Meißner Weingut benennt sich um und ändert Firmenstrategie
Die vor fünf Jahren gegründete Weinbaugesellschaft Meißen heißt nun Weinhandwerk Meißen und setzt verstärkt auf eigene Weine unter der Marke Weinwerkstatt. Ursprünglich standen Traubenproduktion und Fassweine im Mittelpunkt.
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Die frühere Weinbaugesellschaft Meißen orientiert sich grundlegend um. Das Unternehmen war 2018 mit eigenen sowie vom Staatsweingut Schloss Wackerbarth gekauften und vom Prädikatsweingut Schloss Proschwitz gepachteten Rebflächen gegründet worden. Hauptgrund war die vorrangige Fasswein- und Keltertraubenherstellung. Den direkten Kontakt zu Endverbrauchern hatte das Unternehmen seinerzeit nicht im Fokus.
Neuer Geschäftsführer setzt auf geänderte Firmenstrategie
Inzwischen hat sich die Firmenstrategie grundlegend geändert, wie Geschäftsführer Karsten Lietz erklärt. Er führt das Unternehmen seit 1. September dieses Jahres und stammt aus Baden-Württemberg. Um die neue Strategie zu manifestieren, hat die Weinbaugesellschaft auch ihren Namen in Weinhandwerk Meißen geändert. Man entgehe so auch einer Verwechslungsgefahr mit der Winzergenossenschaft Meißen und Weinbaugemeinschaften, hieß es.
Das Sortiment aus acht Weißweinen, einem Schieler, einem Rosé und zwei Cuvées wird unter den Marken „Weinwerkstatt Meißen“ und „Mit Liebe aus Meißen“ verkauft – überwiegend im Lebensmitteleinzelhandel. Es gibt aber auch einen kleinen, noch recht unbekannten eigenen Hofladen in der Großenhainer Straße 163 in Meißen. Zudem ist ein erster Sekt des Unternehmens auf den Markt gekommen – eine extra trockene Cuvée aus Elbling und Müller-Thurgau verschiedener Jahrgänge. Den Sektgrundwein für die Flaschengärung haben die Meißner selbst hergestellt. In Franken wurde er anschließend von einem Lohnversekter abgefüllt, abgerüttelt, degorgiert und ausgestattet.
Im zweiten Jahr nach der Gründung hatte das Unternehmen das Endkundengeschäft erstmals mit den eigenen Weinen ausprobiert. Die sächsischen Weine liegen aktuell bei einem Einstiegspreise von 7,99 Euro. Aus Discountern hat sich das Weinhandwerk Meißen zurückgezogen. Der gelernte Betriebswirt und Sommelier Karsten Lietz, arbeitet gemeinsam mit seinem Kellermeister Johann Michalika-Althus und seinem Außenbetriebsleiter Ronny Koch an einer zweiten Weinlinie. Diese soll sich an die Gastronomie im mittleren Segment und den Weinfachhandel richten. Erste Kreationen will das Weinhandwerk Meißen im Jahr 2023 vorstellen.
Konzentration auf Weißweinherstellung
Das Weinhandwerk Meißen verarbeitet nach eigenen Angaben ausschließlich eigene Trauben von knapp 50 Hektar Rebfläche, die sich von Dresden-Dölzschen bis Seußlitz erstrecken. Rund die Hälfte des Ertrags wird in den eigenen Weinlinien verarbeitet. Zehn bis 15 Prozent der geernteten Keltertrauben wird an Weingüter in Sachsen verkauft. Der Rest wird zu Fasswein verarbeitet, der ebenfalls von Weingütern gekauft und üblicherweise in deren Basislinien verwendet wird.
Konzentriert hat sich das Unternehmen auf Weißweine, die nahezu ausschließlich in Edelstahltanks ausgebaut werden. Lediglich im Schieler kommt Dornfelder zum Einsatz, Spätburgunder wird zu einem Rosé. Feinherber Schieler – also ein Rotling aus gemeinsam abgepresstem Dornfelder und Müller-Thurgau - wurde vom Jahrgang 2021 erstmals angeboten. Von der hohen Nachfrage zeigen sich der Geschäftsführer und der Kellermeister noch immer überrascht. Ein junges Publikum, gerne Weineinsteiger, sollen damit erreicht werden.
Vom aktuellen Jahrgang 2022 sollen insgesamt etwa 150.000 bis 160.000 Flaschen unter dem eigenen Label abgefüllt und vermarktet werden. Geschäftsführer Lietz sieht perspektivisch ein Potenzial von bis zu einer Viertelmillion Flaschen der eigenen Weine. Neben Sachsen sollen diese auch Richtung Berlin sowie zunächst in den übrigen ostdeutschen Bundesländern bekannter gemacht werden. Selbst Hamburg ist für Lietz, der beim großen deutschen Weinhandelsunternehmen Mack & Schühle in Baden-Württemberg ein duales Studium absolviert und Berufserfahrung gesammelt hat, ein interessanter Absatzmarkt. Durch den Hafen dominierten dort bislang Weine aus Übersee, sagt er.
Das Weinhandwerk Meißen beschäftigt ganzjährig sieben Festangestellte und hat auch schon einen Lehrling zum Winzer ausgebildet. Die Rebfläche, mit der der Betrieb immerhin vom Start weg der viertgrößte Weinbaubetrieb in Sachsen war und noch immer ist, soll nicht vergrößert werden. Allerdings kann sich Lietz durch Flächentausch eine Konzentration der Rebflächen vorstellen, was den Mitarbeitern weite Wege im Traktor ersparen würde. Ausgebaut werden die Weine in der ehemaligen Kellerei des Weinguts Schloss Proschwitz in Zadel, die Weinhandwerk Meißen von Georg Prinz zur Lippe gekauft hat. Proschwitz bündelte seine Kellerei vor einiger Zeit in einer modernen Halle in Ockrilla.
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