Kein Hinterherkommen bei dem Vegetationsvorsprung
Das Stadium Erbsengröße ist vielfach erreicht, frühe Lagen und Sortenbewegen sich im Bereich Traubenschluss. Nach wie vor liegt der Vorsprung in der Rebentwicklung somit bei etwa drei Wochen im Vergleich zum langjährigen Mittel. Bis Donnerstag herrscht noch sommerliches Wetter bei Temperaturen um 30°C, ab Freitag kündigt sich ein Temperatursturz mit kühlen Tagestemperaturen teilweise unter 20°C und Nachttemperaturen im einstelligen Bereich an. Die kühlere Witterungsphase wird möglicherweise für ein kurzes Stocken der Rebentwicklung sorgen.
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Der Gesundheitszustand in den Rebanlagen ist nach wie vor meist hervorragend. Die Ausbreitungsbedingungen für Peronospora sind durch die aktuell trockene Witterung nur bedingt gegeben, Oidiumbefall wurde bisher noch nicht gemeldet.
Weinbauliche Arbeiten:
Noch nicht überall sind die Heftarbeiten zum Abschluss gekommen. Durch die rasche Triebentwicklung und frühe Phänologie konnten die Arbeiten oft nicht termingerecht durchgeführt werden. Der Vegetationsvorsprung bedeutet ebenso, dass effektiv diese Zeit in der Arbeitserledigung fehlt. Somit besteht in den nächsten Wochen vielfach noch Handlungsbedarf hinsichtlich dem Ziel einer lockeren, luftigen Laubwand und Traubenzone. Die Entblätterungsmaßnahmen sollten schnellstmöglich durchgeführt werden. Die Sonnenbrandgefahr ist aktuell noch moderat, sie steigt die nächsten Wochen aber deutlich an. Bei empfindlichen weißen Sorten sollte deshalb die Sonnenseite jetzt nicht mehr entblättert oder gar freigestellt werden.
Der überwiegend hohe Fruchtansatz mit fast durchgehend drei und mehr Trauben je Trieb und die guten Blütebedingungen werden zu übermäßigen Erträgen führen, wenn nicht regulierend eingegriffen wird. Zwar werden die kommenden Tage vielfach noch mit anderen Arbeiten gefüllt sein, aber denken Sie schon jetzt an die Ertragsregulierung.
Bekanntermaßen ist bei einem späteren Eingriff die Kompensation der verbleibenden Trauben geringer, grundsätzlich kann aber derzeit bei entsprechend hohem Fruchtansatz schon mit dem Entfernen der 3. (und 4.) Traube begonnen werden. Ebenso kann die Maßnahme „Traubenteilen“ zwischen Traubenschluss und dem Beginn des Weichwerdens erfolgen.
Meist ist die Wasserversorgung mit den Niederschlägen aus der vergangenen Woche gut, allerdings sind vor allem im Kochertal auch erste Anzeichen vonTrockenstress zu erkennen. Durch die lokal sehr unterschiedlichen Niederschlagsmengen in den letzten Wochen ist eine allgemeine Aussage schwierig.
Flächendeckende Niederschläge in nennenswertem Umfang sind in nächster Zeit nicht zu erwarten. Dennoch sollte auch in trockenen Gebieten mit Bewässerungsgaben in wüchsigen Ertragsanlagen noch bis zum Abschlussder Zellteilungsphase abgewartet werden.
Um die Beerenentwicklung nicht weiter zu fördern sollten keine (tiefen)Bodenbearbeitungsmaßnahmen mehr durchgeführt werden.
Chlorotische Anlagen können mit eisenhaltigen Blattdüngern wie z.B.Fetrilon, Folicin oder Lebosol - Eisencitrat behandelt werden. Gegen starkchlorotische Einzelstöcke hilft nur eine Bodenanwendung. Leichte Chlorosen verschwinden von selbst. In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium500) eingesetzt werden. Hierbei unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
Pflanzenschutzbehandlungen:
Durch die zurückgehenden Temperaturen in Verbindung mit der trockenenWitterungsphase geht der Infektionsdruck allgemein leicht zurück. Dennoch befinden sich die jungen Beeren noch in der Phase der höchsten Anfälligkeit. Im Regelfall kann in befallsfreien Anlagen bei beständigerWitterung der Spritzabstand auf etwa zwölf Tage ausgedehnt werden.
In hagelgeschädigten Flächen sind keine Sonderbehandlungen notwendig, da die angeschlagenen Stellen bereits eingetrocknet sind. Bei kommenden Behandlungen können Präparate mit Botrytisnebenwirkung (z.B.folpethaltige Präparate) eingesetzt werden.
