Individualität statt Uniformität
Kann man ein Vorwort eigentlich widmen? Ich tu's einfach mal. Diese Zeilen gelten somit dem Grauburgunder. Eine Sorte, die mir früher wenig attraktiv erschien. Klar, sie wurde ja auch zum süß-schmalzigen Ruländer mit Brauntönen vinifiziert.
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Dann wurde "Bella Italia" hip. Krosse Pizza & hellfarbener Pinot grigio bildeten ein Traumpaar, das nach Urlaub schmeckte. Kein Wunder, dass der Grauburgunder hierzulande eine Renaissance erlebte. Man versuchte sich im Sinne der Verbraucherorientierung an einer Produktdifferenzierung: hier der trocken-frischrassige Grauburgunder, dort der opulent-lieblich- cremige Ruländer (gerne auch mit Botrytis-Ton). Die Leitidee wurde teilweise umgesetzt, scheitert(e) aber in der letzten Konsequenz an den vielen einzelbetrieblichen Philosophien. Individualität statt Uniformität. Und so zeigt sich heute ein recht heterogenes Bild. Der Pinot gris kommt so vielfältig daher wie vielleicht keine zweite Rebsorte - viele Namen, Ausbaustile und Varianten für ein- und dieselbe Traube. Selbst die Farbe chamäleonisiert: manchmal hell wie Weißwein, manchmal bernsteinfarben, manchmal mit rötlichen Reflexen. Letzteres ist - wenn gewünscht - natürlich und keineswegs untypisch für diese Rebsorte, die in Württemberg auf rund 180 Hektar steht. Tendenz steigend. Insofern sollte ein Rosa-Ton keinen Grund zur Beanstandung bei der Qualitätsweinprüfung liefern. Aktuell gibt es hierzu hin und wieder Diskussionen. Völlig unnötig! Als Mutation des Spätburgunders braucht sich ein Pinot gris keineswegs zu schämen, wenn er im rosa Kleid daher kommt. Individualität statt Uniformität!
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