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Rebschutzhinweis Heilbronn

Höchste Aufmerksamkeit geboten

In den Weinbergen gab es durch die hochsommerlichen Temperaturen einen enormen Wachstumsschub. Die Blüte steht vor der Tür und somit befinden sich die Gescheine in ihrer anfälligsten Phase, dem sogenannten Mehltaufenster. Aktuell gilt für beide Hauptkrankheiten – Oidium und Peronospora – höchste Aufmerksamkeit.

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  In diesem Jahr gibt es optimale Bedingungen für die anstehende Blüte.
In diesem Jahr gibt es optimale Bedingungen für die anstehende Blüte. Krampfl
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Allgemeine Situation

Hochsommerliche Temperaturen brachten in den Weinbergen einen enormen Wachstumsschub mit sich. In den nächsten Tagen sind Temperaturen bis 36°C gemeldet. Das steigert auch wieder das Gewitterrisiko. Aus heutiger Sicht sind die Tage Sonntag und Montag am kritischsten. Dies kann sich jedoch täglich ändern. Viele Rebtriebe sind mittlerweile über den obersten Draht hinausgewachsen. Die Gescheine sind voll entwickelt. In sehr warmen Lagen sind erste Gescheine am Blühen. In terrassierten Lagen ist die Blüte bereits im Gang.

Es ist damit zu rechnen, dass in nicht frostgeschädigten Rebflächen die Rebblüte noch diese Woche beginnt und vermutlich zügig verlaufen wird. Damit ist aus heutiger Sicht mit einem normalen Weinjahr mit Lesebeginn im letzten Septemberdrittel zu rechnen. Der mittelfristige Temperaturtrend bewegt sich für die nächsten zwei Wochen im Bereich zwischen 25 und 30°C. Auch die Nachtemperaturen bleiben über 10 ° C. Also optimale Bedingungen für die anstehende Blüte.

Niederschläge ab Fronleichnam, haben bei Spritzlücken vermehrt zu Pero-Infektionen und teilweise auch zu Sekundärverbreitung aus früheren Bodeninfektionen geführt. Aus dieser ersten Pero-Welle sind nun punktuell vermehrt Ölflecken im mittleren Laubwandbereich, teilweise auch bereits weiße Gescheine, zu finden. Das Eintreffen von Gewittern ist immer schwer vorauszusagen. Sollten jedoch die gemeldeten Gewitter-Ereignisse eintreffen, ist bei Behandlungen, von mehr als sieben bis acht Tagen mit größeren Belagslücken zu rechnen. Dann ist hier mit optimalen Ausbreitungsbedingungen zu rechnen.

Auch das Oidiumrisiko befindet sich auf sehr hohem Niveau. Die Blüte steht vor der Tür und somit befinden sich die Gescheine in ihrer anfälligsten Phase, dem sogenannten Mehltaufenster. Aktuell gilt für beide Hauptkrankheiten höchste Aufmerksamkeit.

Peronospora

Anstehende Behandlungen sollten möglichst vor Niederschlägen erfolgen. Bei vorbeugenden Behandlungen ist grundsätzlich ein Kontaktfungizid wie zum Beispiel Delan WG, Dithane Vino (Zulassung läuft aus! Lagerbestände sollten in der aktuellen Saison, vorzugsweise im Vorblütebereich, aufgebraucht werden), Folpan 500 SC oder Folpan 80 WDG, ausreichend.

Aufgrund des hohen Blattflächenzuwachses und der weiterhin unsicheren Wetterlage bietet der Einsatz eines Mittels mit Zuwachsschutz mehr Sicherheit. Mittel mit Zuwachsschutz sind phosphonathaltige Produkte wie zum Beispiel Veriphos, Foshield (jeweils in Kombination mit einem vorbeugenden Kontaktmittel) oder Delan Pro (Kontaktwirkstoff bereits enthalten). Das Mittel Profiler (maximal eine Anwendung pro Saison bis BBCH 73, Mischreihenfolge beachten) besitzt ebenfalls systemische Eigenschaften. Hier ist die Kontaktkomponente ebenfalls schon drin.

Dort wo man nicht lange suchen muss, um Ölflecken zu finden, bringt bei der nun anstehenden Blüte und bei häufigen Infektionsereignissen der Einsatz eines tiefenwirksamen Mittels mehr Sicherheit. In Versuchen hat hier das Mittel Zorvec Zelavin Bria im Blütefenster gute Ergebnisse gezeigt. Auch bei Behandlungen mit vorausgegangenen kräftigen Niederschlägen ein bis zwei Tage davor, kann versucht werden mit einem kurativ wirkenden Präparat mögliche Infektionen zu stoppen. Da der Erfolg immer unsicher ist, ist dies nur die zweitbeste Lösung. Stockaustriebe unbedingt entfernen, um den Krankheitsdruck durch Bodeninfektionen nicht zu erhöhen.

Oidium

Die Gescheine befinden sich nun in ihrer empfindlichsten Phase, dem sogenannten Mehltaufenster. Der Spritzabstand sollte acht bis zehn Tage nicht überschreiten. Wer bei der letzten Behandlung Prosper Tec/Spitox eingesetzt hat, sollte den Belag bereits nach acht Tagen erneuern. Zum Einsatz kommen die Mittel Dynali oder Talendo. Aktuell sind die Zuwachsraten enorm und das Oidium-Risiko sehr hoch.

Bei jährlich wiederkehrenden Mehltauproblemen kann die Ursache auch an der Applikationsqualität liegen. Hier empfiehlt sich bei den nun anstehenden Behandlungen im Mehltaufenster, in empfindlichen Sorten und Lagen, jede Gasse zu befahren. Vor allem beim Trollinger wird es, aufgrund des enormen Zuwachses, zunehmend schwieriger die Gescheine ausreichend zu treffen. Hier bei Bedarf die Geschwindigkeit anpassen.

