Kleinste Erntemenge der vergangenen 30 Jahre
Am 7. Oktober lud der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) zur Herbst-Pressekonferenz zu den Weingärtnern Cleebronn-Güglingen in Cleebronn ein.
- Veröffentlicht am

Die 36 Weingärtnergenossenschaften in Württemberg bewirtschaften rund 70 Prozent der Rebfläche. In diesem Jahr haben sie zusammen weniger als 50 Mio. Liter Wein in die Keller eingebracht (2019: 63,5 Mio. Liter). Damit liegt die Erntemenge der Genossenschaften 2020 circa ein Viertel unter der durchschnittlichen Erntemenge der letzten zehn Jahre.
Geringe Erträge, hervorragende Qualitäten
Der Rückgang macht sich auch an den Hektarerträgen der Rebflächen bemerkbar. Sie belaufen sich dieses Jahr auf rund 65 Hektoliter je Hektar. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies über 20 Hektoliter je Hektar weniger (2019: 85,8).
Ute Bader, die Wein-Fachberaterin des BWGV, erklärt wie es zu diesem extremen Jahr 2020 gekommen ist. Es gab Frostschäden durch die Eisheiligen, geringe Temperaturen während der Blüte und Trockenheit im Sommer. Ein Rolle spielten außerdem die hohen Temperaturen und warmen Winde vor sowie während der Lese. Dies Auswirkungen der Wetterextremen sieht man vor allem an den regional sehr verschiedenen Ertragssituationen. Zum Beispiel haben die Lagen im Zabergäu, am westlichen Stromberg sowie im Taubertal hohe Ertragseinbußen zu verzeichnen.
Der neue Jahrgang hat aber auch etwas Gutes: hervorragende Qualitäten. Dr. Roman Glaser, der Präsident des BWGV, ist sich sicher: „Weinliebhaber können sich sehr auf den Jahrgang freuen.“
Absatz und Umsatz
Die Württemberger Weingärtnergenossenschaften hatten sowohl Absatz- als auch Umsatzeinbußen im Jahr 2019 zu verzeichnen. Sie verkauften im Jahr 2019 gut 66,7 Mio. Liter Wein und Sekt (minus 4,4 Mio. Liter im Vergleich zu 2018). Der Umsatz verringerte sich um 9,4 Mio. Euro auf 207,8 Mio. Euro.
Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind der Absatz und der Umsatz der württembergischen Weingärtnergenossenschaften mit eigener Kellerwirtschaft und eigenem Vertrieb wieder angestiegen. Der Absatz stieg um 2,2 Mio. auf 33,8 Mio. Liter Wein und Sekt an, der Umsatz um 2,1 Mio. Euro auf 97,6 Mio. Euro.
Entwicklungen auf dem Weinmarkt
Der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel und in der Onlinebranche hat sich im ersten Halbjahr gesteigert. Nach Auskunft von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wurden Wein und Spirituosen vermehrt nachgefragt. Dies spiegelt sich auch in den Ausgaben für Wein in Privathaushalten wider. Diese sind deutlich gestiegen: Im ersten Quartal gab es einen Mengenanstieg von 6,5 Prozent und einen Wertanstieg von 8,1 Prozent. Im zweiten Quartal lag der Mengenanstieg bei 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, der Wertanstieg bei starken 17,6 Prozent.
Der Verbraucher hat zum heimischen Produkt gegriffen“, erklärt Uwe Kämpfer, Vorstandsmitglied der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft eG (WZG). Dies verdeutlichen die Zahlen aus dem zweiten Quartal. Die Nachfrage im Bereich der deutschen Weine konnte einen Anstieg von 13,7 Prozent verzeichnen. Die Verkaufsmenge an ausländischen Weinen nahm im selben Zeitraum nur um 9,5 Prozent zu. Die größten Gewinner am Markt sind Roséweine. Sie verzeichneten ein Plus von 24,3 Prozent in der Menge und 30,9 Prozent im Wert.
Strukturwandel
Die Ertragsrebfläche in genossenschaftlicher Hand hat sich von 2018 auf 2019 nur minimal um sechs Hektar auf 7410 Hektar verkleinert. Inklusive der WZG in Möglingen bauen noch 16 der 36 Württembergischen Weingärtnergenossenschaften ihren Wein selbst aus.
Im Jahr 2019 gab es eine Fusion zu vermelden. Die Genossenschaft Weinfactum Stuttgart-Bad Cannstatt hat sich der Felsengartenkellerei in Besigheim angeschlossen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.