bemerkbar.
Neue Produkte im Sortiment
Mit erfolgreichen Produkt-Neueinführungen wie „Ursprung Trollinger“, „Edelis Sauvignon Blanc“, „Edelis Muskateller trocken“ und das kreative „Triebwerk“-Sortiment der Jungwinzergruppe, zuletzt ein Schillerwein aus internationalen Rebsorten, sieht man sich im Blick auf neue Zielgruppen positiv unterwegs. Gemeinsam mit der Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg soll ähnlich wie beim Justinus K. das Trollinger-Profil weiterentwickelt und dadurch die wichtige Regional-Sorte gestärkt werden. Gemeinsam mit der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft, zu deren größten Lieferanten die Heilbronner Genossenschaft gehört, will man den Marktauftritt nach außen und die Weinwerbung verjüngen. Enormes Potential sieht man bei alkoholfreien Produkten.
Durchschnitts-Erlös im Flaschenweinbereich stabil
Im Flaschenweinbereich konnte der Durchschnitts-Erlös stabil gehalten werden. Aber der große Herbst 2018, der Rückgang des Weinkonsums in Deutschland um weitere 0,4 Liter auf 20,11 Liter pro Kopf und die weltweite Überproduktion mit ca. 40 Mio. hl bringen Druck in den Markt. Und das in einer Situation, in der 85 Prozent des Weinverkaufs mit einem Flaschenpreis bis zu drei Euro stattfinden. Trotzdem habe man die Preise beim Weißwein und für die Dreiviertel-Literflaschen um 10 bis 20 Cent erhöhen müssen. 2021 soll das noch einmal stattfinden.
Vorläufiger Aufnahmestopp bei Neumitgliedern
In den ersten acht Monaten 2020 gab es Umsatz- und Absatzeinbußen von je sechs Prozent. Besonders im Getränkefachhandel, der Gaststätten, Vereine, Feste beliefert, waren die Einbrüche laut Geschäftsführer Rainer Weber „enorm“. Die Winzergenossenschaft selbst werde Kosten optimieren, erfolgreiche Wege punktuell anpassen und eine positive Kundenpflege betreiben. Dass in diesem Jahr keine Messen wie die ProWein, Weinfeste oder Märkte stattfinden, mache sich bemerkbar. Auch angesichts der steigender Rebfläche. Zwar ist die Zahl der Mitglieder von 1331 auf 1307 leicht gesunken. Aber wachsende Mitgliedsbetriebe und Neumitglieder haben 2020 schon 50 weitere Hektar gebracht. Im Juli gab es einen vorläufigen Aufnahmestopp. Der Strukturwandel zu weniger und größeren Betrieben setze sich im Weinbau „unaufhaltsam“ fort.
Skeptisch gegenüber dem neuen Weinrecht
Und neue Probleme kommen dazu: Die geplanten Veränderungen des Weinrechts sieht man bei der Genossenschaftskellerei skeptisch. Sie könnte die bisherige Markenpolitik ablösen, was zu Vermarktungsproblemen führe. Justin Kircher: „Nach wie vor legen wir einen hohen Wert auf unsere Mehrmarkenpolitik, die wir mit unseren Produktlinien abbilden und damit nicht nur regional, sondern auch unseren überregionalen Kunden eine Differenzierungsmöglichkeit am Markt bieten.“ Sein Blick auf den Jahrgang 2020: „Wir stehen vor einer Ernte, die in Menge und ansprechend guten Qualitäten passend ist.“
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