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Württemberg

Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis: Regen erwünscht

Obwohl insgesamt ein knapp zweiwöchiger Entwicklungsvorsprung in den Rebanlagen zu sehen ist, wird doch sehnsuchtsvoll auf Regenschauer gewartet. Gerade Junganlagen sind von der anhaltenden Trockenheit gefährdet. 

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Gute Nachrichten an der Peronospora-Front: Die Laubwände und Trauben sind weiterhin befallsfrei.
Gute Nachrichten an der Peronospora-Front: Die Laubwände und Trauben sind weiterhin befallsfrei.Pixabay
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Die Mehrzahl der Rebanlagen im Beratungsgebiet hat das Stadium der abgehenden Blüte mittlerweile erreicht oder überschritten. Auffällig ist in diesem Jahr die stark uneinheitliche Blühentwicklung innerhalb der Anlagen und selbst bei einzelnen Rebstöcken. Insgesamt haben wir einen Entwicklungsvorsprung von etwa zehn bis 14 Tagen im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Wenn man die Blüte als Halbzeit der Rebenvegetation betrachtet, kann das Jahr 2022 bislang für den Weinbau überwiegend als positiv gewertet werden: Witterungsbedingte Schäden durch Frost, Hagel, Starkregen oder ungünstige Blütewitterung sind ausgeblieben. Einzig ist aktuell das Längenwachstum der Triebe durch die Entwicklung der Trauben und das reduzierte Wasserangebot etwas gehemmt. Bei den Heftarbeiten bringt dies jedoch im Vergleich zu den Vorjahren eine deutliche Entspannung mit sich.

Die anhaltende Trockenheit in den Weinbergen könnte allerdings in der zweiten Hälfte zunehmend Sorgenfalten verursachen. In Verbindung mit den angesagten hochsommerlichen Temperaturen bis 35 °C wird das kommende Wochenende eine erste Belastungsprobe hauptsächlich für Junganlagen und Rebanlagen auf flachgründigen Standorten darstellen. In kritischen Flächen sollte - wenn möglich - über eine zeitnahe Bewässerung nachgedacht werden. In etablierten Ertragsanlagen ist die Versorgung aktuell meist noch gesichert, hier sorgt die Wärme und das noch ausreichende Wasserangebot für ein schnelles Wachstum der Beeren.

Weinbauliche Arbeiten

Zwischen abgehender Blüte und Erbsengröße bewegen wir uns in einem optimalen Zeitraum zur frühen maschinellen Entblätterung. Einschränkend muss in diesem Jahr das mitunter verlangsamte Trieblängenwachstum bei der Terminierung berücksichtigt werden. Dennoch sollte in wüchsigen Beständen mit der Entblätterung begonnen werden, trotz der gemeldeten heißen Temperaturen besteht im derzeitigen Entwicklungsstadium noch keine Sonnenbrandgefahr. Bei späteren Maßnahmen in Richtung Erbsengröße steigt die Gefahr deutlich an. Eine frühe Entblätterung verbessert die Anlagerung der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel und führt nebenbei zu einer leichten Verrieselung der Trauben. In dichtlaubigen Weinbergen, die unzureichend ausgebrochen wurden, kann ebenfalls mithilfe des Entlaubers für eine bessere Durchlüftung der Traubenzone gesorgt werden. Gute Belichtung fördert die Holzreife und Augenfruchtbarkeit im Folgejahr. Wird von Hand ausgelichtet, können Geiztriebe in der Traubenzone mit entfernt werden.

Dagegen sollte mit dem ersten Gipfeltermin möglichst lange abgewartet werden, denn ein verfrühter erster Laubschnitt fördert unnötig die Kompaktheit der Trauben.

Pflanzenschutz

Im Nachblütebereich befinden sich die Reben nach wie vor in der Phase der höchsten Anfälligkeit. Nun gilt es in erster Linie die jungen Fruchtansätze zu schützen. Aufgrund der hohen Infektionsgefahr insbesondere durch Oidium sollten die Spritzabstände nicht über zehn bis maximal 12 Tage gezogen werden. Auch pilzwiderstandsfähige Sorten (PiWi´s) sollten bis zum Traubenschluss mitbehandelt werden.

Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird in weit entwickelten Anlagen die 3 bis 3,5-fache Basisaufwandmenge empfohlen. (In den spätesten Lagen reicht bei der Behandlung in die abgehende Blüte aktuell auch noch die 2,5-fache Basisaufwandmenge aus.)

