Rebschutzhinweis Heilbronn: Keine Ölflecken in Sicht
Nach dem rasanten Wachstum der heißen Tage geht es derzeit etwas ruhiger voran. Bezüglich Oidium ist ein Spritzabstand von maximal zehn Tagen ratsam. Gleichzeitig ist die Pockenmilbe auf dem Vormarsch und eine raubmilbenschonende Spritzfolge ist hier zu beachten.
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Der zurückliegende Temperaturrückgang hat beim Rebenwachstum etwas den Turbo herausgenommen. Erste blühende Gescheine sind vielerorts zu finden. Die zunehmende Erwärmung zum Wochenende wird über die Pfingstfeiertage viele Rebflächen in die Blüte bringen. Bei geplantem Einsatz von Wachstumsregulatoren in kompakten Sorten, sollten diese Flächen für den optimalen Behandlungstermin im Auge behalten werden. Es häufen sich immer noch Meldungen über Zeigertriebfunde. Hierbei können auch nur Teile von Blättern oder Gescheinen befallen sein. Solche Hotspots bieten ein großes Verbreitungspotential und sollten aus der Anlage entfernt werden. Meldungen zu Ölflecken hingegen kamen keine an. Aktuell ist das Infektionsgeschehen noch ruhig. Sollten Ölflecken auftreten, melden sie diese bitte der Weinbauberatung.
Oidium gibt weiterhin den Spritzabstand vor. Dieser sollte aktuell nicht größer als zehn Tage betragen.
Pflanzenschutz
Peronospora
Der Infektionsdruck ist aktuell gering. Inwieweit die zum Wochenende gemeldeten Gewitter und Niederschläge für Infektionen sorgen, muss abgewartet werden. Aus dem Nichts sind keine massiven Infektionen zu erwarten. Deshalb gilt es, im Rahmen der Peronosporavorsorge vorzugsweise mit Kontaktfungiziden einen Belag, möglichst vor gewittrigen Niederschlägen, zu erneuern. Wenn bei Mittel- oder Langfrist-prognosen weitere Gewitter gemeldet werden, kann in der kritischen Blüte- und Nachblütezeit ein Mittel mit systemischer Komponente wie zum Beispiel Profiler (max. eine Anwendung/ Saison bis BBCH 73, nicht mit Luna Experience oder Luna Max mischen), Veriphos + Kontaktmittel, Delan Pro oder Zorvec Zelavin Bria zusätzlichen Schutz bringen. Bei stärkerem Perodruck kämen auch Mittel mit tiefenwirksamer Funktion zum Einsatz. Mit ungeschütztem Neuzuwachs ist bei Spritzabständen von zehn bis zwölf (bei Zusatz Zuwachsschutz) Tagen zu rechen.
Oidium
Immer noch orientiert sich der Spritzabstand eher an Oidium als an Peronospora. Bis mindestens Erbsengröße befinden sich die Beerchen in einer sehr empfindlichen Phase. Daher ist der Mehltaupilz weiter konsequent vorbeugend zu bekämpfen. In diesem Jahr wurden bereits viele Zeigertriebe gemeldet. Bei einer Behandlung zum Zeitpunkt Vollblüte/ abgehende Blüte wird eines der drei folgenden Mittel empfohlen: Luna Experience, Luna Max oder Sercadis. Der Spritzabstand in der Phase starken Beerenwachstums sollte zehn Tage nicht übersteigen. Um diese Behandlung herum kommen die Mittel Dynali, Talendo, oder Prosper Tec/ Spirox zum Einsatz. Zur Vorbeugung gegen Resistenzen müssen die Mittelgruppen von Spritzung zu Spritzung konsequent gewechselt werden. Über die eingeschränkte Verwendung der Mittel mit dem Resistenzbuchstaben „K“ (Vivando und Kusabi) und „L“ (Oidium: Collis, Luna experience, Luna Max, Sercadis, und gegen Botrytis: Cantus und Kenja) wurde bereits in den vorangegangenen Rebschutzhinweisen berichtet. Ggf. kann der Brühe Netzschwefel zugesetzt werden.
Hinweis: Prosper/ Spirox und Luna Max (enthält auch den Wirkstoff Spiroxamin) nicht hintereinander einsetzen. Wenn Prosper/ Spirox in letzter Vorblüte zum Einsatz kam, dann geht nur Luna Experience oder Sercadis in Blüte/ abgehender Blüte und nicht Luna Max.
Tipp: Wer vergangenes Jahr Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der Spritzung in die Blüte/ abgehende Blüte speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren. Für diese Spritzung wird empfohlen, eines der drei Produkte, Luna Experience oder Luna Max oder Sercadis, zu verwenden. Diese applikationstechnisch optimierte Behandlung zusammen mit einem der genannten Mittel sollte als wesentliche Grundlage zur Verhinderung von Traubeninfektionen gesehen werden.
