Peronosporabefall war nicht gänzlich zu verhindern
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Allgemeine Situation
Bei den Frühsorten wie z.B. Acolon, Caberbet Dorsa oder Regent setzt die erste Färbung ein. Eine schwierige und anstrengende Pflanzenschutzsaison geht zu Ende. Die Befahrbarkeit der Flächen nach teils heftigen Niederschlagsereignissen und Phasen mit extremem Neuzuwachs, erschwerte eine optimale Pflanzenschutzstrategie. In vielen Flächen konnte trotz kurzer Spritzabstände und guter Mittelstrategie ein gewisser Befall an Blättern aber auch an Trauben nicht verhindert werden. Dort wo sich bereits Traubenbefall mit Peronospora etablieren konnte, machten es die Witterungsbedingungen möglich, dass sich die Infektionen über das Stielgerüst weiterverbreiten konnten. Vorhandener Befall an Trauben muss nun akzeptiert werden. Stoppmaßnahmen gegen Peronosporabefall an den Trauben haben keine Aussicht auf Erfolg. Auch Oidium- Meldungen kommen immer noch rein. Die Niederschläge scheinen den Befall lediglich etwas gehemmt zu haben, jedoch zeigt sich nun auch wieder aufblühender Befall. Flächen mit mehr oder weniger starkem Vorbefall mit Mehltau (v.a. Trollinger), sollten ab der Reife besonders im Auge behalten werden, sobald sie attraktiv für die Kirschessigfliege werden (~ab 60°Oe). Das Traubenteilen sollte spätestens zum Reifebeginn, also Weichwerden bzw. beginnende Färbung, abgeschlossen werden. Dort wo Ertragskorrekturen zur Sicherung der Qualität noch notwendig sind, sollten bevorzugt kompakte Trauben, Trauben an Kurztrieben (hier v.a. Trollinger an Schnabeltrieben) und bereits vorgeschädigte Trauben (durch z.B. mechanische Entlaubung, Hagel, Peronospora oder Oidium) entfernt werden. Wegen der üppig vorhandenen Bodenfeuchte sind Bearbeitungen des Bodens zu vermeiden, damit weiteres Rebenwachstum nicht unnötig angeheizt wird. Aufgrund der guten Wasserversorgung ist die Fäulnisgefahr durch abquetschen oder aufplatzen der Beeren erhöht. Bei geplantem Einsatz des Traubenvollernters ist eine tragfähige Begrünung notwendig um Verdichtungen zu vermeiden und eine gute Befahrbarkeit zu gewährleisten. Die Abschlussbehandlung sollte bis zum 14.08.2021 erfolgen, bei frühen Sorten eine Woche vorher. Mitglieder von Erzeugergemeinschaften müssen Mittel- und Terminvorgaben ihrer Absatzorganisation beachten.
Peronospora
Für die Abschlussbehandlung kommen zugelassene Kupferpräparate oder Kontaktfungizide (z.B. Mildicut) mit möglichst kurzer Wartezeit zum Einsatz. Bei anhaltenden unbeständigen Bedingungen wird sich mehr oder weniger starker Peronosporabefall im Gipfellaub nicht vermeiden lassen. Ist die Laubwand ansonsten überwiegend intakt, sollte dies bis zur Lese ausreichend Assimilationsfläche bieten.
Junganlagen ohne Trauben sind wegen der Gefahr von Blattperonospora bis Anfang September weiter zu behandeln. Wegen des weiter anhaltenden Wuchses können Kontaktmittel in Kombination mit Veriphos oder Foshield auf Basis phosphoriger Säure oder Delan Pro als Zuwachsschutz eingesetzt werden.
Oidium
Für die Abschlußbehandlung kommen die Azole wie z.B. Topas, Systhane/ Misha oder Sarumo (Zulassung bis ES 79 „Ende Traubenschluß“) zum Einsatz. Alternativ können auch die Bicarbonate, wie z.B. Vitisan (in Verbindung mit Wetcit) oder Kumar, verwendet werden. Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines organischen Mehltaumittels bis zur Abschlussbehandlung sinnvoll.
Bei vorhandenem Oidiumbefall kann versucht werden durch Traubenzonenwaschungen mit Bicarbonaten den Befall noch etwas zu stoppen. Allerdings nimmt die Aussicht auf Erfolg bei späten Maßnahmen zum Traubenschluß immer mehr ab.
Botrytis
Weinbauliche Maßnahmen, wie luftige Traubenzone und Verzicht auf Bodenbearbeitung bieten die beste Grundversicherung gegen Botrytis. Mulchen ist bis zum Herbst nötig, wenn die Begrünung zu hoch wird. Ansonsten verschlechtert sich bei zu hoher Begrünung das Kleinklima in der Anlage. Gut belichtete und belüftete Traubenzonen wirken auch vorbeugend gegen die Kirschessigfliege und auch der zurzeit häufig anzutreffenden Ohrenzwicker fühlt sich dort nicht so wohl.