Generell wird ab sofort der vierfache Basisaufwand empfohlen.
Peronospora:
Bei konsequenter Abdeckung der Anlagen in den vergangenen Wochen ist kein oder nur schwacher Befall der Anlagen mit Ölflecken zu beobachten. Durch die letzten Niederschlagsereignisse könnten nochmals Infektionsstellen sichtbar werden. Die Ausbreitungsbedingungen für den Peronosporapilz sind aufgrund der Wettervorhersage allerdings eher nicht gegeben. Für Neuinfektionen sind jetzt hauptsächlich die zuwachsenden Geiztriebblätter empfindlich.
In befallsfreien Anlagen kann bei entsprechend trocken gemeldetenWitterungsbedingungen ein raubmilben-schonendes Kontaktfungizid zum Einsatz kommen. Aufgrund des niedrigen Infektionsdruckes wird kein weiterer Zusatz eines phosphonathaltigen Produktes empfohlen. Lediglich bei längeren Spritzabständen und Behandlungen nach Gewitterniederschlägen wird ein tiefenwirksames Produkt empfohlen.
Oidium:
Bei anstehenden Laubarbeiten sollte eine intensive Kontrolle auf Befall mit Oidium an Blättern und Trauben durchgeführt werden. Kurzfristig können bei beginnendem Befall noch Notfallmaßnahmen durchgeführt werden. Hat sich der Oidiumpilz aber bereits in der Anlage etabliert ist eine Tilgung von Oidiumbefall kaum mehr möglich. Nach wie vor ist der Befallsdruck hoch und die Anfälligkeit der jungen Beeren bleibt noch bis zum Stadium Traubenschluss gegeben.
Unter Beachtung des Resistenzmanagementes sollte daher nach wie vor ein Präparat aus den potenten Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Aktuell wird z.B. Vivando, Talendo, Dynali oder Kusabi empfohlen. Reine Azol-Produkte sollten noch nicht eingesetzt werden.
Fäulnis und Botrytisvorsorge:
Die Kombination einer fachgerechten Entblätterung und eines Botrytizideinsatzes kurz vor Traubenschluss stellt die wirksamste Maßnahmezur Fäulnisvermeidung dar. Nach wie vor sind Blütenrückstände in den Trauben zu finden und es ist allgemein von sehr kompakten Traubenstrukturen auszugehen.
Sofern noch nicht geschehen wird eine Behandlung kurz vor Traubenschluss in kompakten Sorten und Klonen dringend empfohlen. Zu diesem Zeitpunkt besteht letztmalig die Gelegenheit das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor frühzeitigen, latenten Botrytisbefall zu schützen.
Zum Einsatz kommen z.B. Switch, Teldor, Prolectus oder Cantus (Achtung: Wirkstoffgruppe „L“). Wie immer gilt es zu beachten, dass sorten- und lagenmäßige Unterschiede in der Entwicklung und in der Terminierung dieser Behandlung entsprechend berücksichtigt werden. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann der Mittelaufwand um bis zu 50% reduziertwerden.
Traubenwickler:
Der Flug der zweiten Generation Traubenwickler hat begonnen. Der Falterflug ist daher wieder regelmäßig und in kurzen Abständen zu kontrollieren.Für Behandlungsmaßnahmen in nicht verwirrten Flächen ist es derzeit nochzu früh.
Herbizideinsatz:
Vorhandene Stocktriebe sollten vor dem Einsatz systemischer Herbizide (z.B.glyphosathaltige Produkte) entfernt werden. Um eine Aufnahme der Wirkstoffe über die Wunden zu vermeiden, sollten diese eingetrocknet und verschorft sein (Mindestens 2 bis 3 Tage nach dem Ausbrechen). Generell ist bei der Herbizidausbringung darauf zu achten, dass die Mittel nur innerhalb von Rebflächen eingesetzt werden.
Esca:
Zu einem sehr frühen Zeitpunkt sind in einigen Anlagen bereits wieder symptomatische Reben bzw. abgestorbene Stöcke zu beobachten. Besonders das plötzliche Absterben ganzer Stockteile ist zu sehen. Eine direkte Bekämpfung ist derzeit nicht möglich. Betroffene Reben können jetzt jedoch markiert und im Winter einer Stammsanierung unterzogen werden.
Weinbergsbegehung
25. Juni: Adolzfurt, Parkplatz Weinkellerei Hohenlohe, 19:00 Uhr
Für weitere Begehungswünsche in anderen Ortschaften bitteWeinbauberatung kontaktieren.
Sonstige Hinweise:
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel - insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungenist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in dieKanalisation/Oberflächengewässer gelangen
- Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 27. Juni.
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