Oidium (Echter Mehltau)

Unter den derzeitigen Witterungsbedingungen bleibt der Oidiumdruck anhaltend hoch. Das punktuelle Auftreten von Mehltau an Blattunterseiten, Beerenstielen und mitunter sogar auf der Blattoberseite bestätigt den immens hohen Infektionsdruck. Beobachten Sie ihre Rebanlagen in den kommenden Wochen sehr genau. Insbesondere sollten alle Anlagen mit Vorjahresbefall beziehungsweise mit Befall im direkten Umfeld im Auge behalten werden.
Je früher Oidiumbefall festgestellt wird, umso größer sind die Aussichten diesen durch den Einsatz von Bicarbonaten zum Stoppen zu bringen. Achtung: Bicarbonate können bei hohen Temperaturen Verbrennungen hervorrufen, insbesondere bei mehrmaligem Einsatz ohne zwischenzeitliche Niederschläge. Im Zweifel oder bei Wiederholungsbehandlungen kann zur Schonung der Laubwand auch nur eine Traubenzonenbehandlung erfolgen.

Für eine Behandlung zum Stadium abgehende Blüte (BBCH 68) wurde bevorzugt der Einsatz eines SDHI-Fungizides („L-Gruppe“) wie Sercadis, Luna Max oder Luna Experience empfohlen. In späten Lagen oder sofern noch nicht geschehen kann der Einsatz der genannten Produke auch bei der aktuell anstehenden Behandlung erfolgen.

Wer die „L-Gruppe“ bereits bei der letzten Behandlung verwendet hat, muss jetzt zwingend einen Wechsel auf Dynali („R/G“), Talendo („J“) oder wo in dieser Saison noch nicht eingesetzt Prosper Tec (bis ES 75) / Spirox (bis ES 71) vornehmen. Prosper Tec und Spirox nicht bei vorherigem Einsatz von Luna Max verwenden.

Hinweis: Wer in der Vergangenheit Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der anstehenden Spritzung in diesen Weinberg nochmals jede Gasse befahren.
Achten Sie in den Hanglagen auch auf eine gute Benetzung der obersten Stöcke. Hier ist oftmals der Ausgangsbefall mit Oidium zu finden, im Anschluss findet dann eine Ausbreitung hangabwärts statt.

Peronospora

Die Laubwände und Trauben sind weiterhin befallsfrei. Auch aus den Gemarkungen mit zurückliegend kräftigen Starkregenereignissen kamen keine Befallsmeldungen, nur ganz vereinzelt ist mal ein Ölfleck zu finden.
Die aktuell trocken heiße Witterung gefällt dem Peronosporapilz nicht. In befallsfreien Lagen kann daher für die anstehende Behandlung ein Kontaktfungizid (zum Beispiel Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC, Delan WG) eingeplant werden. Wenn überhaupt macht der Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes (zum Beispiel Veriphos, Foshield, Vinteger) in Anlagen Sinn, die nicht unmittelbar nach dem Behandlungstermin gegipfelt werden.

Der Einsatz tiefenwirksamer und vor allem kurativer Produkte ist bei weiterhin beständiger Witterung grundsätzlich nicht erforderlich.
Allerdings bieten insbesondere Produkte wie Enervin F, Orvego oder Ampexio einen verbesserten Schutz an den wachsenden Beeren.

Eisen- und Magnesium-Blattdüngung

Viele der gelb schimmernden Weinberge ergrünen so langsam wieder. Neben der aktuellen Wärme und Sonneneinstrahlung kann auch ein Laubschnitt für entsprechende Linderung sorgen. Eisenhaltige Blattdünger können darüber hinaus zur Unterstützung nach Abschluss der Rebblüte nochmals eingesetzt werden.

Insbesondere in den Rebsorten Lemberger und Regent sind erste Symptome von Magnesiummangel erkennbar. Hier kann durch den Einsatz von Bittersalz oder sonstigen magnesiumhaltigen Blattdüngern Abhilfe geschaffen werden.

Traubenwickler

Teilweise ist in den Rebanlagen ein stärkeres Auftreten von Heuwurmgespinsten zu beobachten, mitunter auch in den Verwirrgebieten. Dies kann zum einen mit den oftmals windigen Bedingungen in diesem Jahr zusammenhängen, andererseits spielen möglicherweise auch die kurzen Trieblängen eine Rolle, sodass die Pheromonwolke nicht in den Anlagen gehalten werden konnte. Die verstärkte Überwachung der Sauerwurmgeneration ist daher anzuraten. Wechseln sie die Lockstoffköder in den Fallen und kontrollieren sie ab jetzt wieder regelmäßig.

Sonstige Hinweise

Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/03_Schutzausruestung/psm_Schutzausruestung_node.html und Bienenschutz- sind zu beachten.
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegrändern und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

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