Rebschutzhinweis Nr. 14 - Weinbauberatung Bad Mergentheim
In den frühesten Lagen ist bei kompakten Sorten und Klonen das Stadium Traubenschluss bereits erreicht, ansonsten liegt die Beerenentwicklung zwischen Schrotkorn- und Erbsengröße. Besonders in Frostlagen sind auch noch deutlich später entwickelte Trauben zu finden. Ertragseinschätzungen gestalten sich dieses Jahr sehr schwierig, da immer noch nicht alle Schäden (Peronospora und/oder Verrieselungen) sichtbar sind.
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Mit der Witterung geht es nach wie vor wechselhaft weiter. Damit bleibt der Infektionsdruck im Hinblick auf Peronospora weiterhin hoch. Nach dem hochsommerlichen Wochenende ist zwar die befürchtete Gewitterfront weitestgehend ausgeblieben, allerdings können die lokalen Schauer in dieser Woche für weitere Infektionen und auch massive Sporulation an Blättern und Gescheinen sorgen.
Die Spritzabstände orientieren sich nach wie vor an den prognostizierten Regenfällen oder Gewittern. Sofern nach 6-7 Tagen durch starken Neuzuwachs ungeschütztes Gewebe vorhanden ist, sollte möglichst kurz vor Infektionsereignissen, also Niederschlägen eine Behandlung erfolgen. In trockenen Phasen kann der Behandlungstermin auch auf 10-12 Tage Spritzabstand hinausgezogen werden. Die Beobachtung in den Anlagen und die regelmäßige Beachtung der Wettervorhersage helfen die richtigen Termine
zu wählen.
Peronospora
Der anhaltend starke Neuzuwachs an Blättern, Geizen und Trauben benötigt bei dem nach wie vor hohen Infektionsdruck zwingend einen lückenlosen Schutz vor möglichen Infektionen. Aus den letzten Infektionen treten noch immer neue Befallsstellen an Trauben und ungeschütztem Neuzuwachs in Erscheinung, vor allem an den Trauben wird das tatsächliche Schadausmaß sichtbar. Zwar nimmt die Gefahr einer direkten Beereninfektion jetzt ab (Beeren verlieren weitgehend ihre Spaltöffnungen), es bleiben allerdings die Beerenstielchen und Traubengerüste weiterhin anfällig.
Zum Einsatz kommt bevorzugt ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG, Delan WG, Dithane NeoTec oder Polyram WG. Durch den Zusatz von phosphoriger Säure (Veriphos) zu Kontaktfungiziden kann der Zuwachs weiterhin geschützt werden. Besseren Schutz für mehr Geld bieten auch Mildicut oder Enervin, bei diesen Präparaten muss allerdings auf die Anwendungshäufigkeit und den Wirkstoffgruppenwechsel geachtet werden.
Oidium
Oidiumbefall wurde seither nur sehr vereinzelt an Einzelbeerchen festgestellt. Alle bekannten und gefährdeten Oidium-Standorte sollten ab jetzt intensiv beobachtet werden. Noch befindet sich die Rebe in einer empfindlichen Phase. Für weitere Behandlungen in der empfindlichen Phase können beispielsweise Vivando, Dynali oder Collis eingesetzt werden. Bei den meist engen Spritzabständen ist auch Vento Power oder Vegas möglich. Erst bei den letzten beiden organischen Behandlungen sollte auf reine Azolpräparate wie Systhane oder Topas umgestellt werden.
Botrytis
Wegen der feuchten Witterung der vergangenen Wochen sind latente Infektionen wahrscheinlich. Der Termin kurz vor Traubenschluss erlaubt letztmalig den Schutz des Stielgerüstes und des Traubeninneren. Sofern noch nicht geschehen kann in Anlagen, in denen das Stadium Traubenschluss kurz bevor steht, die Behandlung in den nächsten Tagen erfolgen. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung (separate Überfahrt oder Zweistofftechnik) kann die Aufwandmenge je nach Höhe der Traubenzone um bis zu 50% reduziert werden. Die Befahrung jeder Gasse erhöht den Erfolg beträchtlich.
