Gefährdete Anlagen intensiv beobachten
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Allgemeine Situation
Gerade noch rechtzeitig hat das Wetter auf Spätsommer-Modus umgestellt. Mit Ausnahme vielleicht einzelner Störungen soll es bis zumindest Mitte September überwiegend sonnig und warm bleiben.
Das sind überwiegend gute Voraussetzungen für die Reifeentwicklung, zumal meistens der Bodenwasservorrat ausreichend gefüllt ist. Bedingt durch die vorausgehenden ungünstigeren Witterungsphasen sind als Wermutstropfen teilweise aufgeplatzte Beeren (z.B. Schwarzriesling) oder auch bei kompakten Sorten erste Fäulnisherde durch Platzmangel zu verzeichnen. In solchen Fällen oder auch in Hagelflächen mit nicht vollständig eingetrockneten Beeren wären kühlere Tagestemperaturen besser für den Erhalt der Traubengesundheit. Wespenfraß hält sich im Vergleich zu den Vorjahren überwiegend noch im Rahmen. Geöffnete Beerchen oder bereits existierend Fäulnisherde sind sowohl für die „normale“ Essigfliege als auch die KEF extrem attraktiv und gut geeignet, ihre Eier abzulegen. Solche Fäulnisherde können auch durch Behandlungen nicht ausreichend „sauber“ gehalten werden.
Zur Vorbeugung von Traubenfäulnis aller Art ist immer noch eine gut freigestellte Traubenzone und vernünftige Bewuchssteuerung entscheidend.
Kirschessigfliege
Witterungsbedingt sind aktuell keine starken Ausbreitungsbedingungen gegeben. Mit einer Änderung der Wetterlage, zunehmender Reife der Trauben und abnehmender Alternativnahrung in der Umgebung (z.B. Holunder und Brombeeren) steigt jedoch die Befallsgefahr für empfindliche Rebsorten. Überwachen Sie ihre gefährdeten Anlagen daher intensiver in den nächsten Tagen!
Die aktuelle Situation wurde am 06. September intensiv in der „Arbeitsgruppe KEF“ des Weinbauverbands Württemberg diskutiert. Eine generelle Behandlung der Frühsorten wie z.B. Acolon, Dornfelder, Portugieser oder Regent wird aktuell nicht empfohlen. Ebenso bei Sorten der mittleren Reifegruppe wie z.B. Cabernet Dorsa, Schwarzriesling oder Spätburgunder. Jedoch ist es sinnvoll, insbesondere in Randlagen, an bekannt gefährdeten Standorten die Situation genau zu beobachten und bei ersten festgestellten Symptomen eine Behandlung in Erwägung zu ziehen. Aber Vorsicht! Wer diese Woche noch eine Behandlung andenken sollte, muss beachten, dass sich der Lesestart dann schnell u.U. weit in die zweitletzte Septemberwoche verschiebt!
Bei Trollinger ist aktuell aufgrund des Reifegrades an gesunden Beeren überwiegend noch kein Befall möglich. Jedoch wird aus frühen Lagen in benachbarten Landkreisen bereits von ersten stärkeren Befällen in ertragsreduzierten Anlagen berichtet! Beobachten Sie daher Ihre Bestände sehr genau!
Informationen zur KEF-Situation können Sie auch über Vitimeteo-Monitoring abrufen: https://www.vitimeteo.de (→ Monitoring → bei Klasse „Probe/Bonitur“ die Gruppe „Schädling“ auswählen → Objekt „KEF Eiablage Probe“ auswählen).
Grundsätzlich ist zu beachten:
Nur bei aktuell beginnendem Befall (Eiablage, Safttropfen, eingedellte Beeren mit schäumendem Inhalt) ist eine Behandlung in gefährdeten roten Sorten anzuraten. Rein vorbeugende Einsätze von Insektiziden sind nicht zielführend.
Bei geplanten Behandlungen muss die Wartezeit zwingend eingehalten werden können.
Jeder Bewirtschafter von Rebflächen muss das Befallsrisiko und damit auch die evtl. Durchführung einer Behandlung auf seinen Flächen selbst festlegen. Es sind unbedingt die an dem jeweiligen Standort vorherrschenden Bedingungen, wie beispielsweise Reife- und Gesundheitszustand der Anlage oder angrenzende Saum- bzw. Heckenstrukturen zu berücksichtigen. Generell sind geplante Behandlungen im Vorfeld mit den Vermarktungsbetrieben abzustimmen! Achten Sie auf die Hinweise ihres Vermarktungsbetriebes!
Weitere Informationen zur KEF entnehmen Sie bitte dem Rebschutzhinweis Nr. 17 vom 26.08.2021 oder auch dem Merkblatt mit den Empfehlungen zur Kirschessigfliege im Weinbau <https://wbi.landwirtschaft bw.de/pb/site/pbs-bw mlr/get/documents_E939344895/MLR.LEL/PB5Documents/wbi/015%20Rebschutzhinweise/WBI_2021%20Re schutzhinweise/Empfehlungen%20KEF%20im%20Weinbau%202021-V1.pdf>
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel sind immer zu beachten.
Terminhinweis: Ab Ende Oktober finden wieder Kurse zum Erwerb der Sachkunde im Pflanzenschutz statt. Interessenten im Hohenlohekreis wenden sich bitte per Mail an bernhard.weiss@hohenlohekreis.de, im Main-Tauber-Kreis senden Sie eine Mail mit Ihren Kontaktdaten an roland.zipf@main-tauber-kreis.de.
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