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Württemberg

Rebschutzhinweis Heilbronn: Auf gutem Weg

Der aktuelle Stand der Rebenentwicklung ist zufriedenstellend. Durch einen gewissen Vegetationsvorsprung kann in diesem Jahr mit einem frühen Lesebeginn gerechnet werden. Zu beachten sind die bevorstehenden Kontrollen zur Umstrukturierung. Die dazugehörigen Rechnungen müssen bis Mitte Juli eingereicht werden.

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Der Stand der Blüte unterscheidet sich derzeit je nach Region. Teilweise entwickeln sich bereits die Beerchen, andernorts wird noch auf den Blühbeginn gewartet.
Der Stand der Blüte unterscheidet sich derzeit je nach Region. Teilweise entwickeln sich bereits die Beerchen, andernorts wird noch auf den Blühbeginn gewartet.Pixabay
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Wie die Nationalmannschaft befinden sich auch die Reben auf halbem Weg zum Saisonhöhepunkt. Bei den Reben ist das die Traubenlese, bei den Fußballern die WM im Winter in Katar. Erste Etappenziele sind erreicht und einigermaßen positiv verlaufen. Unentschieden gegen Italien und England, sowie eine ganz vernünftig verlaufende Rebblüte lassen hoffnungsvoll in Richtung Herbst/Winter blicken.

Teilweise hat die Blüte in warmen Lagen bereits im Mai begonnen. An früh verblühten Träubchen ziehen die Beerchen schon an. Allerdings gibt es auch Lagen, Sorten und in den Rebstöcken auch einzelne Gescheine, die noch auf den Blühbeginn warten. Mit der prognostizierten Erwärmung zum zweiten Juniwochenende werden auch die Nachzügler rasch verblühen. Insgesamt kann von einem recht normalen Blühverlauf gesprochen werden. Damit sind größere Verrieselungserscheinungen unwahrscheinlich und die Grundvoraussetzungen für einen mengenmäßig vernünftigen Herbst sind gegeben – natürlich vorausgesetzt, es kommt zu keinen wetterbedingten Extremsituationen und „Verletzungen“.

Der Vegetationsvorsprung zu „Normaljahren“ beträgt fast eine bis zwei Wochen, was aller Voraussicht nach zu einem frühen Lesebeginn führen wird. Die Gefahr von früher Fäulnis im Herbst ist grundsätzlich besonders groß, wenn die Traubenkompaktheit zum Abdrücken von Beerchen führt. Dies ist natürlich abhängig von der Wasserversorgung während der Traubenreife, was sich naturgemäß leider nicht vorhersagen lässt. Eine wichtige vorbeugende weinbauliche Maßnahmen im Sinne der Taubengesundheit ist eine lockere Traubenzone. Eine angepasste Entblätterung der Traubenzone kann unmittelbar nach der Blüte beginnen. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen zur optimalen Anlagerung von Pflanzenschutzmitteln, für die Abhärtung der Beerenoberfläche durch Sonnenlicht und für zügiges Abtrocknen der Trauben nach Niederschlägen.

Nur in der Vollblüte besteht auch noch die Möglichkeit, mit den Bio-Wachstumsregulatoren Gibb 3, Berelex oder Regalis die Kompaktheit der Trauben zu beeinflussen. Speziell für größere Weinbaubetriebe, bei denen die Traubenlese mit der Lesemaschine geplant ist, sind lockernde Maßnahmen zur Verhinderung von Essigfäule noch wichtiger. Einsatzbedingungen sind den Gebrauchsanleitungen zu entnehmen.

Pflanzenschutz

Personospora:

Einzelne Ölflecken wurden in den letzten Tagen aus vielen Gemarkungen gemeldet. Dies ist nicht ungewöhnlich und nicht vergleichbar mit dem Peronosporajahr 2021. Aktuell sind auch keine stärkeren Infektionsbedingungen vorhergesagt. Im Prinzip reichen in solchen Phasen mit geringerem Pilzdruck Kontaktfungizide aus. Wer das Risiko noch weiter herabsetzen möchte, kann während der Rebblüte auch auf tiefenwirksame Produkte zurückgreifen.

Oidium:

Aktuell richten sich die Spritzabstände weiterhin nach Oidium. Der Spritzabstand in der Blühphase und bei starkem Beerenwachstums sollte zehn Tage keinesfalls übersteigen. In empfindlichen Sorten (zum Beispiel Cabernet Dorsa) wurden in Einzelflächen bereits zu diesem frühen Zeitpunkt starke Sekundärinfektionen an Gescheinen und Blättern gemeldet, herrührend aus Zeigertrieben. Dies zeigt, wie stark der aktuelle Oidiumdruck einzuschätzen ist. Die nächsten drei Wochen befinden sich die Beerchen weiterhin in einer sehr empfindlichen Phase. Daher ist der Mehltaupilz weiter konsequent vorbeugend zu bekämpfen. Bei einer Behandlung in die Rebblüte wird eines der drei folgenden hochwirksamen Mittel empfohlen: Luna Experience, Luna Max oder Sercadis. Wegen nicht vollständig auszuschließender Minderwirkungen von organischen Mitteln in einzelnen Flächen wird die Zugabe von Netzschwefel (3,6 kg/ha), auch in der Blüte, empfohlen.