Kirschessigfliege
Momentan besteht noch keine Gefahr für die Trauben, da sie erst mit beginnender Reife für die Kirschessigfliege attraktiv werden. Bisher waren für die Vermehrung gute Witterungsbedingungen gegeben. Die Witterung der nächsten Wochen bis zur Reife werden für einen möglichen Populationsaufbau einen Einfluss haben. Bleibt es bei den moderaten und feuchten Witterungsbedingungen, sind dies gute Voraussetzungen für hohe Vermehrungsraten. Vorbeugende Maßnahmen sind vor allem in gefährdeten Sorten (z.B. Acolon, Cabernet Carol/Cortis/Dorsa, Dornfelder, Dunkelfelder, Frühburgunder, Gewürztraminer, Portugieser, Regent, Roter Gutedel, Roter/Gelber Muskateller, Trollinger) nun wichtig.
Vorbeugende weinbauliche Maßnahmen:
- Angepasste Entblätterung der Traubenzone für gute Belichtung und Belüftung
- Ertragsregulierung vor Farbumschlag
- Kein Belassen von Trauben/Traubenteilen mit vorhandenem Zuckergehalt auf dem Boden in der Anlage
- Maßnahmen zur Lockerung der Traubenstruktur, Traubenverletzungen vermeiden
- Begrünung kurz halten
Zugelassene/ genehmigte Pflanzenschutzmittel gegen KEF:
Zur Bekämpfung stehen aktuell die Insektizide Spin Tor, Mospilan SG und Minecto One zu Verfügung. Als Insektizidfreie Bekämpfungsmöglichkeit ist das Mittel Surround zugelassen. Hierbei handelt es sich um ein Aluminiumsilikat (fein zermahlenes Gesteinsmehl) das nach der Anwendung einen intensiven weißen Belag auf der Traubenzone hinterlässt. Die soll zum einen eine repellente (abschreckende) Wirkung verursachen aber auch die Eiablage erschweren. Der Einsatzzeitpunkt in gefährdeten Sorten und Lagen ist früher als bei Insektiziden und sollte erfolgen sobald die Trauben attraktiv werden und Zuflug bzw. erster Befall festgestellt wird. Für einen guten Bekämpfungserfolg ist die Traubenzone gut zu entblättern und beidseitig zu behandeln, so dass die Belagsbildung auf möglichst allen Traubenteilen erfolgt. Die zulässige Aufwandmenge beträgt 24 kg/ha, empfohlene Wassermenge sollte bei etwa 300-400 L/ha liegen in Verbindung mit größeren Düsenkalibern und Filtereinsäten. Das Mittel Surround ist nicht Bienengefährlich und wird als Insektizidalternative bevorzugt empfohlen.
Aufgrund der starken optischen Außenwirkung dieser Anwendung, sind unbedingt die Vorgaben des Vermarkungsbetriebes zu beachten. Durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit sollte der umwelt- und bienenschonende Einsatz positiv dargestellt werden.
Bitte beachten sie bei der Mittelbevorratung, dass das Mittel Surround eine Notfallzulassung nur für den Zeitraum 1.Juli bis 28. Oktober 2021 erhalten hat.
Ob und wann eine mögliche Bekämpfung notwendig ist, wird in einem gesonderten Hinweis mitgeteilt werden.
Das Beerenmonitoring wird ab Mitte Augustwoche starten. Informationen zu Beerenbefall und aktuellen Fangzahlen verschiedener Standorte können im Internet unter: VitiMonitoring eingeholt werden.
Sonstiges und Mittelmenge
- Die Mittelmenge berechnet sich bei anstehenden Behandlungen aus dem 4-fachen Basisaufwand.
- Herbizide: Auch für Herbizide gibt es Wartezeiten, die einzuhalten sind. Eine Anwendung auf befestigten Flächen, sowie auf unbefestigten Graswegen oder an Weinbergsrändern ist verboten!
- Eine eventuelle Behandlung stiellähmeempfindlicher Sorten mit einem magnesiumhaltigen Blattdünger, wird empfohlen diese dann vorzugsweise separat in die Traubenzone durchzuführen. Auf eine gute Benetzung des Traubengerüstes ist zu achten. Vorgaben der Absatzorganisation sind hierbei zu beachten.
- Aufgrund des immer noch anhaltenden Fluges der Überträgerzikade der Schwarzholzkrankheit, Brennesselbüsche noch bis Ende August nicht mulchen oder abmähen, damit diese nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten.
Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden: https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau. Dies ist der letzte regelmäßige Rebschutzhinweis für die Saison 2021. Weitere Mitteilungen zur Kirschessigfliege erfolgen anlassbezogen.
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