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Rebschutzhinweis Heilbronn

Auf beginnenden Oidiumbefall achten

Starke Niederschläge seit Beginn der ersten Perowelle sorgten für betriebliche Engpässe zwischen Laubarbeiten, Gipfeln und Pflanzenschutz. Sobald sich die Beeren im Stadium Erbsengröße befinden, nimmt aber die Empfindlichkeit gegenüber beiden Hauptkrankheiten, Peronospora und Oidium, ab. Bereits befallene Beeren werden eintrocknen und abfallen. Das Ausschneiden für Weine der "Basisqualität" ist nicht nötig.
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Erster Traubenbefall mit Oidium aus Hubschraubergebieten und auch aus Direktzuglagen wurden gemeldet. Deswegen sollten gefährdete Sorten und Lagen nun intensiv auf beginnenden Oidiumbefall beobachtet werden. 
Erster Traubenbefall mit Oidium aus Hubschraubergebieten und auch aus Direktzuglagen wurden gemeldet. Deswegen sollten gefährdete Sorten und Lagen nun intensiv auf beginnenden Oidiumbefall beobachtet werden.  Krampfl
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Allgemeine Situation

Seit Beginn der ersten Perowelle um Fronleichnam, fielen in den letzten 6 Wochen insgesamt zwischen 100 und 300 L/m² Niederschläge. Dies verursachte teilweise betrieblich Engpässe, zwischen Laubarbeiten, Gipfeln und Pflanzenschutz. Die Peronosporasituation bleibt uneinheitlich. Dort wo es bis jetzt „sauber“ ist, bestehen nun gute Chancen, dass dies auch so bleibt. Sobald sich die Beeren im Stadium Erbsengröße befinden, nimmt die Empfindlichkeit gegenüber beiden Hauptkrankheiten, Peronospora und Oidium, ab. Der vorhandene Traubenbefall ist aufgrund der Wetterlage in Verbindung mit der längeren Wasserhaltefähigkeit eines Gescheines im Vergleich zum Blatt, nicht ungewöhnlich. Befallene Beeren oder Traubenteile werden eintrocknen und im besten Fall abfallen. Ein separates Eingreifen in Form von Ausschneiden ist für Weine mit Zielrichtung „Basisqualität“ nicht notwendig.

Gefährdete Sorten und Lagen sollten nun intensiv auf beginnenden Oidiumbefall beobachtet werden. Erster Traubenbefall mit Oidium aus Hubschraubergebieten und auch aus Direktzuglagen wurden gemeldet. Bei den Peronospora- bedingt kurzen Spritzabständen sind neben falscher Mittelstrategie auch Applikationsschwierigkeiten eine mögliche Ursache. Bei extremen Zuwachsphasen blieben zeitgerechte Laubarbeiten teilweise auf der Strecke. Hier zeigt sich, dass nur geschützt werden kann was auch getroffen wird. Vor allem bei Vorjahresbefall machen sich kleine Lücken trotz enger Spritzfolge bemerkbar und zeigt wie eng „gut“ neben „schlecht“ liegen kann. Bei den Gewittern vom vergangenen Wochenende kam es lokal zu einzelnen Hagelschäden. Eine erhöhte Peronosporagefahr allein durch die entstandenen Verletzungen ist nicht zu erwarten und es sind auch keine „Sondermaßnahmen“ notwendig. In Verbindung mit Starkniederschlägen sollte der Spritzbelag dann vor weiteren Infektionsbedingungen erneuert werden. Die aktuellen Wettervorhersagen melden in den kommenden Tagen wieder teils heftige Schauer und Gewitter. Bei geplanten Behandlungen ist nach 6-7 Tagen die Wetterlage zu beobachten und vor möglichen Niederschlägen eine Behandlung durchzuführen. Werden keine Niederschläge gemeldet richtet sich der Spritzabstand nach Oidium und kann dann auch auf 10 -12 Tage verlängert werden.

Eventuelle Mitteleinschränkungen der jeweiligen Absatzorganisationen sind gesondert zu beachten. Ab Mitte Juli sollten keine Mittel mit 56 Tagen Wartezeit (z.B. Electis, Polyram WG, Netzschwefel) mehr eingesetzt werden. Bei kompakten Sorten besteht vor dem Traubenschluss letztmals die Möglichkeit, mit einem Spezialbotrytismittel ins Traubeninnere zu gelangen.

Der Fruchtansatz ist dieses Jahr in der Summe zufriedenstellend. Größere Verrieselungsprobleme scheint es nicht gegeben zu haben. Ertragsreduzierend wirkte sich der Spätfrost aber auch Gescheinsperonospora, in teilweise stärkerem Umfang, aus. Es gibt auch sichtbar überhangene Bestände, die eine Ertragsregulierung notwendig machen. Vor allem bei ertragsstarken Sorten wie z.B. Trollinger, Lemberger, Acolon oder Cabernet- Dorsa sollte aus Qualitätsgründen vorhandene Potential geprüft werden. Zur Berechnung des möglichen Ertrags ist das Traubengewicht bei der Lese der entscheidende Faktor. Das durchschnittliche Traubengewicht multipliziert mit der Anzahl Trauben je Rebstock ergibt den Ertrag je Stock. Bei ca. 40 Rebstöcken je Ar lässt sich dann leicht der vermutete Zielertrag errechnen. Zu den Traubengewichten gibt es sortenspezifisch Erhebungen der letzten Jahre. Diese Traubengewichte können zwar stark variieren, dennoch bieten die ermittelten Durchschnittswerte (siehe Tabelle) gute Anhaltspunkte. Für andere Sorten ggf. Vergleich zu den dargestellten Sorten suchen:

Generell gilt, mit Ertragsregulierung nicht zu spät zu beginnen. Bei sehr wüchsigen Anlagen eher etwas später ausdünnen. Bei schwächer wüchsigen Anlagen früher. Vor Weichwerden bzw. Reifebeginn besteht auch noch die Möglichkeit, Trauben zu halbieren. Dies führt zu reiferen und gesünderen Trauben.