Eine optimale Niederhaltung der Botrytis ohne die indirekten, weinbaulichen Maßnahmen ist nicht möglich, diese müssen daher konsequent weitergeführt werden. Ein wichtiger Baustein in diesem Zusammenhang ist die moderate Entblätterung der Traubenzone. Beachten Sie allerdings die Gefahr von Sonnenbrand ab dem Stadium Erbsengröße (besonders bei Riesling).
Magnesiummangel / Stiellähme
Bei Rebsorten, die leicht zu Magnesium-Mangelsymptomen neigen oder in Anlagen, die aktuell bereits Blattsymptome zeigen, bietet sich bei anstehenden Behandlungen der Zusatz von magnesiumhaltigen Blattdüngern wie z.B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium an. Achtung: Beim Einsatz von Bittersalz in Kombination mit Veriphos kann es zu leichten Nekrosen vom allem an jungen Blättern kommen!
Traubenwickler
Der einbindige Traubenwickler fliegt bereits wieder. Ob außerhalb von Verwirrgebieten eine Bekämpfung notwendig ist und wann der Bekämpfungstermin ansteht, kann derzeit noch nicht ausreichend beurteilt werden. Frühestens wird eine Bekämpfung mit dem kommenden Wochenende sinnvoll sein. Deshalb ggf. örtliche Fangergebnisse oder die Übersicht im Monitoringbereich der Vitimeteo-Homepage nutzen. Generell gilt: ca. 8-10 Tage nach ermittelten Flughöhepunkt sollte eine Insektizidbehandlung erfolgen. Als Mittel kommen gegen Traubenwickler Bacillus Thuringiensis-Präparate oder auch die Mittel Coragen, Steward oder Mimic in Frage.
Kirschessigfliege
In bezüglich der Reifezeit dem Weinbau vorgelagerten Kulturen (Kirschen, Himbeeren) wird aus manchen Regionen von einer hohen KEF Population berichtet. Das heißt für den Weinbau, dass alle vorbeugenden Maßnahmen sehr ernst genommen werden müssen. Als wichtigste vorbeugende Maßnahme zählt dabei die Entblätterung der Traubenzone. KEF mögen Schatten und feucht. Deshalb sind Weintrauben, die von der Sonne beschienen werden, generell weniger beliebt.
Auch auf die Gefahr hin von Sonnenbrand sollte an Entblätterung nicht gespart werden. Vor Farbumschlag der Rotweintrauben besteht in den Rebflächen keinerlei Gefahr von KEF Befall. Zu den besonders gefährdeten roten Rebsorten gehören zum Beispiel Acolon, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Portugieser, Regent und Trollinger. Aber auch rötliche Weißweinsorten, wie Gewürztraminer oder Gelber und Roter Muskateller sind gefährdet. Auch Burgundersorten und Schwarzriesling sollten, obwohl etwas weniger
gefährdet, entblättert werden.
Ob und ggf. wann Behandlungen gegen KEF notwendig werden, steht noch nicht fest und wird rechtzeitig veröffentlicht. Vorbeugend kann hier nicht agiert werden.
Umstrukturierung (UuU):
Pfropfrebenrechnungen und Schlauchrechnungen müssen bis spätestens 15.07. beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingereicht werden um die Förderung der Rebumstrukturierung zu erhalten. Bei verspätetem Eingang wird die Förderung abgelehnt.
Berechnung der Mittelmenge
Bei der anstehenden Behandlung ist in den meisten Anlagen der 4-fache Basisaufwand erforderlich. Nur in stark hagelgeschädigten Anlagen ohne Traubenansatz kann die Aufwandmenge noch reduziert werden.
Sonstige Hinweise
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten. Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig! Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen! Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 20. Juli.
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