Zur Resistenzvermeidung ist unbedingt auf einen Wechsel der Wirkstoffgruppen/ Resistenzbuchstaben zu achten. Dies gilt auch bei den aktuell engen Spritzabständen. Lediglich bei einer kurzfristigen „Nachbehandlung“, aufgrund von zum Beispiel Abwaschungen wegen starker Regenereignisse, kann die Spritzung als eine Anwendung betrachtet werden.

Im Rahmen des Resistenzmonitorings wurden auch 2020 im Anbaugebiet Württemberg wieder einzelne angepasste Stämme des Oidiumpilzes gegenüber der Wirkstoffgruppe K (Benzophenone) gefunden. Die Wirkstoffgruppe K, zu der neben Vivando (Metrafenone) auch Kusabi (Pyriofenone) gehört, soll langfristig für die Oidiumstrategie erhalten bleiben. Deshalb wird der Einsatz der Wirkstoffgruppe K mit nur einer Anwendung empfohlen. Diese sollte vorzugsweise außerhalb des Mehltaufensters, also nicht von letzter Vorblüte bis ca. Erbsengröße, liegen. In kritischen Mehltauflächen wird der Einsatz erst nach dem Mehltaufenster und nur bei Befallsfreiheit empfohlen.

Wachstumsregulatoren

Bei den erwarteten guten Blühbedingungen ist die Gefahr späterer kompakter Trauben groß. Kompakte Trauben sind sehr anfällig für Fäulnis. Deshalb sollte überlegt werden, ob gefährdete Sorten und Anlagen in der Vollblüte mit einem Biowachstumsregulator (Gibb 3, Berelex 40 SG oder Regalis Plus) behandelt und etwas zum Verrieseln angeregt werden. Der dabei nicht auszuschließende ertragsreduzierende Effekt wird im Herbst durch gesündere Trauben in den allermeisten Fällen mehr als kompensiert. Durch die eher geringen Probleme in den zurückliegenden trockeneren Jahren sollte man sich nicht täuschen lassen. Insbesondere dort, wo die Lese mit Vollernter geplant ist, sollte man sich mit dem Thema Gibb 3 (vornehmlich Burgundersorten, nicht in Riesling) oder Regalis Plus (vornehmlich zu Kompaktheit neigende Rieslingweinberge, unterschiedliche Sortenempfehlung beachten) auseinandersetzen. Bei schwachwüchsigen und gestressten Anlagen sollte die Aufwandmenge reduziert beziehungsweise keine Biowachstumsregulatoren eingesetzt werden.

Es machen sich noch die Unterschiede des verzettelten Austriebs bemerkbar. Für frühe Lagen kann der Einsatzzeitpunkt noch in dieser Woche notwendig werden. Für spätere Lagen kann es auch noch bis in die nächste Woche dauern bis der Zeitpunkt „Vollblüte“ erreicht ist. In teilweise frostgeschädigten Lagen und kompakten Sorten orientiert sich der Einsatz von Wachstumsregulatoren an den am weitesten entwickelten Gescheine. Hier ist das Risiko, dass sich kompakte Trauben entwickeln, am größten. Für eine optimale Benetzung der Traubenzone (Traubenzone-Behandlung genügt) muss hier jede Gasse gefahren werden. Vor allem bei den aktuell heißen Bedingungen wird empfohlen in den kühleren Abend/ bzw. Morgenstunden zu behandeln.

Chlorose

Der schnelle Wuchs führt aktuell teilweise zu chlorotischen Weinbergen. Oft sind gerade die Flächen betroffen, die im vergangenen Jahr auch hohe Erträge oder anderweitigen Stress, wie Trockenheit oder Frost hatten (Stresschlorose). Normaler Weise verliert sich die Gelbverfärbung automatisch wieder nach dem ersten Gipfeltermin. Begleitend kann mit einem eisenhaltigen Blattdünger nach der Blüte etwas nachgeholfen werden.

Umwandlung Pflanzrechte

Hinweis der Regierungspräsidien:
Coronabedingt können seit dem 09.06.2021 bei den Regierungspräsidien nochmals bis 31.12.2022 Anträge gestellt werden, um alte Pflanzrechte (Rodung vor dem 01.01.2016) in aktuelle Pflanzgenehmigungen umzuwandeln. Die alten Pflanzrechte haben dabei eine Gültigkeit von maximal 13 Jahren, die neuen Pflanzrechte nach Umwandlung eine Gültigkeit von maximal drei Jahren beziehungsweise nicht über die 13 Jahre nach Rodung hinaus. Beispielsweise kann die Umwandlung für eine Pflanzung im kommenden Jahr 2022 beantragt werden für Rodungen der Jahre 2009 bis 2015. Der Antrag kann nur von Betrieben gestellt werden, die die damalige Rodung auch zur Weinbaukartei gemeldet haben. Eine Verlegung der Reben von der gerodeten Fläche auf eine andere Fläche im eigenen Betrieb ist dabei möglich. Detailfragen richten Sie bitte an die Weinbauverwaltung in Ihrem zuständigen Regierungspräsidium.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Flugbeginn der Glasflügelzikade (Ackerwinden- Typ) als Überträger der Schwarzholzkrankheit steht bevor. Bei Schwarzholsymptomen in den letzten Jahren und Verdacht auf den Ackerwinden- Typ, sollte ab jetzt auf die Unkrautbekämpfung verzichtet werden.
  • Erzeuger von Tafeltrauben müssen an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen später möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
  • Die Mittelmenge für anstehende Behandlungen errechnet sich aus dem zweieinhalb- bis dreifachen Basisaufwand.
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