Peronospora

Der Neuzuwachs, vor allem in Form der Geiztriebe, kann bei Niederschlagsereignissen zu Neuinfektionen an den Blättern führen. Pflanzenschutzmaßnahmen möglichst vor Schauern oder gewittrigen Niederschlägen durchführen. Hierbei genügt ein Kontaktfungizid (z.B. Folpan, Enervin F, Mildicut oder Videryo F). In der Regel werden im späteren Verlauf der Pflanzenschutzsaison keine kurativ- Präparate mehr empfohlen. Besteht jedoch bereits ein starker Befallsdruck in der Anlage gibt, bei Behandlungen 1-2 Tage nach kräftigen Niederschlägen, der Einsatz eines kurativen Pflanzenschutzmittels mehr Sicherheit. Hierbei sind die Vorgaben zur Resistenzvermeidung zu beachten. Präparate auf Basis der phosphorigen Säure werden ab dem Stadium Erbsengröße nun nicht mehr empfohlen.

Oidium

Aufgrund der engen Spritzfolge ist es möglich, dass es nun so langsam knapp mit dem Resistenzmanagement wird. Für die letzten zwei Behandlungen (Inkl. Abschlußbehandlung) kommen die Azole wie z.B. Topas, Systhane*/ Misha* (*Abverkaufsfrist 30.11.2021 und Aufbrauchfrist 30.11.2022) zum Einsatz. Sarumo hat nur eine Zulassung bis ES 75 „Erbsengröße“. Alternativ können auch die Bicarbonate, wie z.B. Vitisan (in Verbindung mit Wetcit) oder Kumar, verwendet werden.

Bei der nun anstehenden Behandlung kommen die Mittel Dynali/ Vegas* (*Aufbrauchfrist 30.06.2022) oder Talendo nochmal zum Einsatz. Zur Resistenzvermeidung keine Behandlungen mit dem gleichen Mittel direkt nacheinander durchführen.

In gesunden Beständen können bei den letzten noch ausstehenden (2-)3 Behandlungen auch die Mittel Vivando oder Kusabi eingesetzt werden.

Der Trollinger kann auch noch etwas länger anfällig bleiben und es wird daher empfohlen in gefährdeten Flächen, z.B. bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, die Spritzabstände weiterhin etwas enger zu halten. Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines organischen Mehltaumittels bis zur Abschlussbehandlung sinnvoll. Auch Kupfer hat hier einen nicht zu unterschätzenden Effekt auf den Spätbefall mit Oidium.

Bei sichtbarem Befall, also wenn nicht lange gesucht werden muss bis Oidiumbeerchen gefunden werden, sollten zeitnah Sonderspritzungen erfolgen. Vermeintlich geringer Oidiumbefall ist zum jetzigen frühen Zeitpunkt vermutlich die „Spitze des Eisbergs“. Bei Befall muss intensiv behandelt werden. Je früher reagiert wird, desto besser sind die Aussichten, eine begonnene Epidemie noch stoppen zu können. Stopp-Behandlungen sind Sondermaßnahmen. Deren Erfolg kann leider nie sicher vorhergesagt werden. Oidium-Rezepturen finden sich auf der Internetseite des Landwirtschaftsamtes (Rubrik: Fachinformationen ? Pflanzenschutz).

Bei sichtbarem Befall darf niemals eines der Mittel aus der „L“-Gruppe als „Feuerwehrmaßnahme“ eingesetzt werden. Dies fördert im extremen Maß die Resistenzbildung und schadet einer langfristig erfolgreichen Mehltaubekämpfungsstrategie. Die Oidium- Mittel (inkl. L-Gruppe) der neueren Generation, haben keine stoppende Wirkung! Im Bedarfsfall müssen andere Stoppmaßnahmen (s.o.) versucht werden.

Sauerwurm

Der Flug des Bekreuzten Traubenwicklers hat begonnen. Ein Flughöhepunkt ist aus heutiger Sicht noch nicht abzusehen. Örtliche Fangzahlen sind zu beobachten. Fallenfänge des Einbindigen Traubenwicklers sind bis jetzt noch nicht bekannt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass lokal Flugaktivität stattfindet.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Die Mittelmenge berechnet sich bei anstehenden Behandlungen aus dem 4-fachen Basisaufwand.
  • Am 15. Juli müssen im Rahmen beantragter Umstrukturierungsflächen die Pfropfrebenrechnungen und Schlauchrechnungen beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein. Ansonsten kommt es zur Ablehnung der Förderung.
  • Aufgrund des anhaltenden Fluges der Überträgerzikade der Schwarzholzkrankheit, Brennesselbüsche nicht mulchen oder abmähen, damit diese nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
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