Zur Abwechslung der Mittel hinsichtlich der Resistenzvorsorge sollte immer auf die empfohlene Oidiumstrategie geachtet werden (Klick: hier)
PIWI’s können, wo noch nicht geschehen, nun mitbehandelt werden.
Vorbeugender Schutz vor Botrytis, Trauben- und Essigfäule
Weinbauliche Verfahren stehen grundsätzlich im Vordergrund, um Befall durch Botrytis und Essigfäule im Herbst vorzubeugen. Dazu gehören lockere Traubenzone durch moderate „Entblätterung“ unmittelbar nach der Blüte, keine Stickstoffdüngung nach der Blüte und möglichst Verzicht von öffnender Bodenbearbeitung ab der Blüte.
Beim Eintreffen der gemeldeten guten Witterungsbedingungen zur Rebblüte, stehen die Weichen eher in Richtung kompakter, dichtbeeriger Trauben. In Anlagen, welche regelmäßig zu Fäulnis durch Abdrücken der Beeren neigen, macht der Einsatz von Bioregulatoren am meisten Sinn. Hier können zum Beispiel die Mittel Gibb3, Berelex oder Regalis zum Einsatz kommen. Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchs-empfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen. Der Einsatz erfolgt als separate Behandlung der Traubenzone. Für eine gute Benetzung der Gescheine ist es erforderlich jede Gasse zu befahren. Die Ausbringung in den späten Abend oder frühen Morgenstunden ermöglich ein langsames Antrocknen und somit eine Wirkungsverbesserung.
Mit dem Einsatz von Bioregulatoren kann es zu einer gewissen Ertragsreduktion kommen. Diese wird jedoch besonders in kritischen Fäulnisjahren durch die Erzeugung gesünderer Trauben kompensiert. Um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren, gibt es auch noch die Möglichkeit des „Ausblasens mittels Druckluftentblätterung“ (um das Stadium Schrotkorngröße) oder die Methode der Traubenhalbierung (bis spätestens zum Weichwerden/ Reifebeginn).
Chlorose
Aktuell ist in einigen Flächen Chlorose zu finden. Dies war durch den Temperaturrückgang im Anschluss an die enorme Wachstumsphase wenig verwunderlich. In den allermeisten Fällen werden sich die aufgehellten Triebspitzen wieder verwachsen. Bei stärkerer Chlorose kann dort, wo die Blüte noch nicht begonnen hat oder dann im Anschluss an die Rebblüte, bei Bedarf ein Blattdünger mit Eisenchelaten eingesetzt werden.
Pockenmilbe
Aktuell wird von teilweise stärkerem Befall mit der Pockenmilbe berichtet. In der Regel handelt es sich hierbei um ein „optisches“ Problem an den Blättern. Bei stärkerem Befall können allerdings auch die Gescheine verpockt werden. Die Schadschwelle bis es zu einem ertragsrelevanten Schaden kommt, ist allerdings sehr hoch. Um die Milben etwas zu hemmen, kann der Brühe Netzschwefel zugesetzt werden. Die Symptome werden sich erst wieder zum Sommer hin in der oberen Laubwand durch Besiedelung der zweiten Generation zeigen. Sollte sich das Potential die letzten Jahre hochgeschaukelt haben und ein nennenswerter Schaden vorliegt, kann im kommenden Frühjahr die Fläche für eine Austriebsbehandlung mit Schwefel und Öl, eingeplant werden. Grundsätzlich sollte auf eine raubmilbenschonende Spritzfolge geachtet werden.
Schwarzholzkrankheit
Die Schwarzholz-Krankheit wird von der Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) übertragen. Während des Fluges der Glasflügelzikade sollen daher die Wirtspflanzen Brennnessel und Ackerwinde nicht bekämpft werden! Auch in Württemberg wurde der Ackerwinden- Typ in verschiedenen Gebieten nachgewiesen. Einen Überblick zur Prognose der Flugbereitschaft gibt hier: VitiMeteo.
Sonstiges und Mittelmenge
- Je nach Entwicklungsstand der Rebflächen, sind bei anstehenden Behandlungen der 2,5 bis 3-fache Basisaufwand anzuwenden.
- Sonn- und Feiertagsgesetz: Nur unaufschiebbare Arbeiten sind zulässig. Vor allem an Sonn- und Feiertagen ist hier ein strenger Maßstab anzulegen. Ohne Not sollte das Image des Berufsstandes nicht mehr als unbedingt nötig strapaziert werden. Nur unabdingbar notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen sind ggf. möglich. Mulchen gehört nicht dazu!
- Erzeuger von Tafeltrauben müssen an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen später möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
- Gerätereinigung niemals in der Nähe von Hofeinläufen. Restbrühe oder Reinigungswasser mit Mittelrückständen darf keinesfalls in die Kanalisation!
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten. Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden. https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau .
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