Tipp: Wer in der Vergangenheit Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der Spritzung in die abgehende Blüte speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren. Diese optimierte Behandlung zusammen mit den genannten Mitteln sollte als wesentliche Grundlage zur Verhinderung von Traubeninfektionen gesehen werden.

Hinweis: Prosper und Luna Max (enthält auch den Prosperwirkstoff) nicht hintereinander einsetzen. Die „Prosperfirma“ will auch hier den strikten Wirkstoffwechsel.

Zur Abwechslung der Mittel hinsichtlich der Resistenzvorsorge sollte immer auf die empfohlene Oidiumstrategie geachtet werden. Die Mittel der Resistenzruppe „L“ sollten einmal in der Saison zum Einsatz kommen. Zu diesen Produkten gehören im Oidiumbereich Luna Max, Luna Experience, Sercadis und Collis. Bitte beachten: Bei den Bortrytismitteln gehören auch Cantus und das Mittel Kenja zur „L“ Gruppe.

Umstrukturierung

Ab Juni beginnen die Kontrollen zur Umstrukturierung. Nach der Pflanzung oder nach der Installation von Tropfbewässerungsleitungen müssen die jeweiligen Rechnungen beim Landwirtschaftsamt eingereicht werden. Letzter Termin ist Freitag, der 15. Juli 2022. Mit der Einreichung der Rechnung wird die offizielle Kontrolle der Flächen ausgelöst und damit die Voraussetzung für eine zügige Auszahlung der Fördermittel geschaffen. Eine Verpflichtung zur Erstellung des Drahtrahmens besteht nicht mehr. Tropfschläuche, die auf den Boden gelegt werden, müssen zumindest oben und unten an der Rebzeile fix zum Beispiel mit einer Schnur oder einem Kabelbinder an der Rebe oder dem Pflanzstäbchen befestigt sein.

Vor Einreichung von Rechnungen zur Umstrukturierung ist immer zu prüfen, ob sich die beantragte Flächenangabe bezogen auf das jeweilige Flurstück geändert hat. Sanktionsrelevant sind Flächenänderungen nur, wenn die beantragte Fläche mehr als 20 Prozent im Vergleich zur tatsächlichen Pflanzfläche beträgt. Kleinere Abweichungen werden im Rahmen der Kontrollen automatisch korrigiert. Änderungen sind schriftlich vor Einreichen der Rechnung beziehungsweise vor Kontrolle der Fläche über den/die Sachbearbeiter/in beim Amt zu melden.

Sonstiges

  • Die Mittelmenge berechnet sich aktuell mit der 3 bis 3,5-fachen Basisaufwandmenge, je nach Entwicklungsstand der Rebanlage.
  • Brennesseln jetzt stehen lassen! Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanzen (zum Beispiel Brennesseln) gezwungen, andere Pflanzen, zum Beispiel die Rebe anzufliegen. Das gilt es zu verhindern
  • Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sollten zum Termin abgehende Blüte bis Traubenschluss mitbehandelt werden
  • Junganlagen sind ab circa 20 cm Wuchshöhe ebenfalls mit einem Schutzbelag gegen die Pilzkrankheiten zu behandeln. Hier genügt ein Kontaktfungizid gegen Peronospora zusammen mit 0,2 Prozent Netzschwefel. Vorzugsweise Mittel sparend mit dem Rückenbutten behandeln (einfach konzentrierte Brühe genügt hier). Weiter können aus Ertragsanlagen jetzt auch Raubmilben mit Ausbrech- oder Schnittlaub angesiedelt werden
  • Das alternierende (jede zweite Gasse) Walzen oder Mulchen fördert die Biodiversität (Artenvielfalt) und das optische Erscheinungsbild der Weinberge. Es gibt sehenswerte Beispiele in der Weinlandschaft
  • Vor Gewitterniederschlägen muss an Erosionsschutz gedacht werden. Dies gilt ganz speziell für Junganlagen! Etablierte Begrünung in Ertragsanlagen verhindert sehr zuverlässig Erosion. Deshalb ist jede Bodenöffnung im Hangbereich zu hinterfragen.

Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Anwenderschutz und Bienenschutz, sind immer zu beachten. Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden: https://heilbronn.landwirtschaft-bw.de/pb/MLR.ULBHN,Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau

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